Amphi-Festival 2023 – Samstag

Es gibt solche und solche Festivals. Da ich gerade vom Wacken Open Air zurückgekommen bin, kann ich das gut beurteilen. Es ist schon ein ziemlicher Kontrast, wenn man vor wenigen Tagen im Kölner Tanzbrunnen in der Sonne stand und sich zwischendurch im Strandclub einen Lillet White Peach gegönnt hat, und direkt am Montag nach dem Amphi in die Schlammhölle von Wacken gereist ist.
Fakt ist: Die Schwarze Szene wird immer älter und seltsamerweise ist es nicht (mehr) für jeden das höchste der Gefühle, für seine Lieblingsband durch Wasser und Matsch waten zu müssen. Das Amphi ist generationenübergreifend absolut geeignet, um feinstes Festival-Feeling zu genießen, ohne sich schmutzig zu machen. Auch in diesem Jahr waren wir natürlich wieder vor Ort, um das “Alles wird Amphi”-Gefühl zu erfahren. Schon am Freitag startete die MS RheinEnergie, das größte Ausflugsschiff auf europäischen Binnengewässern, seine alljährliche “Call the Ship to Port”-Mission. Mit DIARY OF DREAMS, [:SITD:] und RROYCE gab es wieder ein Spitzenprogramm während der fünfstündigen Fahrt über den Rhein zu erleben.

Wer kein Schiffticket mehr ergattern konnte, dem blieb wenigstens noch die Amphi-Pre-Party am Vorabend. Manche gingen auch direkt vom Schiff, das glücklicherweise wieder am Kennedyufer in Deutz anlegen durfte, rüber ins Theater zur Party.
Und dann, am nächsten Morgen startete das eigentliche Amphi-Festival. Die Bändchenausgabe wurde deutlich entzerrt, indem schon am Freitag der Tausch möglich gemacht worden war. Lange Schlangenbildung blieb so aus. Überhaupt muss man den Veranstaltern wieder ein Lob für die sehr gute Organisation aussprechen. Die Kommunikation – besonders bezüglich des Rheinpegels und dem damit verbundenen Standort des Schiffes – verlief sehr gut. Wie immer wurde das Amphi von dem gut eingespielten Trio aus Jens Domgörgen, Dr. Mark Benecke und Oliver Klein moderiert. Die Frühaufsteher bekamen direkt mal ein morgendliches Workout spendiert. Ich glaube, ich habe noch nie so viele Leute beim ersten Act des Tages vor der Main Stage gesehen wie in diesem Jahr. SYNTHATTACK holten alles aus den Anwesenden heraus. Und gleich danach gab es mit A LIFE [DIVIDED] einen besonderen Auftritt, denn die Band bekommt man nicht allzu oft zu sehen. Bei mir ist es tatsächlich sieben Jahre her gewesen, dass ich sie auf dem M’era Luna sehen durfte (letztes Jahr waren sie allerdings auch dort). Die Jungs um Jürgen Plangger haben es immer noch voll drauf. Der Fronter dichtete eine Zeile von “Hello Emptiness” auch gleich mal in “Hello Amphi-Fest” um und wies die Menge zwischendurch darauf hin, dass hinter der Bühne bereits Alexander Wesselsky warten würde und dass dieser ein bisschen nervös sei und daher etwas Zuspruch benötige. Die Menge tat ihm diesen augenzwinkernden Gefallen. Plangger und Wesselsky kennen sich gut, schließlich sind beide Mitglieder bei EISBRECHER.
WESSELSKY trat schließlich auch als nächster Act auf der Main Stage auf. Das Solo-Projekt des Genannten interpretierte ausschließlich Songs, die der Fronter damals für MEGAHERZ geschrieben hatte, darunter “Windkind”, “Gott sein” und “5. März”.
Zu dem Zeitpunkt war der Platz vor der Main Stage bereits bestens gefüllt. Hin und wieder gab es kurze Schauer, die alle unter den großen Schirmen vor der Hauptbühne zusammenrücken ließen, aber alles in allem war es ein angenehmes Wochenende.

