WIND ROSE – Ein schweißtreibender Abend in der Zwergen-Mine
Nicht allzu lange ist es her, da traten WIND ROSE im Januar in der Markthalle noch als Vorband von ALESTORM auf. Gut ein halbes Jahr später kehrten die italienischen Zwerge an eben jenen Schauplatz zurück – nun jedoch als Headliner statt als SupportaAct. Gemeinsam mit den Damen und Herren von ALL FOR METAL und SEVEN KINGDOMS versprachen sie einen Abend voller Spaß und Power-Metal und Hamburg ließ sich dies natürlich nicht zweimal sagen. Bereits im Vorfeld war die Show ausverkauft und so traf man, pünktlich zum für einen Donnerstag doch recht späten Einlass, um 19:00 Uhr etliche reichlich gut gelaunte Metalheads um den Hamburger Hauptbahnhof und auf dem Weg zur Markthalle an.
Den Auftakt für den Abend machte die aus Florida stammende Band SEVEN KINGDOMS. Für mich bis dato ein unbeschriebenes Blatt, daher war ich gespannt, was die US-Amerikaner so zu bieten haben. Als erstes fiel den meisten wohl die eher ungewöhnliche Bühnendekoration ins Auge. Sowohl vor dem Mikrofonständer als auch am Drumkit waren äußerst plüschige (keine Sorge, nicht Schimmel-Plüsch sondern Kuscheltier-Plüsch) Hamburger angebracht. Auch Sängerin Sabrina Valentine hatte ihr Outfit konsequent dem Thema angepasst und kam mit Burger-Schlappen und Glitzer-Kleidchen auf die Bühne. Wer nun aber befürchtete, dass sich das Fast-Food-Motto auch in der Musik von SEVEN KINGDOMS widerspiegeln könnte, sollte schnell eines Besseren belehrt werden. Mit “Universal Terrestrial” und “Chasing The Mirage” gelang der Band ein kraftvoller Start in ihr Set. Die Herren an den Saiten und Percussions lieferten durch und durch soliden Power Metal, welcher direkt zum Mitnicken einlud. Sabrina flitzte derweil über die Bühne und verlieh den Songs mit ihrem Gesang das gewisse Etwas. Zwischenzeitig erinnerten mich ihre Vocals an Brittney Slayes von UNLEASH THE ARCHERS und das ist definitiv als Kompliment zu verstehen Zwischenzeitig nahmen die Burger-Fans den Fuß etwas vom Gaspedal und spielten mit “Valonqar” einen eher ruhigeren Track, welcher mit einem Lichtermeer aus Richtung Publikum gewürdigt wurde. Dies sollte allerdings bloß die Ruhe vor dem Sturm gewesen sein, denn danach ging es temporeich weiter, bis das Set nach guten 40 Minuten dann mit “Diamond Handed” und “In The Walls” auch schon sein Ende fand. Ein Großteil des Publikums war bis dahin bereits gut aufgewärmt und enthusiastisch dabei, die Fäuste und Pommesgabeln im Takt mitzuschwingen und auch ich muss SEVEN KINGDOMS als positive Überraschung verbuchen, welche mich unerwartet gut abholten.
Fotos: Sandra
Setlist SEVEN KINGDOMS:
1. Universal Terrestrial
2. Chasing The Mirage
3. Life Signs
4. Valonqar
5. Love Dagger
6. Magic In The Mist
7. A Silent Remedy
8. Diamond Handed
9. In The Walls
Nach einer kurzen Umbaupause wurde es dann auch schon Zeit für den heiß ersehnten zweiten Support Act des Abends: ALL FOR METAL. Wenn man alleine die Anzahl an ALL FOR METAL Shirts im Publikum und die lange Schlange vor deren Merchandise-Stand als Indiz nehmen darf, ist es wohl sicher zu sagen, dass viele mehr ihretwegen als wegen des Headliners ihren Weg in die Markthalle gefunden hatten. So verwunderte es dann auch nur wenig, dass die Band auch sofort nach ihrem Erscheinen wärmstens in Empfang genommen wurde. Bereits zum Opener “All For Metal” wurde im Innenraum der Markthalle ordentlich abgefeiert. Auf der Bühne machten die beiden Sänger Antonio Calanna und Tim “Tetzel” Schmidt (auf Social Media auch als “Halbgottschmiede” bekannt) es sich zur Aufgabe, das Publikum noch weiter anzuheizen, während die beiden Gitarristen und der Bassist eifrig um sie herumflitzten. Als dann auch noch die beiden Tänzerinnen mit auf die Bühne kamen, war das Chaos wohl perfekt – vor lauter Gewusel auf der für so viele Personen eigentlich viel zu kleinen Bühne verlor man schnell den Überblick über das Geschehen. Kein Wunder also, dass ab dem vierten Track “Born In Valhalla” auch immer wieder auf den Graben ausgewichen wurde und einzelne Bandmitglieder sich auf Tuchfühlung mit dem Publikum in der ersten Reihe begaben. Mal wurde zum Mitsingen aufgefordert, ein anderes Mal durfte an den Saiten von Florian Tomas’ Bass gezupft werden. Mit “Mountain Of Power” gab es für Tetzel dann einen kurzen Moment der musikalischen Selbstbeweihräucherung, bei welchem er sich von den beiden Tanz-Damen umschmeicheln ließ, und seine Muskelberge präsentierte. Eben jene Ladies waren auf der Bühne allerdings nicht nur für die choreographischen Einlagen zuständig, vielmehr präsentierten sie auch das Bandmerchandise und warfen kleine Freebies in das Publikum. Ich muss gestehen, dass diese Einlagen bei mir irgendwie ein wenig Teleshopping-Vibes aufkommen ließen und ich auf diese “Werbeblöcke” auch gut hätte verzichten können. Aber naja, zum Glück kam auch die Musik nicht zu kurz und vom balladesken “Legends Never Die” bis hin zum temporeichen Finale “Goddess Of War” spielten ALL FOR METAL sich souverän durch ihr Set und konnten den Großteil der Menge für sich begeistern.
