Konzertsommer im Revier – NOYCE™ und ROTERSAND

Oh, mein Gott, was für ein wundervoller Abend!
Für euch, liebe Leser, die ihr nicht dabei wart sei erklärt, was wir meinen: In diesen entbehrungsreichen Zeiten sind es nicht allein die wenigen musikalischen Darbietungen, die einen mitreißen. Es ist immer ein Gesamterlebnis, wenn man alte Freunde trifft, gemeinsam trinkt (natürlich nur Wasser, aromatisiertes Wasser, also -ähm- …; Anm. der Redaktion) und feiert. So war es dann auch am Freitagabend bei NOYCE™ und ROTERSAND im Rahmen des „Konzertsommer im Revier“ im Zelt des Zirkus Probst in Gelsenkirchen. Kaum dass die Tore zum Gelände geöffnet wurden, fühlte man sich wie auf einer Klassenfahrt. Es waren gefühlte gut 300 Freunde um einen herum. Und dieser Assoziation folgend erinnert auch der Zeitplan bei diesen Veranstaltungen immer ein wenig an die Schulzeit. Aufgrund der strikten behördlichen Auflagen ist der Zeitplan sehr eng und wird ohne Abweichungen eingehalten. Zum ersten Mal während dieser Konzertreihe wurde der Abend tatsächlich mit Zirkusmusik eröffnet.

NOYCE™

Und dies nicht ohne Grund, denn der „Merchman of the year“ (J.P. Reuter, Management von NOYCE™; Anm. der Redaktion) hatte seine Wettschulden bei ROTERSAND eingelöst, trat als Pinguin verkleidet in die Manege und gab „Fachwissen über flugunfähiges, tiefgekühltes Geflügel“ zum Besten. Wer die Band und deren Protagonisten nicht kannte, hat natürlich erst einmal schräg geschaut. Manch ein Gesichtsausdruck amüsierte dabei sogar noch mehr als die Darbietung JPs. Das Zelt füllte sich rasch, wurde aber leider während der Vorstellung von NOYCE™ nicht ganz voll. Man könnte jetzt den erhobenen Zeigefinger schwingen und etwas von Respekt und „…in diesen Zeiten…“ faseln, aber den Punkt überspringen wir hier mal großzügig. Die Band hat auf jeden Fall mehr verdient. Eröffnet hat die Truppe um Florian Schäfer den musikalischen Reigen mit einer Premiere, einem ganz neuen Stück mit hochaktuellem lyrischem Inhalt. Alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß, sowohl in der Manege, als auch drum herum. Die Musiker waren in Spiellaune, Florian ging in seiner Perfomance auf und das Publikum genoss es. Wie immer blieb das Gefühl, dass es viel zu schnell vorbeigeht. Leute, wenn ihr die Chance habt, NOYCE™ live zu erleben, nutzt sie. Es wird euch mehr geboten als „nur Musik“, denn NOYCE™ sind ein Gesamtkunstwerk. Einziges Manko war der leider nicht ideal abgemischte Sound, dass es dort besser geht, wurde bereits mehrfach bewiesen.

 

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Fotos: Cynthia Theisinger

Setlist NOYCE™:
01. Cirque Des Rebelles (Intro)
02. When It Hurts
03. Propaganda
04. Tagwerk
05. Year 03
06. This World
07. Coma
08. Heimat
09. Adore
10. Sense Of Despair
11. Fall[Out]

ROTERSAND

 

ROTERSAND sind nicht dafür bekannt, pausenlos auf Tour zu gehen. Daher sind die spärlichen Gigs ohnehin schon Highlights für die Fans. Jetzt zur Corona-Zeiten gilt das natürlich nochmal in besonderem Maße. Als eins der ersten angekündigten Konzerte der Reihe „Konzertsommer im Revier“, war die Begeisterung bei der Bekanntgabe entsprechend groß. Unterstützt von NOYCETM wurde es für beide Bands gewissermaßen ein Heimspiel im Zirkus Probst Gelsenkirchen.
In Zeiten steigender Infektionszahlen schauen natürlich alle Behörden ganz genau hin, ob die Hygienekonzepte wirklich Hand und Fuß haben und dass die Veranstalter (Kulttempel Oberhausen und Pluswelt Promotion) hier alle geplanten Shows der Reihe durchziehen durften, gab den Besuchern ein gutes Sicherheitsgefühl.
Es ist aber auch eine tolle Atmosphäre in dem runden Zirkuszelt mit der Bühne mittig in der Manege, das muss man als großen Pluspunkt hervorheben. Sowohl die Sicht als auch der Sound waren beim Headliner rundum klasse. Lediglich die Holzbänke in den oberen Reihen sind nicht für jeden Besucher geeignet, da sie sehr schmal sind und die Beinfreiheit ebenfalls knapp bemessen.
Nach einer kurzen Pause im Gastro-Zelt (Popcorn bei Konzerten – großartig!) rief das Intro jedenfalls alle zurück auf die Sitze, aber dann auch gleich wieder hoch.

ROTERSAND startete energetisch mit „Who Are We Now?“ vom aktuellen Album „How Do You Feel Today?“ und die Menge hatte zwar oftmals schon einige der Zirkusgigs besucht (Wiederholungstäter!), aber jedes einzelne dieser Konzerte wurde wie ein kostbares Kleinod begeistert aufgenommen und die Zuhörer saugten die seltenen Momente auf wie Verdurstende in der Wüste. Die nächsten Songs waren älter bis mit „Whatever“ wieder ein aktuelles Stück seinen Weg in die geneigten Gehörgänge fand. Klassiker gab es natürlich dennoch in Hülle und Fülle, sei es „I cry“ oder „Merging Oceans“. Nicht nur das Publikum war absolut im Delirium lang entbehrter Elektroträume, auch in der Manege merkte man den Dompteuren die Freude darüber deutlich an, endlich wieder auftreten zu dürfen. Rascal und Krischan feuerten aus allen Ohren und wir sprangen willig durch jeden brennenden „Song-Reifen“, der uns präsentiert wurde. Getanzt wurde natürlich auch reichlich, sofern die Platzverhältnisse dies zuließen und natürlich wurde auf das Einhalten von Abständen geachtet. „War On Error“ holte gegen Ende auch nochmal diejenigen von den Plätzen, die sich gerade ausruhten. Doch ohne Zugabe ging natürlich gar nichts. Das vielschichtige „Welcome Home“ von 2016 besticht durch Kontraste zwischen Text und Sound und wurde abgelöst durch die entfesselte Hymne „Exterminate – Annihilate – Destroy“. Die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt längst auf dem Siedepunkt, aber die Show war nach „Hush“ dann leider endgültig vorbei. ROTERSAND darf seine Angewohnheit, seltener aufzutreten als manche Kollegen gerne nochmal überdenken. Die Fans würden jedenfalls dankbar sein und jederzeit wieder zusammenströmen, um handgemachten Future Pop zu zelebrieren.

 

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Fotos: Cynthia Theisinger

Setlist ROTERSAND:

01. Who Are We Now?
02. Rushing
03. About Us
04. Whatever
05. Waiting TO Be Born
06. First Time
07. I Cry
08. Merging Oceans
09. Silence
10. Electronic World Transmission
11. Torn Realities
12. You Know Nothing
13. War On Error
14. Welcome Home
15. Exterminate – Annihilate – Destroy
16. Undone
17. Hush

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