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Fotos: Mirco Wenzel

Auch nebenan auf der Theater-Stage war bereits einiges los. Nach den Noise-Veteranen XOTOX wurde es bedeutend sanfter mit den Schweden von VANGUARD und FUTURE LIED TO US. VANGUARD präsentierte vor allem Songs vom aktuellen Album “Spectrum”, darunter die Hits “Ragnarök” und “Inside”.

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Fotos: Mirco Wenzel

Während die Klimaanlage ihr bestes tat, um bei den ersten beiden Acts die Temperatur noch auf einem erträglichen Niveau zu halten, so brachen spätestens bei FUTURE LIED TO US alle Dämme. Das Theater war so voll, dass nicht mehr alle Einlass fanden. Das Projekt von Krischan Wesenberg, Damasius Venys und Vasi Vallis erfreut sich steigender Popolarität, was nicht nur an den Besucherzahlen ablesbar war, sondern auch daran, dass am Ende einige Stücke Damen-Unterwäsche auf die Bühne flogen. Ein Punkt zum Abhaken auf der Bucket-List eines Stars. “Amphi-Festival, alles klar bei euch?”, vergewisserte sich Damasius gleich zu Beginn. Das nachgeschobene “Amphi, seid ihr da? Ich seh euch nicht”, hatte aber eher einen anderen Hintergrund. Die Lichtshow zum Konzert war von großer Unruhe gekennzeichnet. Immer wieder gab es wahre Stroboskop-Gewitter, die die Zuhörenden vor eine harte Probe stellten. Gerüchten nach war vorher der Wunsch nach etwas mehr Dynamik in der Beleuchtung ausgesprochen worden, aber was dann passierte, sprengte leider deutlich den Rahmen. Es wurde danach noch viel über die Lichtsituation diskutiert. Es gibt durchaus Konzerte, die davon profitieren, wenn der Lichtmann aus allen Rohren feuert, aber FUTURE LIED TO US ist dann doch eher nachdenklich und ruhiger einzustufen. Natürlich gab es trotzdem genug Gelegenheit, Party zu machen. Songs wie “Fly Away” und “Falling” laden immer zum Tanzen ein. “Amphi! Nicht vergessen, dass wir FUTURE LIED TO US sind!”, rief Damasius zum Abschied. Nun, da muss er sich keine Sorgen machen.

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Fotos: Mirco Wenzel

Auf der Hauptbühne spielten nun die Synthpop-Veteranen von S.P.O.C.K., mit ihren scifi-lastigen Inhalten. Als die Band zuletzt auf dem Amphi auftrat, war das 2015. Das war das Amphi, bei dem der Tanzbrunnen nicht als Veranstaltungsort zur Verfügung stand und die Hauptbühne in die LANXESS-Arena verlegt werden musste (was sich bei einem aufziehenden Sturm als Glück erwies). Wer erinnert sich noch an das S.P.O.C.K.-Konzert in der LANXESS? Diesmal auf der etwas kleineren Bühne, aber Alexander “Android” Hofmann und seine Truppe schafften es auch hier natürlich wieder, nostalgische Gefühle beim Publikum zu wecken. Die Schweden spielten neben “Borg” und “Alien Attack” auch “Star Pilot On Channel K”, wofür das Akronym seit 1999 auch steht und natürlich das bekannte “Never Trust A Klingon”.

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Fotos: Mirco Wenzel

Nicht weniger geschichtsträchtig ging es bei DAS ICH zu. Das absolute Urgestein der Szene feiert dieses Jahr sein 35jähriges Bestehen. Das kongeniale Duo aus Stefan Ackermann und Bruno Kramm mit seinen Mitstreitern begeisterte zuverlässig mit Klassikern wie “Gottes Tod” und natürlich dem “Destillat”, das viele Besucher auch zahlreich erwarben. (Der Whiskey-Stand neben dem Eingang zum Theater begeisterte übrigens mit Auswahl und guter Beratung), Stefan begab sich gleichmal in den Graben, um einigen Besuchern das Mikrofon hinzuhalten. Bei diesem Hit waren die meisten glücklicherweise textsicher.

