“Wenn es nicht brennt ist es Bier” – MONTREAL in der Autokultur Hannover

Auch, wenn sich der Veranstaltungskalender hinter dem Hannover Autokino langsam leert, stehen noch immer viele Hightlights an. Eines davon ist die Punk-Rock-Band MONTREAL, welche den langen Weg aus Hamburg antritt. Zusätzlich gibt es ein Vorprogramm in Form von GRUNDHASS, eine Ein-Mann-Akustik-Punk-Band. Dafür treten manche auch den langen Weg aus Österreich an.

Was macht man, wenn man alleine mit einer Gitarre bewaffnet auf die Bühne kommt und nur Autos vor sich sieht? Man nimmt es mit Humor. Zumindest macht es GRUNDHASS so. „Ich mach jetzt mal ein bisschen Blödsinn hier“, sagt er und startet in sein Set. Gerade in solchen Momenten ist das Autokino besonders komisch. Wo sonst die Band unter sich agiert, ist er auf sich alleine gestellt. „Wenn ihr Feedback wollt, dann filmt doch einfach und verlinkt mich auf instagram oder sonst was“, sagt er daher. „Direkt in meinem Sichtfeld steht ein Porsche – wer hat dich denn hier reingelassen? Und direkt davor ein kaputter Golf und ein Smart.. das sind meine Leute!“ spaßt er weiter. Beim letzten Song wird noch schnell der Part zum Mitsingen durch die Lichthupe ersetzt. Nach 30 Minuten verlässt er mit den Worten „Ihr seit wundervolle Autos“ unter lautem Gehupe wieder die Bühne.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Als kurze Zeit später MONTREAL auf die Bühne kommt, ist das Gehupe wieder laut. „Ist das hier ein Konzert oder eine Hochzeit in Neukölln?“ werden wir gefragt. Alles, was danach das gesamte Konzert über gesagt wird, ist unmöglich komplett wiederzugeben. Wer MONTREAL kennt weiß, dass sie zwischen den Songs sehr viel reden und dabei nichts ernst nehmen. Ich versuche mein Bestes, aber für die ganze MONTREAL-Experience solltet ihr aber unbedingt ein Konzert selber besuchen. Die Band will zwar auf Späße zum Thema Auto verzichten, aber Einer muss sein. „Mit welchem Song kann man wohl dieses skurrile Konzert beginnen? Natürlich mit diesem!“ und es ertönen die ersten Töne von „Kino!?“. Dann fällt jedoch der Porsche in den ersten Reihen auf. “Guck mal hier ein Porsche mit Cabrio – haben wir dem schon Merch verkauft?“ – irgendwie dreht sich am Ende doch alles um Autos.

Immer wieder fordert die Band auf, das Hupen zu unterlassen. Dieser Bitte kommen die Fans jedoch meistens nicht nach. Als zwischendurch ein Klatschen zu hören ist, heißt es dann „Macht das nochmal, Fenster auf und klatschen – so wie früher“. Wenn nun alles so wie früher wäre – zumindest auf Konzerte bezogen. Natürlich ist auch das Trinken immer wieder Thema. So wird den Beifahrern immer wieder zugeprostet, über das eigene Trinkverhalten ohne die fehlenden Leuten vor einem erzählt oder, als Scherz gemeint, ein Schnaps vom Publikum auf die Bühne bestellt. Womit sie dabei selbst nicht gerechnet haben: Ein Bier und ein Wodka schaffen es wirklich auf die Bühne. Hierbei fällt auch der Satz “Wenn es nicht brennt ist es Bier”, welchen ich einfach ohne Kontext so stehen lassen möchte. Sehr erfreut haben MONTREAL auch einige Pappschilder: „Find ich gut, dass auch ein Fahrer ein Saufschild hochhält“, auf welchem ein simples “Prost” steht.

Immer wieder regnet es den Abend vereinzelt. Für Fans dennoch kein Grund das Schiebedach zuzumachen. Regenschirm raus und weiter feiern. Bisher hat es sich bei keinem Autokonzert keine Band nehmen lassen, durch die Reihen zu laufen. So Rennt Max Power eine Runde über den Platz, während das Spektakel von Hirsch und Yonas kommentiert wird. Dabei trägt er natürlich eine Maske, die er vorher von Hirsch genommen hat. Diese aber andersrum, denn mehrere Personen sollen ja nicht die gleiche Maske tragen. Dies ist natürlich mit einem hauch Ironie zu nehmen.

MONTREAL spielt heute ihr 800. Konzert, was den Abend direkt doppelt besonders macht. Dadurch und durch das Autokino. Zur Feier des Tages gibt es eine Premiere. Den Song “Benzin” von einer kommenden EP mit 6 Songs, welche alle von aufgelösten Bands sind, MONTREAL aber die Lieder gut findet. Im Zuge dessen wird auch in dieser Nacht ein weitere Song veröffentlicht.

Eins darf aber auch keinem Konzert fehlen: Die Prüfung, ob der Song “120 Sekunden” auch wirklich so lang ist, wie der Name verrät. Hierzu wurde die Uhr vor der Show sterilisiert, glaubt die Band zumindest, und zwei Personen aus dem Publikum aus dem gleichen Haushalt, in diesem Fall ein Vater mit Tochter, auf die Bühne geholt. „Setzt euch ruhig ohne Ohrenschützer vor das Schlagzeug ist schon ok“, kommentiert Hirsch. Am Ende ist jedoch alles gut und die beiden verlassen freudestrahlend die Bühne.

Später lässt es sich auch Hirsch nicht nehmen, einmal durch die Menge zu laufen, bewaffnet mit einem Funk-Mikro, welches erst nicht richtig möchte. Dies wird kurzerhand als “Campino-Moment” betitelt. Das darauf angestimmte “Es kommt die Zeit” vom Song “Wünsch dir was” wird daraufhin lauthals weiter mit gesungen. “Ach jetzt könnt ihr singen?“ fragt Yonas und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Derweil macht Hirsch sich auf den Weg von der Bühne und singt den Song “Alleine mit mir”, während GRUNDHASS (Grundi) den Bass spielt.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Nach 90 Minuten kommt das Konzert dann langsam zum Ende. „Nächstes mal wieder mit anfassen – dafür stehen wir mit unserem Namen“ verspricht uns die Band und bedankt sich dafür, dass wir alle hier sind und MONTREAL dadurch das machen kann, was sie immer wollen. Sie wissen dabei selber nicht, ob sie das Experiment als Zuschauer mit gemacht hätten, sind aber sehr glücklich, dass wir es gemacht haben. Als letzten Song gibt es noch “Tag zur Nacht”, bevor die drei nochmal eine Ehrenrunde über den Parkplatz machen und sich dabei bei vielen Fans erkundigen, wo diese herkommen und machen noch einige Fotos mit verschiedenen Autos. Das angekündigte freundschaftliche Außenspiegelabtreten bleibt dabei aber aus.

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