Kielectric 2024 – Leinen los und volle Kraft voraus!

Nach einem Jahr des Wartens, des Planens und Haderns war es am 16.03. endlich so weit, die Türen der Pumpe Kiel öffneten sich und das Kielectric 2024 begrüßte seine Besucher.

Aus einer Schnapsidee geboren, realisierte Veranstalter Robert Korittke bereits im vergangen Jahr seinen Traum davon, sich als Geburtstagsfeier einen Konzertabend zu gönnen und der Name “Kielectric” fand der erste Mal Erwähnung; dabei blieb es aber nicht. Die Feier, die dann zur öffentlichen Veranstaltung wurde, professionell durchgeplant und organisiert, mit festem Line-Up und Tickets, kam so gut an, dass schon am selben Abend Stimmen laut wurden, dass man derartiges als fest zu etablierendes Festival wiederholen müsste.

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Fotos: Mirco Wenzel

Angefixt vom Erfolg und den Wunsch die Szene in Kiel wiederzubeleben, machte man sich schließlich direkt an die Arbeit und plante das erste reguläre Kielectric. Es sollte keine Geburtstagsfeier mehr sein, sondern einer neuer markanter Punkt auf der norddeutschen Eventlandkarte.

Nachdem im ersten Jahr HzweiG, Lights of Euphoria, VANGUARD und Accessory (Beyond Border fielen krankheitsbedingt aus) für die Musik zuständig waren, folgte alsbald die Verkündung des Line-Ups für 2024: Mental Exile, VERSUS, ALIENARE und In Strict Confidence.

Der Ticketvorverkauf begann wohlüberlegt sehr zeitig und trotz diverser Parallel- und Konkurrenzveranstaltungen entschieden sich etliche für den Trip bis nach Kiel.

Als ich Samstag, nach ein wenig Parkplatzsuche, in der Pumpe aufschlug, stand bereits mancher Schwarzträger an der Abendkasse an und erbat gegen Geld oder Vvk-Ticket Einlass. Ich traf während der kurzen Wartezeit direkt auf die ersten bekannten Gesichter. Umarmung hier, Umarmung dort, irgendwann hatte ich meinen Pass und während andere an die Bar abbogen, brachten wir erstmal unseren Kram Backstage. Wegen der Arbeit seit vier Uhr morgens auf den Beinen, brauchte ich nach der Autofahrt dringend eine ordentliche Dosis Koffein.

Ein aufgekratzt und top motivierter Robert lief mir direkt in die Arme, kaum dass wir unsere Taschen oben abstellten. “Die Clowns fangen um viertel vor an, das willst du nicht verpassen.” und eine Begrüßung flossen direkt ineinander. Nach der Akkordleerung einer halben Flasche eines koffeinhaltigen Softdrinks auf ex, ging es direkt wieder runter. Der Raum hatte sich bereits weiter gefüllt und auf der Bühne wuselten zwei Damen umher, die sich schließlich als die mikrophoben Krankenhausclowns des Kieler Klinikums entpuppten. Aufgrund der stiefmütterlichen Nutzung des Mikrofons erschloss sich nicht jedem Gast auf Anhieb das Handeln der Beiden, aber spätestens die Ansagen von Robert und Mitmoderator André Steinigen erinnerten alle daran, dass das Kielectric sich auch zur Aufgabe gemacht hatte für wohltätige Zwecke zu sammeln. Neben den Klinikclowns vom Städtischen Krankenhaus Kiel wurde des Weiteren die Tina Eismann Stiftung aus Dresden unterstützt.

Mit viel Wortwitz und Elan moderierten sich die beiden gegenseitig den Ball zu, um schließlich mit reichlich Freude und zur Begeisterung aller die erste Band des Abends anzukündigen: MENTAL EXILE.

“Strangers in the dark
Faces without voice
Searching what you have inside”

Mit charismatischem Grinsen und unter Applaus betraten der Ex-Mondträume Sänger Damasius und seine Partnerin Daniele die Bühne, um das Publikum musikalisch auf den Abend einzustimmen. Solider Synthwave, ein wenig 80er Nostalgie Feeling und zudem leicht futuristisch angehaucht, die Klangwelt der beiden gestaltete sich zur Freude aller äußert stimmungsvoll. Damasius zeigte vollen Einsatz und vereinnahmte schnell die gesamte Bühnenfront, es war also nicht verwunderlich, dass sich so mancher Bahn-Öffi-Anreisestress nach ein bis zwei Liedern direkt abschütteln ließ. Die beiden hatten nur acht Songs lang Zeit die Anwesenden in ihren Bann zu ziehen und so blieb mancher Wunsch leider unerfüllt, aber dafür präsentierten MENTAL EXILE mit “Pretenders” einen neuen Track, der mir gleich wieder Lust auf mehr machte. Mit reichlich Applaus wurden die beiden nach ihren Set wieder entlassen und wer vor Ort Gefallen an Damas Stimme gefunden haben sollte, dem sei empfohlen auch ein Auge auf Future Lied To Us zu werfen, bei denen er seit 2021 ebenfalls am Mikro steht.

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Fotos: Mirco Wenzel

Ich war zufrieden, die Stimmung im Raum spürbar locker und was nun folgte waren Worte, viele Worte, denn Hagi Grimm hatte sich den Anmoderationsslot von VERSUS ersteigert. Mit einer Mischung aus Anekdoten und Erzählungen bereitete er André Steinigen und seinen Begleitern die Bühne. Im Wettlauf gegen die Zeit, am Bühnenrand wurde irgendwann wild gestikuliert und schließlich kurz davor von der Bühne getackelt zu werden, Umriss er den Anwesenden was sie als nächstes musikalisch erwarten würde.