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Fotos: Mirco Wenzel

Zeitgleich im Theater war das Gaspedal voll durchgedrückt worden. CENTHRON stand im Programm und genau das bekam man auch. Wer schon einmal bei dieser Band war, weiß, dass kein Blatt vor den Mund genommen wird. Die Organe, um die es in den Texten größtenteils geht, konnte man übrigens wenige Meter entfernt auch in Waffelform an einem Stand erwerben. Ob Vulva oder Peniswaffel – gar keine leichte Entscheidung für Bisexuelle. Lecker waren sie jedenfalls alle und vegan noch dazu.
An CALVA Y NADA erinnert man sich vor allem noch aus den 90ern, als sie die Dark Wave-Szene eroberten. Seit 1998 kam allerdings keine Veröffentlichung mehr und man ging eigentlich bereits von einer Auflösung aus. Doch es gibt wieder Lebenszeichen, unter anderem den Auftritt auf der Theater Stage beim diesjährigen Amphi. Dass die Truppe noch immer treue Fans hat, spiegelte sich im vollen Theater wieder. “Fernes Leid”, “Schmerzenskrone” und “Días Felizes” brachten auch heute noch jede Menge Bewegung ins Publikum. Die Lichtsituation war leider auch hier sehr herausfordernd, Fotos so gut wie unmöglich.
ZERAPHINE ist die Rockband von SOLAR FAKE-Frontmann Sven Friedrich. Seit 20210 ist abgesehen von einer limited edition für Fanclubmitglieder nichts mehr veröffentlicht worden, aber die Band absolviert dennoch noch etliche Auftritte, was die Fans natürlich sehr freut. Gerade, wenn man Sven nur im “Synth-Gewand” kennt, ist es erfrischend, ihn mal in anderem Kontext erleben zu können. Man hätte beinahe “Oldschool-Set” drüberschreiben können, entstammte doch die Hälfte der Setlist den ersten beiden Alben “Kalte Sonne” und “Traumaworld”. Aber auch ein LINKIN PARK-Cover (“Shadow Of The Day”) reicherte das Set an.

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Fotos: Mirco Wenzel

Auf der Hauptbühne bei COVENANT gab es anfangs technische Probleme zu lösen. Eskil Simonsson hatte offenbar keinen Ton auf seinem In-Ear, dementsprechend fielen auch die Vocals während der ersten beiden Songs aus. Aber natürlich wurde diese Herausforderung gelöst und in etwa ab dem ikonischen “Dead Stars” konnten alle die Live-Stärke eines COVENANT-Konzertes voll genießen. “Dead stars still burn”, die Kernaussage des bekannten Songs stimmt gewissermaßen. Die benachbarten Sterne in unserer Galaxie sind so weit von uns entfernt, dass das helle Leuchten eines sterbenden Sterns (Supernova) selbst mit Lichtgeschwindigkewit sehr lange braucht, um unsere Augen zu erreichen. Daher sehen wir das Licht schon lange verloschener Sterne immer noch. Auch die Strahlkraft vieler Künstler (“Stars”) hält lange über ihren Tod hinaus an. Nun, COVENANT leben natürlich noch 😉 “We set things in motion. How does that feel?”, gab der Fronter Hinweise auf das folgende “Prime Movers”. An Bewegung herrschte indes kein Mangel, die Schweden hatten die Menge voll im Griff. “Every morning when I read the news I cry”, bekannte Simonsson überraschend freimütig. “There is just one thing we can do: Dance!”. Das fiel bei schnellen Songs wie “Judge Of My Domain” natürlich auch leicht. Zwischendurch durfte auch der Deutsche Daniel Myer ans Mikro und gestand, wohl nicht nur in Hinblick auf die einsetzenden Schauer: “Ich bin ein bisschen feucht, nur wegen euch”, bevor er “Lightbringer” als Sänger interpretierte. Das Set endete natürlich mit dem Song, der dem Amphi-Eröffnungsevent seinen Namen gegeben hatte: Alle zusammen riefen die Schiffe in beindruckender Lautstärke in den Hafen.

