Konzertbericht: DAS LUMPENPACK und ADAM ANGST auf „Nie Wieder W.A.C.H.“ Tour in Hannover
DAS LUMPENPACK hat auf der bisher größten Tour ihrer Bandgeschichte auch einen Halt in Hannover eingelegt und gemeinsam mit ADAM ANGST die Swiss Life Hall zum Beben gebracht – und die Fans zum Singen, Pogen, Tanzen, Lachen, Hüpfen, Stagediven und sogar dazu, mitten im Moshpit eine Menschenpyramide zu bauen.
Der Abend eröffnete allerdings erstmal die noch deutlich unbekanntere TILLY PANTHA mit ihrer Band. Mit einer musikalischen Mischung irgendwo zwischen JENNIFER ROSTOCK und SWISS UND DIE ANDEREN wärmte sie die Anwesenden ordentlich auf und dürfte hier viele neue begeisterte Hörer*Innen gefunden haben.
Längst schon mehr als ein Geheimtipp in der Szene beginnen im Anschluss ADAM ANGST ihre Bühnenzeit mit einem Cover des OASIS Songs „Don’t Look Back In Anger“, passend zur riesigen Oasis Flagge hinter ihnen auf der Bühne. Der Versuch, den Großteil des Refrains von den Besucher*Innen singen zu lassen war möglicherweise nicht so textsicher wie erhofft, doch die Melodie stimmte bei allen.
Nach dem ruhigen und schon besinnlich zu nennenden Einstieg war es aber auch schnell vorbei mit Gemütlichkeit und zu „Wir Werden Alle Sterben“ bildete sich genau der ausgelassene Pogokreis, den wir bei ADAM ANGST erwarten konnten. Der löst sich in den nächsten 25 Minuten auch kaum voneinander. Genauso erwartbar wie wichtig war auch Sänger Felix Schönfuss’ Bitte am Ende ihres gefühlt viel zu kurzen Auftritts an alle, ihre Stimme zu nutzen und wählen zu gehen. „Wir sind Mehr!“, ruft er in den Saal und dieser stimmt lautstark zu.
SETLIST ADAM ANGST:
Intro
1.Don’t Look Back In Anger (Oasis Cover)
2. Wir Werden Alle Sterben
3. Unter Meinem Fenster
4. Ja Ja, Ich Weiß
5. Wir Sind Zusammen
6. Punk
7. Mindset
8. Professoren
Outro
Hauptakt und Headliner des Abends DAS LUMPENPACK begrüßten ihr schon ordentlich ins Schwitzen geratene Publikum mit „Clubs Dieser Stadt/Mr. Brightside“, direkt gefolgt vom 2019 veröffentlichten „Ford Fiesta“. Sänger Jonas Frömming, der den Großteil der Moderation des Abends übernahm, schaute offenbar völlig entgeistert in die Menge. „Ich kann nicht glauben, wie viele ihr seid! Beim letzten Konzert in Hannover waren es halb so viele Menschen, die uns sehen wollten!“ erzählt er begeistert. Er nutzte seine erste Ansage auch, um alle daran zu erinnern, im Moshpit vernünftig miteinander umzugehen und machte unmissverständlich klar, dass Grabschen gar nicht geht. Auch hier gab es begeisterten Applaus und wohlige Einigkeit unter allen. Um sicherzustellen, dass auch alles wirklich alle sich „wie Menschen und nicht wie Männer“ benehmen, wird prompt Besucherin Denise zur Moshpit-Ministerin ernannt. Immerhin hätte die Band ja auch einen Erziehungsauftrag. Denise, die ihren neuen Auftrag sichtbar ernst nahm und die anderen Pogo-Willigen kamen in den nächsten Songs bei allerbester Stimmung gehörig auf ihre Kosten.
Zum Stagediven luden Jonas und Gitarrist Maximilian Kennel beim Song „Ich Liebe Meine Wut“ ein, damit die ganze Wut zur Bühne transportiert und dabei losgelassen werden kann. Natürlich folgten viele der Einladung.
