KNORKATOR – Zweck ist widerstandslos Tour 2019

KNOR – KA -TOR – Drei Silben, von denen jede einzelne für den größten Heidenspaß steht, den man mit einer Metal-Gruppe überhaupt erleben kann!

Den Titel “meiste Band der Welt” verdienen sie dafür, uns die meiste Unterhaltung zu bieten. Und die beginnt bei KNORKATOR nicht erst beim Intro! Nein, sie haben sogar für die eine Stunde Wartezeit vorgesorgt, die man nach dem Einlass für gewöhnlich nur mit Rumstehen und Vorfreude verbringt.

Beim Betreten der Live Music Hall fiel dieses Mal eine Leinwand auf der Bühne auf.

Die diesjährige “Pausenunterhaltung” bestand aus dem Abspielen von Musikvideos von Künstlern wie Ed Sheeran, Miley Cyrus, den Jonas Brothers etc. – nur dass die Videos neu und zwar grauenhaft schlecht synchronisiert worden waren. So machte Ed Sheeran in dieser Version beispielsweise den Eindruck eines Eichhörnchens auf LSD, dessen “Stimme” immer wieder kieksend ins Falsett kippte, während der gequälte Hörer die wohl schlimmste Version aller Zeiten von “Shape of you” auf die ungeschützten Ohren bekam. Selbst Rammstein blieben nicht verschont, ihr Live-Video vom Download-Festival mit “Du hast” wurde mit bluesigen Rhythmen unterlegt, die die Szenerie akustisch in ein 60er-Jahre-Bordell zu verlegen schien und es jeglichen Rockcharakter einbüßen ließ.

Die armen Securitys hatten wohl ihren Vertrag nicht richtig gelesen und wussten nicht wie Ihnen geschah. Doch Ihnen blühte noch viel mehr an diesem zauberhaften Abend, denn nach der Ohrenfolter erlösten Knorkator uns endlich mit “Absolution” und machten aus der ausverkauften Live Music Hall ein Tollhaus sondergleichen.

Viele Ansagen gab es im ersten Drittel unterdes nicht. Stattdessen jagte ein Hit den nächsten, bis uns mit “Revolution” und “Am Arsch” die ersten Songs vom neuen Album “Widerstand ist zwecklos” präsentiert wurden.

Nach zwei weiteren Oldies wurde  dann beim ebenfalls neuen Song “Buchstabensuppe” das Publikum beim Mitsingen durch eine Flipchart mit “Text” unterstützt. Das Handy eines Mädchens der ersten Reihe wurde von Stumpen derweil kurzerhand beschlagnahmt und erhielt ein unfreiwilliges Gastspiel in dessen Hose. Das Rezept ging jedenfalls auf und die Suppe gelang aufs Trefflichste, aber nur von Suppe wird bekanntlich keiner satt und das Publikum gierte bereits nach dem nächsten Gang.

Mit “Ring my Bell” und “All that she wants” werden jedoch zunächst einmal zwei Cover kredenzt, womit man sich die Arbeit gespart hätte, Songs selbst zu schreiben, wie Stumpen ironisch anmerkt.

Visuell gab es durchaus auch wieder einiges zu sehen. Stumpens bekannter Striptease,  sich während des Gigs bis auf die Unterwäsche auszuziehen, erfreute auch dieses Mal wieder die Fans und enthüllte die fast flächendeckenden Tattoos des Frontmanns. Seine Genossen bekamen zwischendurch immer mal wieder Funken- oder Glitzerkonfettiregen ab, was zumindest Gitarrist Buzz Dee wie üblich gelassen hinnahm.

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Fotos: Lars Lorbeer

Doch nun wurde es Zeit für eine weitere Knorkator-Tradition, denn das Publikum wird von den Fun Metalern gerne in die Performance einbezogen. Und so wurden kurzerhand zwei in etwa gleich große Mädchen im Publikum ausgespäht und auf die Bühne gebeten. Dort durften sie dann während des selbstironischen Hites “Ich hasse Musik” als lebender Keyboardständer für Alf Ator fungieren.

Doch die Könige des Klamauk können auch anders, wie sie schließlich mit dem nachdenklich-melancholischen Song “Weg nach unten” bewiesen. Gerade weil die Show so schreiend bunt und die üblichen Songs so temporeich anmuten, ist den fünf Musikern die Aufmerksamkeit der Menge besonders gewiss, wenn es plötzlich ruhig und ernst auf der Bühne wird.

Doch gleich danach wurde wieder die Trash-Kanone abgeschossen, denn bei “Für meine Fans” enthüllte Stumpen unter dem Glitzerrrock plötzlich sehr spezielle Gummi-Panties mit Muschi an prädestinierter Stelle.

Und dann war es soweit: Knorkators größter und allseits beliebter Überhit “Wir werden” (alle sterben) animierte die gesamte Menge zum Mitsingen. Der Schreiber dieser Zeilen erhielt auch selbst das Mikro überreicht und durfte einen Refrain lang Textsicherheit beweisen.

Und dann? Alles vorbei? Tatsächlich in Frieden sterben?

Natürlich nicht! Zweimal noch betrat Knorkator die Bühne und es wurde sogar ein offenbar von Alf Ator verfasstes Gedicht über den missglückten Versuch einer Selbstbefriedigung mit Hilfsmitteln vorgetragen, das wegen seines Endes in der Notaufnahme hoffentlich nicht als autobiographisch angesehen werden muss. Das Publikum, das während nahezu des ganzen Konzertes ausgiebig moshte und unermüdlich auf und ab sprang, hätte sicherlich noch eine Stunde weiter getanzt, aber nach “Warum” war dann endgültig Schluss. Erleichtert waren sícherlich nur die Securitys, die angesichts des brodelnden Kessels sichtlich angespannt waren und sich immer wieder hilflos Blicke zuwarfen.

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Fotos: Lars Lorbeer

Was ist abschließend über diesen wundervollen Konzertabend zu sagen?

Auch wenn Knorkator als Könige des Klamauk gelten, darf man dabei eines nicht außer Acht lassen: Ihr bahnbrechender Erfolg in Deutschland ist sicherlich auch dem großartigen technischen Können der Bandmitglieder zu verdanken. Stumpen, Alf, Buzz Dee, Rajko und Nick hätten dank Ihrer Fähigkeiten auch die tausendste Thrash-Metal- oder die zehntausendste Power-Metal-Band gründen können. Stumpen hätten mit seiner klassischen Gesangsausbildung sicherlich auch noch ganz andere Wege offen gestanden. Dafür, dass sie das nicht getan haben, sondern uns seit 25 Jahren mit technisch hoch entwickeltem Fun Metal erfreuen, gebührt der Chaostruppe ewiger Dank!

SETLIST  KÖLN

  1. Absolution
  2. Du nich
  3. Es kotzt mich an
  4. Ein Wunsch
  5. Revolution
  6. Am Arsch
  7. Alter Mann
  8. Eigentum
  9. Buchstabensuppe
  10. Ring my Bell (Anita Ward-Cover)
  11. All that she wants (Ace of Base-Cover)
  12. Ich bin der Boss
  13. Klartext
  14. Hardcore
  15. Ich hasse Musik
  16. Krieg
  17. Rette sich wer kann
  18. Böse
  19. Weg nach unten
  20. Für meine Fans
  21. Wir werden

Zugabe

  1. Verflucht und zugenäht
  2. Zähne putzen, Pullern und ab ins Bett
  3. Zu kurz

Zugabe II

  1. Warum

Anmerkung: Die Bilder stammen von der Show in Hannover – der Redakteur des Textes war in Köln anwesend.

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