SUMMER BREEZE 2024 – Joy, fun and seasons in the sun – MITTWOCH

Das Summer Breeze Open Air schließt für viele traditionell die Sommersaison der Open Air-Festivals ab. Auch wenn es im September noch einige kleinere Events gibt, das dicke Ausrufezeichen für die Festivalsaison wird in Dinkelsbühl gesetzt! Im Vorfeld gab es nach der Einführung von Anreise-Slots einiges an Diskussionen, wilden Tauschaktionen und Hilferufen von Leuten, die keinen begehrten Dienstags-Slot mehr bekommen hatten. Aber an den Anreisetagen selbst zeigte sich dann: Das Konzept funktioniert weit besser als die unkontrollierte Anreise in den Vorjahren mit mehrstündigen Staus vor den Schleusen. Das Summer Breeze hat sich mit seiner Organisation und Ausrichtung in den letzten Jahren deutlich von anderen Metal-Festivals wie dem Wacken Open Air emanzipiert. Hier ist man im Orga-Team einfach ständig auf der Suche nach sinnvollen Neuerungen und Verbesserungen. Außerdem gibt es beim Summer Breeze genug Mut, Dinge auszuprobieren und gute Kommunikation seitens der Veranstalter. Das ist der Grund, wieso wir seit vielen Jahren ein so großer Fan der Veranstaltung sind.

Natürlich klappt nicht ausnahmslos alles reibungslos. Wo gehobelt wird, fallen Späne! Am Crew-/Presse-/,VIP-/Ü50-Check in bildeten sich an mehreren Tagen lange Schlangen. Auch wir warteten über eine Stunde in der glühenden Hitze vor dem Vereinsheim des SV Sinbronn. Lediglich zwei Mitarbeitende kümmerten sich um die Eincheck-Willigen, während die Dame am Artist-Check-in sich geradezu langweilte. Es war hart, so lange in der Sonne zu stehen. Immerhin verteilte die Crew vor Ort kostenloses Wasser, aber was es wirklich gebraucht hätte, wären Schattenspender und mehr Mitarbeiter für die Bändchenausgabe. Wenn man dann aber erst einmal sein Band hatte und auf dem Gelände war, lief alles.

BROTHERS OF METAL verpassten wir leider wegen der erwähnten langen Wartezeit, bei THE AMITY AFFLICTION standen wir dann aber vor der Main Stage. Die aus Australien angereisten Musiker verwöhnten die Menge mit ihrem emotional-agressiven Metalcore. Die Band hatte auch etwas zu feiern, denn das Erfolgsalbum “Let The Ocean Take You” erschien vor zehn Jahren. Neben der damals ersten Single “Pittsburgh” wurden auch einige weitere Stücke von diesem Album gespielt, gemischt mit neuerem Material. Joel Birch, Ahren Stringer und Co. eröffneten für uns das Festival mit einem tollen Set und einer guten Portion Melancholie. Nebenan auf der T-Stage spielten derweil OBSCURA ihren fein austarierten, technischen Death Metal. Die Bayern rund um Steffen Kummerer zeigen immer wieder auf’s Neue, dass man auch Death Metal mit hohem Anspruch und Tiefgang erschaffen kann, wenn man denn will. Der Sound war glücklicherweise gut eingestellt, denn nur dann kann sich OBSCURAS ganze Bandbreite gut entfalten. Man merkte der Menge überwiegend an, dass hier kaum Neulinge am Start waren. Die Band kann auf eine treue, langjährige Fanbase zurückgreifen.

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

Wer nach OBSCURA schnell war, verpasste nur die ersten Takte von FLOGGING MOLLY auf der Main Stage. Die Gute-Laune-Truppe brachte einen frischen, grün schimmernden Anstrich für den Breeze-Mittwoch mit und brachte die Menge mit Hits wie “Live In A Tenement Square” und “Devil’s Dance Floor” auf Hochtouren. Trotz Hitze schafften es FLOGGING MOLLY zuverlässig, das Publikum zum Tanzen zu bringen.
Wer nicht ganz so fröhlich herumspringen, aber trotzdem Spaß haben wollte, konnte danach erst aufkreuzen und dem eigenwilligen Sound von MESHUGGAH lauschen. Die Schweden enterten die Main Stage zur Kaffee-und-Kuchen-Zeit, verschütteten allerdings alles und warfen den Kuchen mit Schmackes durch die Gegend. Die aufgepeitschte Menge tanzte auf den Scherben der Kaffeekanne und feierte zu Songs wie “Humiliative” und Mind’s Mirrors”. Aus der Reihe pogen ist hier absolutes Standardprogramm und so zeigte der schöne Gegensatz zwischen FLOGGING MOLLY und MESHUGGAH wieder einmals ehr plakativ, wie vielseitig die Schwarze Szene sein kann.

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

Zeit für einen Abstecher zur “Wera Tool Rebel-Stage”. Der Werkzeughersteller war auch dieses mal wieder als Sponsor am Start, was sich auch an dem bekannten, schraubendreherförmigen Heißluftballon zeigte, der regelmäßig über dem Festivalgelände auftauchte. Auf der Wera-Stage konnte man neben THRON und den zurzeit omnipräsenten Dänen von NAKKEKNAEKKER auch einen “Surprise Act” sehen, dessen Identität das Summer Breeze bis zuletzt geheimn zu halten versuchte. Wer sein Merchandise frühzeitig in Händen hielt, konnte anhand eines Abgleichs der Running Order mit den Namen auf dem Backprint aber schnell drei Abweichungen identifizieren: HAMMERFALL, GUTALAX und MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN. Daher waren nicht alle Anwesenden überrascht, als auf der Wera Tool Rebel-Stage die Schweden von HAMMERFALL aufliefen. Im Grunde ist die dritte Bühne zu klein für diesen Act, weshalb die Band auch mit stark reduzierten Bühnenaufbauten auftrat. Es ist aber schön zu sehen, dass eine Band diesen Formats so unpretenziös ist.