“Was bist du?
Ich bin ängstlich, voller Sorge, ich bin teilnahmslos egal
Ich verschließe meine Augen, hab Visionen, hab die Wahl”

André eröffnete nach der Laudatio auf sein Schaffen aber nicht unmittelbar mit Musik, sondern trug aus dem Publikum heraus den Track “Ich bin” in Gedichtform vor, bevor er sich zu Bühne begab. Ein unkonventioneller Einstieg, aber dann legten er, Daniel und Roman auch direkt musikalisch nach. Die Hälfte ihrer insgesamt zwölf Songs stammten von der neusten Scheibe “III: In Stein gemeißelt” und wie schon Damasius schien auch André Kilometergeld zu kassieren, wuselte er doch sichtlich motiviert über die gesamte Bühne. Wer VERSUS schon eine Weile nicht live gesehen hat, der wurde wahrscheinlich von den neuen Klängen der Band überrascht, hat die Truppe die düsteren Gefilde doch gänzlich verlassen, aber was geblieben ist, das sind Texte mit Haltung und einer Message. Der Auftritt von Versus war in meinen Augen mehr etwas für den Kopf und das Herz, als für das Tanzbein, aber durchweg gelungen.

“So we will reunite, set the place alight
Let the fire inside burn us bright!”

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Fotos: Mirco Wenzel

Nach dem eher ruhigen Auftritt von VERSUS war es nun an den beiden sympathischen Grünlingen von ALIENARE die Pumpe zum Beben zu bringen. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass man die Fans von Tim und Timo nicht auch an diesem Abend auf Anhieb erkannt hätte. Die erste Reihe vor der Bühne war gesäumt mit neongrünen Krawatten und Alienare-Shirts, entsprechend traf die Show der beiden auf erwartbar fruchtbaren Boden. Trotz zahlreicher Tour Termine, ALIENARE Fans scheinen nicht genug von den beiden zu bekommen und so wurde fünfzehn Songs lang durchgefeiert. Besonderes Augenmerk verdiente die Performance von “Mission Abort”, bei der André, Damasius und Hagi die Bühne enterten, um den Song ein VERSUS-Mental Exile-HzweiG-Feature zu verpassen. Das Publikum reagierte mit einer Mischung aus Erheiterung und Begeisterung, es war eine gelungene Überraschung. Einige Zuschauer hatten sich noch mehr Songs von den beiden erhofft, aber auch wenn die beiden den Sympathiepreis des Abends gewonnen hatten, so war es an der Zeit die Bühne zu räumen, der Headliner des Abends wartete.

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Fotos: Mirco Wenzel

“Mein Königreich zu deinen Füßen
Und du die Königin
Ein Leben für die Ewigkeit
Die Hoffnung zeigt mir neuen Sinn”

Manch einer hatte mir verraten sein Ticket nur dieser einen Band wegen gekauft zu haben und auch wenn man damit den übrigen etwas Unrecht tat, Geschmack ist etwas subjektives und so konnte ich verstehen, dass der Auftritt von In Strict Confidence für einige der Grund war, den Weg nach Kiel überhaupt auf sich genommen zu haben.

“We’re only floating around in a dream
Only craving for senses to feel
Gasping for more as if this would be real
And not somebody else’s dream”

In Strict Confidence blicken auf eine Bandgeschichte zurück, fast so lang, wie die der drei übrigen Acts des Abends zusammen und trotzdem war es der erste Auftritt der Band in Kiel überhaupt. Dennis wurde beim Kielectric nur von Joerg Hofferberth begleitet, denn angesagt war ein Elektro-Set und das bekamen die Anwesenden auch. Das Set: Eine Reise quer durch fünfunddreißig Jahre musikalischen Schaffens, intensiv, leidenschaftlich und verträumt.

“This is the rage of heaven
The answer to my prayer
The storm will sing my song tonight
The song of my despair”

Ich will über den Auftritt nicht viele weitere Worte verschwenden, habe ich ihn doch größtenteils mit geschlossenen Augen genossen. Wer den beiden bei ihrem Schaffen zusah, der konnte sich die Videoprojektionen der Songs ansehen und durfte feststellen, dass die Zeit plötzlich viel zu schnell verstrich.

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Fotos: Mirco Wenzel

Mit dem Ausklang der letzten Töne ISCs endete das Kielectric zwar noch nicht, denn es folgte noch die Aftershowparty mit Dirk Steyer von Accessory im Roten Salon der Pumpe, aber es wurde erstmal Zeit sich bei allen zu bedanken, den Künstlern, den zahlreichen Besuchern, dem Team der Pumpe und allen übrigen Beteiligten.

Robert hatte, als der Applaus etwas abebbte, allerdings auch direkt zwei Dinge zu verkünden:

  1. Es wird auch 2025 ein Kielectric gaben und zwar am 19.04., ebenfalls wieder in der Pumpe.
  2. Das Line-Up für 2025 steht bereits und Frozen Plasma ist einer der fünf zu erwartenden Acts.

Das Kielectric hat am 16.03. auf jeden Fall seine Festival-Feuertaufe erfolgreich überstanden und nimmt Kurs Richtung Zukunft, man darf gespannt sein.

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