Humppainfarkt! ELÄKELÄISET rocken die Faust in Hannover
Ursprünglich geschrieben für cybmag.de
Draußen gibt es die ersten alkoholischen Getränke und den ersten kalten Wind seit Wochen. Drinnen Humppa! Und zu zwar nicht zu knapp: Zu Gast ist die finnische Band Eläkeläiset und bringt das Kulturzentrum Faust in Hannover ordentlich zum Feiern.
Achtung Humppa-Zone! Betreten auf eigene Gefahr – Eltern haften für ihre Kinder!
Diese Warnung hätte man ohne Übertreibung groß und in Leuchtschrift vorne an der Tür des Kulturzentrum Faust anbringen können, ohne dabei zu übertreiben.
Eläkeläiset – zu Deutsch “die Rentner” – sind unterwegs und spielen heute zur Eröffnung ihrer 25 Jahre Eläkeläiset Tour in Hannover. Im Schlepptau haben sie nicht nur allerlei Altlasten, sondern auch ihre brandneue Platte „Humppainfarkt“ die erst am 14. September dieses Jahres veröffentlicht wurde. Aber zurück zum Konzert: Die 60er Jahre Halle wirkt um Punkt 20.00 Uhr noch etwas ausgestorben. Nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne. Sollte es nicht eigentlich schon losgehen? Die Finnen lassen sich Zeit – derweil bringt sich vor der Bühne noch manch‘ einer eigenhändig auf Betriebstemperatur.
Mit einigen Minuten Verspätung beginnt dann der Einzug der Humppatoren. Eläkeläiset waren schon nicht die jüngsten, als sie angefangen haben und heute ist für einige von ihnen der Name schon Programm. Aber frei nach ihrem Motto „Old is not dead“ wird noch fleißig weiter das Tanzbein geschwungen. Also macht man es sich auf der Bühne bequem, altersgemäß auf gepolsterten Stühlen, mit Bierflasche und Weinglas. Zuerst werden aber von Lassi Kinnunen die Grundregeln erläutert:
„Erstens – HUMPPA! Zweitens – HUMPPA! Drittens – für mehr Humppa heißt es: Hoch die Hände Wochenende!““
Den nächsten Song gibt es nämlich nur, wenn alle Arme oben sind. Auch die hinten in den letzten Reihen. Des Weiteren gilt: Die Titel aller, im weiteren Text erwähnten, Songs wurden aus Gründen der besseren Erkennbarkeit stilistisch abgewandelt. Die fünf Finnen beweisen im Laufe des Abends eines ganz eindeutig: Humppa geht auf alles. Somit natürlich auch auf „Bier und ‘nen Appelkorn“ von Die 3 Colonias. Aber auch vor anderen Rock und Pop Songs der Zeitgeschichte wird nicht halt gemacht. So müssen „Jump“, „Enter Sandman“, „Smoke On The Water“ und „Thunderstruck“ ihre Federn lassen. Gerockt wird dazu im Sitzen oder Wahlweise auf Tischen, je nachdem, was gerade zur Verfügung steht. Denn „normal“ gibt es hier nicht. Das zeigt auch die Polonäse, die immer wieder im Saal ihre Runden dreht oder alternativ Lassi Kinnunen, der spontan während des Songs aufspringt und von der Bühne klettert, durch die Menge zum kunterbunten Merchandise (Ich habe noch nie so einen bunten Merch Stand gesehen! Es gibt sogar Humppa Socken!) rennt, und dann wieder zurück, ohne dabei zu spielen aufzuhören.
„Spielt Punk verdammte Scheiße!“
Nicht nur während der Songs, auch dazwischen gibt es reichlich Finnisch auf die Ohren – und das nicht nur auf der Bühne. Auch davor ließen sich immer wieder Fetzten von Finnisch erlauschen – unter anderem ein „Spielt Punk verdammte Scheiße!“ (unsere Fotografin versteht den ein oder anderen Finnischen Satz).
HOCH DIE HÄNDE! Weiter geht es mit Humppa – und den Chaoten auf der Bühne ist auch nichts heilig: Mit „Winds Of Change“ wird nicht einmal vor dem Paradewerk der Hannoveraner Skorpions halt gemacht. Auch die Landsmänner von Nightwish kriegen keinen Waffenstillstand angeboten und somit wird “Nemo” genauso durch den Humppa gedreht, wie jeder andere auch. Mit „Final Countdown“ geht der Hauptteil der Show dann doch zu Ende. Keine Sorge – es hat sich heute noch nicht aus gehumppat. Mit „Don’t Worry Be Happy“ und „La Bamba“ geht es in die Verlängerung. Aber auch nach der Zugabe ist der Durst nach Humppa noch nicht gestillt und so legen Eläkeläiset eine zweite Verlängerung nach.
„Das sind nochmal zwei. Das sind aber die letzten. Die sind sehr gut!“
Wird einem von der Bühne versprochen und das auch nicht zu Unrecht und legen noch einmal richtig los mit „Breaking The Law“ und dem Euro-Dance Klassiker „No Limit“. Damit beenden Eläkeläiset leider endgültig den Auftritt und es ist Schluss mit Humppa zumindest für heute… dachte man sich, während die ganz eigene, finnische Version von „Ghostbusters“ anfängt vom Band zu laufen. Wir verabschieden uns mit den Worten „Who you gonna call? Humppa!“ – bis zum nächsten Mal.