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

Auf der T-Stage wartete das Highlight des ersten Tages auf uns: EQUILIBRIUM. Über 20 Jahre sind die Jungs nun schon auf der Bühne und natürlich war die Trenenung von Sänger Robse 2022 ein kritischer Moment gewesen. Manch eine Band hätte an dieser Stelle vielleicht aufgegeben, aber zum Glück nicht diese. Nachfolger Fabi Getto war letztes Jahr vorgestellt worden und mit ihm konnten wir nun dieses schöne Abend-Konzert erleben. Hier war der Sound leider zu Beginn nicht gut, aber ab dem 2./3. Song hatte sich das zum Glück sehr gebessert. Und der Fronter forderte auch von Anfang an vollen Support: “Wir brauchen die Hände! Von vorne bis hinten!”. Die Menge kam dem bereitwillig nach. Nachdem das Glutgestirn endlich versunken war, erwachten alle Lebensgeister. “Wir wollen euch heute mit auf eine epische Reise nehmen!”, setzte Getto die Ansprache fort. “Aber wir brauchen eure Hilfe, damit es auch richtig episch wird. Denn ihr seid die Metal-Familie, die uns seit vielen Jahren unterstützt. Zu “Rise Again” wurde dann auch ein amtlicher Circle Pit abgeliefert. Danach wurde auch ein brandneuer Song angekündigt: “Wir haben heute Prime Time! Klingt das gut?”. “Gnosis” klang tatsächlich gut und wurde genauso abgefeiert wier die alten Hits der Band. Bei “Born To Be Epic” konnte dann aber auch wieder mitgesungen werden. Zum großen Finale mit “Heimat” und natürlich “Blut im Auge” nahm dann das Crowdsurfer-Aufkommen noch einmal deutlich zu. EQILIBRIUM = Party, anders kann man es nicht sagen.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Den Abend fulminant abschließen durften für uns ENSLAVED auf der Main und PAIN auf der T-Stage. Geballte skandinavische Power also, um uns wunderbar unsanft ins Bett zu peitschen. Die Norweger spielten natürlich vor allem die nueren “Heimdall-“Songs, inklusive des Titeltracks und lieferten eine ihrer gewohnt energiegeladenen Live-Shows ab. Wer auf diese eigenwillige Mischung aus Viking-Elementen, Black Metal und den moderneren Prog-Einflüssen abfährt, wurde hier vollauf zufriedengestellt. Da wir LORD OF THE LOST bereits auf Wacken gesehen hatten, entschieden wir uns für das Alternativprogramm nebenan. Dort hatte jemand den noch nicht ganz so alten Schwedem Peter Tägtgren unvorsichtigerweise aus seiner Zwangsjacke gelassen, sodass er nun über die T-Stage, die bezeichnenderweise ehemals “Pain Stage” hieß, berserken konnte. Bei PAIN kann der geniale Kompositeur Tägtgren sich noch mehr austoben als bei HYPOCRISY und es ist immer wieder eine Freude, ihm dabei zuzuschauen. Das Set begann mit “Same Old Song” und “Push The Pusher”. “Summer Breeze, how are you fuckin’ doing tonight?”, wandte sich der Frontmann an die Menge. “It’s a fuckin’ pleasure as always to play here. Before you get to tired you need some moving!”. Nun, Bewegungsmöglichkeiten gab es reichlich bei Songs wie “The Great Pretender” und “Go With The Flow”. Zwischendurch gab es auch den obligatorischen Kostümwechsel mit weißen Hüten und geblümten Hemden. PAIN ist das personifizierte “Why so serious?”. Zu dem Song “Party In My Head”, der erst dieses Jahr erschienen ist, sich aber so anfühlt, als würde man ihn schon seit Jahren kennen und mitsingen, wurden Ballons in die Menge geworfen. Aber Tägtgren weiß auch die ruhigen Momente gut zu inszenieren. “Let’s slow down a little bit. This is about alcohol and this is my story. It’s called “Have A Drink On Me”. Viele Becher wurden in dieser Nacht auf das Wohl unseres Lieblings-Schweden Peter gehoben. Danke an PAIN für diesen tollen Tagesabschluss.
Die neue Feuershow von LORD OF THE LOST konnte man auch von der T-Stage aus über das Gelände leuchten sehen. Die Jungs sind auf dem steilen Weg nach oben, soviel steht fest. Die letzten zehn Minuten mit dem ESC-Song “Blood & Glitter” waren uns noch vergönnt, bevor wir uns zur Nachbesprechung der Eindrücke ins Camp begaben. Eine falsche Entscheidung konnte es an diesem Abend nicht geben. LORD OF THE LOST und PAIN waren beide würdige Headliner. Und dabei kommt es gar nicht auf Elemente wie Pyrotechnik an. Die Musik ist wichtig und muss einfach Substanz haben. Es gibt Bands, die mittelmäßiges Songwriting mit Showelementen wettzumachen versuchen. Das kann auch eine Zeit lang funktionieren. Wir waren uns an diesem Abend aber einig, dass es schon mehr braucht, um eine Fanbase langfristig zu halten. Die beiden Headliner des Abends zeigen uns, wie wichtig das kompositorische Element ist. Und wenn der Punkt stimmt, darf es auch gerne zusätzlich Konfetti oder Flammen regnen.

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt
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