Konzert: SERUM 114 “Im Zeichen der Zeit” Release Show

Es war so weit, SERUM 114 stellten ihr am 18.09.2020 erschienenes neues Album „Im Zeichen der Zeit“ (lest hier unsere Beurteilung) live in einer Release Show vor. Wir waren für euch dabei.
Einlass war offiziell um 19 Uhr, aber schon recht früh fanden sich Fans am Zelt des Zirkus Probst in Gelsenkirchen ein, darunter auch etliche, die ihre Tickets bei einer von der Band inszenierten Verlosung gewonnen hatten.
Um 20 Uhr sollte die Show starten, jedoch haben sich die Jungs an ihrem Titel „Punk Rock Show“ (der gar nicht auf der Setlist stand) orientiert. Darin heißt es: „…bevor es auf die Bühne geht ist allen klar, wir sind zu spät…“. Und so begann die Band erst mit zirka 20 Minuten Verspätung ihr Programm. Auf die Bühne, beziehungsweise eher in die Manege kam die Band im Zirkusdirektoren- Outfit. Uniformierte Punks, gab es das schon mal? Das war also definitiv “Im Zeichen der Zeit”.

Los ging es mit „Wo wir zu Hause sind“ und sofort feierte das Zelt. Nach dem zweiten Titel – beide waren noch nicht vom neuen Album – hielt Esche seine erste Ansprache des Abends. Er begrüßte das Publikum kraftvoll, voller Elan und verkündete, dass „jemand durch den Feuerring springen“ könnte auf dieser „geilsten Bühne“. Er blödelte mit Bassist Markus und verkündete, das er sich ein „Loch in den Arsch freut“, das ihr „sechstes Kind“ am Folgetag endlich erscheinen wird. Dann wurde wieder musiziert, immer noch ohne neues Material. Die 4+1 Frankfurter – es gab einen Pianisten im Line Up, aber dazu später mehr – tobten durch die Bühne wie Flöhe durchs Puppenhaus. Man hatte sichtlich Spaß, sowohl in der Manege, als auch außerhalb. Denn das Publikum feierte die Band anständig. Klar, es ist nicht zu vergleichen mit früheren Zeiten (boah ey, klingt das alt), wo man pogte und im Moshpit aufeinanderprallte. Es war sehr brav und Corona- Regelkonform, aber dennoch ausgelassen, also auch dies im Zeichen der Zeit. Esche versprühte pure Freude über die Möglichkeit dieser Show im Zirkus und sagte, das die Band es wie Helge Schneider hielte und „nicht vor Autos oder Strandkörben spielen“ würde. Er erwähnte dabei auch, das manche Kinder „Arschlöcher“ seien, so auch ihr neues Album, es wäre aber „ein nettes Arschloch“. Dafür sei seine „Band alt und fett“, was dann auch gleich ausführlich im folgenden Titel, dem ersten aus dem neuesten Werk “Im Zeichen der Zeit” erläutert wurde. „Meine Band“ ist eine herrlich ironische Abrechnung mit den Kollegen. Und so gab es gleich noch 3 weitere neue Songs auf den reichlich gedeckten Tisch. Zwischendurch bedankte sich der Sänger der verrückten Kombo beim Zirkus Probst dafür, dieses Zelt nutzen zu können und dort spielen zu dürfen. Er meinte „wo Gläser steh´n ist Zuhause schön“ und stellte damit den Song „Zuhause ist schön“ vor.
Dann kam ein Klassiker vom Album „Deine Stimme, dein Gesicht“: Junge. Und er passt einfach immer, dachte sich auch das Publikum und sang lautstark mit. Im Anschluss knallte das DEICHKIND- Cover „Illegale Fans“ durch das Zelt und Esche tanzte wie ein Berserker im Kreise durchs Zelt. Wir haben nun schon einige Veranstaltungen in diesem Leichtbau nach indigenem Vorbild erleben dürfen, aber noch niemand hat die komplette Manege so ausgiebig genutzt wie SERUM 114.
Als Einleitung zum Titel „Stadt die wir lieben“ fragte er ringsum im Publikum nach deren Herkunft. Er erdreistete sich tatsächlich, sich über Gelsenkirchen lustig zu machen. Die war natürlich rein ironisch gemeint, ein „fishing for BUHs“, die er dann auch bekam, wenngleich eher verhalten, da von dort die wenigsten Gäste kamen. Esche verwies dabei auf die deutlich größere Schönheit von Lübeck. Nach der Stadthymne verkündete er auch schon das Ende der Veranstaltung, man solle darüber nachdenken, ob „Corona uns faul gemacht“ habe und man nehme jetzt „Abschied“. Somit war der Name des Liedes auch Programm, denn es stand tatsächlich ein kleiner Abschied an. Das Konzept der Vermietung des Zeltes durch den Zirkus sieht nämlich Programmpausen vor, damit die Hausherren mit dem Verpflegungsangebot etwas an Einnahmen generieren können. Esche bedankte sich abermals bei der Familie Probst und hielt uns an, „ein Bier und noch ein Bier und noch 14 Bier“ zu trinken, da „jedes Bier den Kamelen zu Gute kommt“ und dann den zweiten Teil der „Im Zeichen der Zeit“ Release Show zu genießen.

