OOMPH! – Richter und Henker Tour 2023 – Feuertaufe in Hannover

Nach über 30 Jahren Bandgeschichte den Sänger zu wechseln, dürfte für Band, Fans und Presse gleichermaßen ein spannungsgeladener Schritt sein. Entsprechend wenig überraschend ist die zuhöchst angespannte Erwartung, die der Toureröffnung im Capitol Hannover vorherging. Natürlich hatte Bandzuwachs Daniel Schulz bereits auf dem neuen Album „Richter und Henker“ gezeigt, wie gut die musikalische Zusammenarbeit des Trios von OOMPH! funktioniert, doch wie sieht es auf der Bühne aus? Der Erwartungsdruck war hoch, zumal der neue Sänger kein Unbekannter ist und sowohl als Sänger von UNZUCHT als auch mit seinem Soloprojekt DER SCHULZ schon einige Berühmtheit in der Szene erlangt hat.

Zunächst einmal begrüßten aber BÖHSE FUCHS & SLY früher als angekündigt die wartende Menge. Für viele der Anwesenden dürfte die Metalcombo aus Berlin noch unbekannt gewesen sein, doch als Vorband von OOMPH! dürfte sich das nach dieser Tour wohl ändern. Mit ihrer wilden Mischung aus glockenhellem Gesang und guttural anmutendem männlichen Grunzen unterstützt von klaren Gitarrenriffs, konnten sie den Saal des Capitols begeistern und bereiteten alle auf einem schweißtreibenden Abend vor.

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Fotos: Birger Treimer

Um 20:30 Uhr war es endlich soweit. Unter lautem Jubel ertönten die Klänge des Intros „Ein kleines bisschen Glück“. Auch wenn der Veranstaltungsort mit ca. 800 Besuchenden nicht ausgelastet war, wurde das an der Lautstärke der Fans definitiv nicht deutlich. Als Daniels Stimme schließlich zum ersten Mal ertönte, war es, als entlüde sich im Publikum ein Orkan, der lange Zeit hatte, um zu wachsen.
Die ersten beiden Songs waren wie erwartet vom neuen Album, doch schon bei „Träumst Du?“ wurde klar, das wir hier mehr erleben sollten als eine Tour zum neuen Album. Vielmehr sollte der Abend eine Reise durch viele Jahre Bandgeschichte werden und zweifelsfrei unter Beweis stellen, dass „der Schulz“ auch bei den älteren Liedern der Pioniere der Neuen Deutschen Härte mithalten könnte.

Spätestens bei „Labyrinth“ dürften viele vergessen haben, dass OOMPH! erst seit diesem Jahr mit Sänger Daniel auftreten. Dieser meistert nämlich jeden einzelnen Song, als hätte er nie etwas anderes gemacht und als wäre er schon immer Teil der Band. Seinen geliebten Spruch „Macht mal Krach!“ hat er dabei einfach zu OOMPH! importiert und wurde auch dafür ordentlich gefeiert. Der zottelige Fellmantel war schon längst einem oberarmfreien Kleidungsstück gewichen, und so zeigte sich auch auf der Bühne, was wir davor längst wussten: das war ein wirklich schweißtreibender Abend – und er war gerade einmal zur Hälfte vorbei!
Ein absolutes Highlight des Abends war ohne Zweifel Daniels Solo-Performance von „Brennende Liebe“, die er mit einer gänsehauterschaffenden Intensität vortrug und wohl alle im Saal damit emotional packte.

Bevor noch Tränen flossen, wurde es mit „Wem die Stunde schlägt“ und „Gott ist ein Popstar“ wieder lauter und härter. Mit „Der neue Gott“ hat OOMPH! dann besonders alteingesessenen Szenemenschen eine große Freude bereitet.
Nach dem (angeblich) letzten Lied des Abends „Augen auf“, welches 2004 OOMPH!s großen Durchbruch bedeutet hatte und seitdem nicht mehr aus den schwarzen Discos der Republik wegzudenken ist, war es endgültig allen klar: die Entscheidung zum Sängerwechsel war nicht nur folgerichtig, sondern auch ein enorm großer Zugewinn für die Band!
Durch laute Zugaberufe ließen die Musiker sich noch zu zwei weiteren Songs bewegen und schließlich sogar noch einmal zu einem (dann wirklich) finalen. Als dann die letzten Klänge von „Niemand“ in der Nacht verhallten, konnten wir alle glücklich, durchgeschwitzt und erschöpft den Heimweg antreten.
Hannover hat der Band gezeigt, wie zufrieden es mit der Neuaufstellung der Musiker ist – und dass OOMPH! jetzt gerne wieder öfter in die Landeshauptstadt kommen darf!

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Fotos: Birger Treimer

Fazit:

Daniel Schulz hat die Feuertaufe in Hannover mehr als bravourös gemeistert. Mich hat dieser Abend daran erinnert, was ich schon immer an dieser Band mochte und jetzt auch ohne Bedenken wieder mögen kann. Nach dem Eklat um den ehemaligen Sänger Dero war es die bestmögliche Entscheidung der übrigen Bandmitglieder, jemanden ins Boot zu holen, der politisch so stabil ist wie Daniel. Vielen Dank für diesen grandiosen Abend! Es war für mich eins der absolut besten Konzerte in diesem Jahr.

Setlist:
1. Intro: Ein kleines bisschen Glück
2. Soll das Liebe sein?
3. Träumst Du?
4. Richter und Henker
5. Labyrinth
6. Bis der Spiegel zerbricht
7. Mein Herz
8. Nur ein Mensch
9. Sandmann
10. Nichts wird mehr gut
11. Gekreuzigt
12. Jede Reise hat ein Ende
13. Brennende Liebe (Daniel alleine mit Gitarre)
14. Wem die Stunde schlägt
15. Kein Liebeslied
16. Gott ist ein Popstar
17. Schrei nur, schrei
18. Der neue Gott
19. Kleinstadtboy
20. Das weiße Licht
21. Mitten ins Herz
22. Es ist nichts, wie es scheint
23. Augen auf!

24. Alles aus Liebe
25. Sag jetzt einfach nichts

26. Niemand

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