Fotos: Sandra
Setlist ALL FOR METAL:
1. All For Metal
2. Fury Of The Gods
3. Raise Your Hammer
4. Born In Valhalla
5. Mountain Of Power
6. Hear The Drum
7. Legends Never Die
8. Run
9. Goddess Of War
Nachdem die beiden Support Acts nun fertig waren, schälte sich auf der Stage langsam aber sicher das Bühnenbild von WIND ROSE hervor. Gegen 22 Uhr verdunkelte sich dann der Saal und es erklang das Intro “Of War And Sorrow” vom Band, während die Bandmitglieder nach und nach ihre Plätze einnahmen. Mit “Army Of Stone” und “Fellows Of The Hammer” kredenzten sie uns gleich zu Beginn dann auch schon zwei Highlights der Setliste. Die Stimmung in der Markthalle drehte nun richtig auf, von allen Seiten wurde mitgesungen, es reckten sich die Fäuste in die Luft und der Innenraum verwandelte sich in einen großen Moshpit. Auch die Security hatte nun alle Hände voll zu tun, kamen doch immer wieder Crowdsurfer vorne im Graben an. Sänger Francesco Cavalieri war bester Stimmung und grinste wie ein Honigkuchenpferd, wenn er nicht gerade mit Singen beschäftigt war. Ob bei solch ausgelassener Stimmung Alkohol im Spiel war? Bei dem ein oder anderem “Drunken Dwarf” mit Sicherheit. Die Setlist führte uns auf zwergische Abenteuer auf den Spuren von Tolkien und Konsorten. Francesco, ganz in der Rolle des Zwergenoberhauptes, führte uns durch die “Gates Of Erkrund”, machte mit uns einen Abstecher in die Zwergen-Minen und stellte uns den “King Under The Mountain” vor. Ein wahrlich schweißtreibendes Programm (die Temperaturen in der Markthalle schienen stetig weiter zu steigen und kamen langsam aber sicher denen in einer Zwergen-Schmiede gleich) – wie warm WIND ROSE unter ihren Fellen gewesen sein muss, möchte ich mir gar nicht ausmalen. Mir war jedenfalls auch im T-Shirt schon viel zu warm. Auf der Bühne ging es ereignisreich weiter, denn die Italiener widmeten nun einige Songs all jenen kriegerischen Auseinandersetzungen, mit welchen man in seinem Alltag als Zwerg nun Mal so konfrontiert wird. Es wurden besungen die “Tales Of War” und “The Battle Of The Five Wars”, zudem folgte eine kleine Abhandlung zu “The Art Of War” (Moment mal, seit wann sind wir hier bei SABATON? – Zumindest im Publikum schienen einige verwirrt zu sein, denn zeitweise erklangen “Noch ein Bier”-Rufe aus der Menge). Wir näherten uns raschen Schrittes dem stimmungstechnischen Höhepunkt des Abends, denn nach “Together We Rise” folgte mit “Diggy Diggy Hole” inklusive Dance Remix-Version der ungeschlagene Fan-Favorit des Abends. Aus allen Ecken der Markthalle reckten sich aufblasbare Spitzhacken und Äxte in die Höhe, während der Text aus tausend Kehlen erschallte. Still stand zu diesem Zeitpunkt keiner mehr. Als Zugabe gab es zur Beruhigung dann in Form von “Tomorrow Has Come” ein kleines akustisches Stückchen, bevor mit “I Am The Mountain” schließlich auch das Set von WIND ROSE ein Ende fand, und die reichlich verschwitzten aber glücklichen Fans aus der Halle in die erfrischende Kühle der Nacht strömten.
Fotos: Sandra
Setlist WIND ROSE:
1. Army Of Stone
2. Fellows Of The Hammer
3. Drunken Dwarves
4. Mine Mine Mine!
5. Gates Of Erkrund
6. The King Under The Mountain
7. The Battle Of The Five Armies
8. The Art Of War
9. Tales Of War
10. Together We Rise
11. Diggy Diggy Hole
12. Tomorrow Has Come
13. I Am The Mountain