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Fotos: Mirco Wenzel

Harter Bruch. Vom kühlen Future Pop aus dem Norden zu knallhartem belgischem EBM. FRONT 242 hieß der Co-Headliner und wenn schon TAYLOR SWIFT-Konzerte angeblich seismografisch messbare Aktivität auslösen, so möchte ich nicht wissen, was bei diesem Act in der Kölner Umgebung für Schwingungen entstanden sind. Wer hier hingeht, weiß, dass er an die Grenze der Belastbarkeit getrieben wird. Die Pioniere aus dem Nachbarland machten keine Gefangenen und präsentierten ein Set aus den 80ern, was aber nichts an Popularität eingebüßt hat. Beginnend mit “First In /First Out” und “Take One” war die Marschrichtung von vorneherein klar. Alle Puristen und Anhänger des Old School EBM (diese erkannte man leicht an entsprechenden Shirts, Armbinden etc. ) kamen voll auf ihre Kosten. Mit “U-Men”, das in einem Medley mit “W.Y.H.I.W.Y.G.” (1987) gespielt wurde, ging es bis zum Debutalbum 1982 zurück. 2012 hatte die Band ihren Auftritt auf dem Amphi noch absagen müssen, aber die dann folgende Pause hat offenbar gutgetan, denn nun sind die Belgier wieder seit mehreren Jahren voll dabei und ein Ende ist nicht absehbar. Auch der Clubhit “Headhunter” fand natürlich seinen Platz im Set, das nach einer Stunde mit “Welcome To Paradise” seinen Abschluss fand.

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Fotos: Mirco Wenzel

Hatten wir schon harte Brüche erwähnt? Wer von den Zuschauern von FRONT 242 bis obenhin mit Adrenalin vollgepumpt worden war, musste nun wieder deutlich runterkommen, denn DEINE LAKAIEN woben alle Anwesenden wieder mal in ihr fein gesponnenes Netz aus verkopften Klängen ein. Als Alexander Veljanov und Ernst Horn würdevoll die Bühne betraten, breitete sich innerer Frieden aus und sobald die ersten Klänge von “Generators” erklangen, unterwarf man sich ganz dem feinsinnig fließenden Fluss der Töne. Die beiden alten Herren schaffen es immer noch mühelos, Generationen von Szene-Anhängern in ihren Bann zu ziehen. Anders als beim Wave Gotik Treffen, wo sie wenige Wochen zuvor noch ein komplettes “Dark Star”-Set gespielt hatten, bekamen die Amphi-Besucher ausgewogene Kost serviert. Natürlich durften die Hits aus der Anfangszeit “Reincarnation” und “Love Me To The End” nicht fehlen, aber auch neuere Werke wie “Because of Because” von 2021 fanden ihren Platz (Das deutsche “aus Gründen!” als Antwort auf ein forderndes “Warum?” ist trotzdem kürzer und griffiger). Das Klangkunstwerk der Meister war ein toller Abschluss für den ersten Festivaltag.

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Fotos: Mirco Wenzel

Auch im Theater und auf der Orbit-Stage hatte man den jeweiligen Schlusspunkt in verantwortungsvolle Hände gegeben. An Land machten WELLE:ERDBALL den Sack zu. Es ist eine Freude, zu sehen, wieviel Kreativität Honey & Co, nach all den Jahren immer noch in ihre so besondere Musik zu stecken vermögen. Diese Band läuft einfach gänzlich außer Konkurrenz und man findet schlicht nichts Vergleichbares da draußen. Und genau deshalb werden die Sendungen der Gruppe einfach nie langweilig. Erst letztes Jahr war das umfangreiche Boxset “Film, Funk und Fernsehen” inklusive zahlreicher Extras erschienen, ein Zeugnis von dem stetigen und in seiner Qualität nie enttäuschenden Output der Ausnahmeformation. Hier auf dem Amphi überraschte man die Fans nicht nur mit den üblichen, bekannten Hits (“Schweben, Fliegen, Fallen”, “Starfighter F-104G”), sondern auch mit neueren Werken wie “Ich bin elektronisch (C64)” und “Drogenexzess im Musikexpress”. Bei letzterem Song wurde eine Schweigeminute für den im Juli verstorbenen Electropunk-Musiker Tommi Stumpff eingelegt, der 2021 noch einmal einen Tonträger mit seiner neuen Formation STUMPFF veröffentlicht hatte. Der archaische Heimcomputer C64 hatte schon immer eine große Bedeutung in der Arbeit von WELLE:ERDBALL, die komplette zweite CD auf “Film, Funk und Fernsehen” ist mit ihm erstellt worden. Im Kölner Theater wurde ihm nun wie auch einst schon einmal beim WGT im Kohlrabizirkus eine besondere Rolle zuteil: Die Band warf einen solchen C64 in die Menge, verbunden mit dem Versprechen, dass der Fänger des Kleinods freien Eintritt zum Konzert in Oberhausen am 09.09. erhalten würde. Grandios! Unnötig zu sagen, dass die betagte Maschine am Ende der Flugbahn ein ordentliches Handgemenge auslöste. Die Band beendete ihr Set wie üblich mit dem Stephan Remmler-Cover “Feuerwerk” und wahrlich, das ist es wieder gewesen! Möge WELLE:ERDBALL noch lange seine Inhalte in den Äther strahlen.