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Nach der Pause überraschte uns der Bühnenaufbau. Gemäß dem Schlagabtausch zwischen Esche und Markus hat das „mit den Barhockern ja mal nicht geklappt“ und nun stehen da halt Stühle. Wer nun die Barhocker im Proberaum vergessen hat, ließ sich trotz der höchst amüsanten Schlammschlacht zwischen den beiden nicht abschließend klären.
Also Stühle auf der Bühne, hmmm. Höckerchengymnastik? Nach so langer Zeit ohne Auftritte schwache Fahrgestelle? Nein, klassischer Aufbau für ein Akustik- bzw „Unplugged-“ Set. Es gäbe nun „Schmankerl Stücke, dabei könnten Elefanten Saltos machen“. Den Auftakt machte „Verlieren heißt“, das in dieser Form richtig beeindruckte. Dann folgte mit „Las Vegas“ ein ganz besonderes Stück, bei dem die 4 Frankfurter Würstchen, äh, Jungs durch einen fünften Herrn am Piano und einer Slide Guitar unterstützt wurden. Punk meets Country, großes Kino. Dann wurde es sentimental. Mit der neuen Ballade „Zeit steh still“, die Esche teils allein mittig der Manege stehend vortrug, sorgte die Band für einen echten Gänsehautmoment. Nach „Glauben verloren“ bildete dann das nächste neue Stück „Wir scheitern voran“ den Abschluss dieser Unplugged Session.
Es wird wieder gerockt und getobt zu „Abgefucktes Leben“, den Opener des neuen Albums „Im Zeichen der Zeit“, bevor Esche mit erhobenem Mittelfinger den Song „Ich mag dich nicht“ choreographierte. Den offiziellen Abschied bildete dann „Viel zu lange her“. Dummerweise hatten sich die Jungs beim furiosen Finaloutro bei RAGE AGAINST THE MACHINEs „Killing In The Name“ bedient und das berühmte Intro adaptiert. So ließen sie sich dann auch gerne zu einer Zugabe überreden und präsentierten genau diesen Klassiker im SERUM 114 Kleidchen, bevor dann endgültig die Lichter aus gingen.

Wir waren wirklich glücklich und traurig zugleich, als wir das Zelt verließen. Traurig, weil es gefühlt viel zu schnell vorbei war. Glücklich, weil es eine richtig wilde und positive Show war, die wir dort erleben durften. Sind Punkkonzerte üblicherweise auf der Bühne eher statisch und in der Arena tobt dann der Mob, war es hier umgekehrt. Das Publikum blieb brav auf den ihnen zugewiesenen Plätzen, feierte dort aber so ausgelassen wie möglich. Die Band wiederum sprühte vor Lebensfreude und ließ die im letzten halben Jahr angesparte Energie hemmungslos raus. Selten eine Band gesehen, die in einem so weiten Raum so dermaßen Präsent ist.
Dazu ein erstklassiger Sound, da gilt hier noch ein Dank den Herren an den Reglern.
Leute, nutzt die Chance und besucht die Konzerte zur 2021er “Im Zeichen der Zeit” Tour von SERUM 114, ihr werdet es nicht bereuen.

Setlist:
Wo wir zu Hause sind
Sorgenkind
Kopfüber ins Nichts
Durch diese Augen
Meine Band
Freiheit
Ich bin so/ Jeden Tag jede Nacht
Zuhause ist schön
Junge
Illegale Fans [DEICHKIND]
Wilde Zeit
Stadt die wir lieben
Abschied

Verlieren heißt
Las Vegas
Zeit steh still
Glauben verloren
Wir scheitern voran
Abgefucktes Leben
Ich mag dich nicht
Viel zu lange her
Killing In The Name [RATM]

Die weitere Tour mit Unterstützung von DRUNKEN SWALLOWS & BIEST:

11.02.21 DE – Essen / Turock
12.02.21 DE – Leipzig / Hellraiser
13.02.21 DE – Nürnberg / Hirsch
18.02.21 DE – Saarbrücken / Garage
19.02.21 DE – Hamburg / Docks
20.02.21 DE – Frankfurt / Batschkapp
25.02.21 DE – Stuttgart / LKA Longhorn
26.02.21 DE – München / Technikum, Tonhalle
27.02.21 CH – Pratteln / Z7

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