Vor „Kann Es Sein, Dass Du Dumm Bist“ erzählte Jonas vom Versuch Rechtsradikaler, den Song für sich zu vereinnahmen, bat alle nochmal, wählen zu gehen und erhielt dafür direkt „Alerta, Alerta, Antifaschista“-Rufe aus allen Ecken der Halle.
Für die nächsten Songs verließen Jonas und Maximilian ihre Plätze auf der Bühne, um in der Mitte auf einer kleinen zusätzlichen Bühne beim Mischpult weiter zu spielen und sich außerdem „die Prominenz“ auf den Sitzplätzen anzuschauen. DAS LUMPENPACK weiß mit seinem Publikum umzugehen und legte dabei eine selbstverständliche Souveränität an den Tag, die wirklich alle mitriss. Eine Erklärung für den stark gewachsenen Erfolg ist schnell gefunden: „Unsere Lieder waren früher gar nicht scheiße, es waren nur zu wenig Leute da!“
Nach drei Songs und einigem Spaß mit der moschenden Menge fanden die zwei Musiker wieder zurück auf die Bühne, um gemeinsam mit Felix von ADAM ANGST ihren absoluten Ausnahmesong „Kruppstahl, Baby“ zu performen. Wer bisher noch keine Schweißtropfen auf der Stirn hatte, war nach dem Hit garantiert völlig durchnässt, da das ohnehin kraftvolle Stück mit einer Power und Internsität vorgetragen wurde, der sich wirklich niemand entziehen konnte.
Sänger Jonas sprach in der Anmoderation zu „Einfache Gefühle“ noch das Thema „Psychische Gesundheit“ an. Besonder in der heutigen Zeit, in der so viel geschieht und eine Krise gefühlt die nächste jagt, sei es wichtig, dass wir auf uns und aufeinander aufpassen und uns im Zweifelsfall professionelle Hilfe suchen, wenn wir ob der Gesamtsituation zu verzweifeln drohen.
So langsam neigte sich dieser fulminante Abend seinem Ende entgegen, doch zu drei Zugaben konnten wir DAS LUMPENPACK noch überreden. Moshpit-Ministerin Denise wuchs über sich hinaus und baute mit anderen eine menschliche Pyramide in der Mitte des Moshpits, nach „Mein Hass“ rufen alle Anwesenden gemeinsam „Ganz Hannover hasst die AfD“ und „Hauch Mich Mal An“ schickte dann alle nicht nur hoch zufrieden, sondern auch lachend in die kalte Nacht.
Wer dachte, DAS LUMPENPACK könne gewiss keine so große Halle füllen, wurde eines besseren belehrt. Sie können, haben und werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch weiterhin. Alerta!
Fazit:
Wie. Geil. War. Das. Bitte?! Ich war für zwei Tage heiser und hatte mit euch einen der tollsten Konzertabende der letzten Jahre. Eure Souveränität und Freude auf der Bühne ist irre eindrucksvoll und ihr schafft es mit gefühlt spielerischer Leichtigkeit, ein wirklich großes Publikum zu begeistern und mit zu reißen.
Der Begriff „Ally“ ist bei euch mehr als nur ein Wort. Vielen Dank dafür und den FLINTA-Moshpit. Wenn mehr Musiker wären wie ihr, wäre die Welt ein Stückchen besser!
Setlist DAS LUMPENPACK:
1. Clubs Dieser Stadt / Mr. Brightside
2. Ford Fiesta
3. Alles Geht Vorbei
4. HausKindBaum
5. Warm Im Altenheim
6. Kopf Zu Groß
7. Ich Liebe Meine Wut
8.. Kann Es Sein, Dass Du Dumm Bist?
9. Universum
10. Liebe Grüße
11. Weserbergland
12. Unverträglichkeit
13. Immer Noch Drauf
14. Songs Von Echt
15. Sabine R.
16. Mark
17. Frieden Durch Lärm
18. Kruppstahl, Baby
19. Einfache Gefühle
20. Die Nacht
Encore:
21. WZF?! 2.4
22. Mein Hass
23. Hauch Mich Mal An