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Fotos: Mirco Wenzel

Der Headliner-Slot auf der Orbit Stage (an Bord der MS RheinEnergie) gehörte DIORAMA. Die dritte Amphi-Bühne war in diesem Jahr leichter zu erreichen als zuvor, da der Wasserstand des Rheins doch noch in letzter Minute ein Anlegen am Deutzer Kennedyufer möglich gemacht hatte. In den Jahren mit Niedrigwasser war das Schiff stets in der Kölner Altstadt vor Anker gegangen und nur mittels Fußweg über die Brücke oder Shuttlebus erreichbar gewesen. Solcherlei Hürden entfielen und so konnten sich die “Schiff-Bands” auch über deutlich mehr Besucher freuen. Ich wage aber mal die Behauptung, dass eine Gemme wie DIORAMA auch gut besucht wäre, wenn man in Leverkusen spielen würde. Wer allerdings zu spät kam, den bestrafte das Schiff mit ziemlich randvoller Füllung, geeignete Plätze zum Tanzen waren dann eben knapp. Los ging es mit dem schmissigen “Avatars” von der aktuellen Platte, nur um dann in das deutlich besinnlichere “Child Of Entertainment” überzuleiten. Es war seit langem mal wieder eine Show ohne Felix Marc, der an anderer Stelle unabkömmlich war. Ihn ersetzte kein Geringerer als der großartige Helge Wiegand, der auch am Folgetag die Main Stage eröffnen würde. Es wurde natürlich heiß und schweißtreibend auf dem Seelenverkäufer, so wie immer, wenn DIORAMA aufspielen. Diese Band schafft es einfach immer, die Atmosphäre so zu verdichten, dass man alle visuellen und auditiven Reize intensiver wahrnimmt. Man bekam auch seltenere Schätzchen wie “Odyssey Into The Vacuum” mal wieder zu hören und konnte sich zu “Gasoline” oder “Ignite” verausgaben. Gerne würde ich ja schreiben, dass das Set um Mitternacht endete, die MS RheinEnergie wieder zum Kürbis wurde und Torben einen Glasschuh verlor, aber ich muss mich an journalistische Standards halten und wahrheitsgemäß darauf hinweisen, dass es erst 22 Uhr war und nach dem Headliner noch DR. MARK BENECKE mit BIANCA STÜCKER auftraten, um das neue Werk “Songs Of Love & Sorrow” zu präsentieren. Mein Fotograf war aber da schon in eine Maus zurückverwandelt worden, daher endet die Bilddokumentation vorzeitig. Die MS RheinEnergie legte derweil nach einiger Zeit ab um ihren Schlafplatz am Altstadtufer aufzusuchen. Diese Information war aber nicht zu allen durchgedrungen, weshalb es einiges Erstaunen zu hören, gab, als wir uns in Bewegung setzten. Es wurde gar laut darüber beraten, ob das Schiff sich wohl losgerissen habe und man jemandem Bescheid sagen solle. Aber nein, alles ging seinen gewohnten Gang. Wer noch Puste hatte, blieb auf der Aftershowparty, alle anderen machten sich auf in ihre Betten, um Kraft zu tanken für den zweiten Tag voller amphiöser Wunder.

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Fotos: Mirco Wenzel
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