Review: POWERWOLF laden mit „Interludium“ zur Oster-Messe

Pünktlich zum Start ins Oster-Wochenende gibt es im Nest nicht nur Eier oder Schokolade zu finden, sondern auch ein neues Album von POWERWOLF. „Interludium“ heißt das gute Stück und wie der Name bereits vermuten lässt handelt es sich hierbei um eine Art musikalisches Zwischenspiel, welches uns die Wartezeit auf einen neuen Langspieler verkürzt. Zu hören gibt es auf „Interludium“ eine Mischung aus sechs neuen Tracks und vier weniger bekannten Raritäten der wölfischen Diskographie. Grund genug also, diesen Karfreitag zu sündigen und die Musik laut aufzudrehen.

Eine Vorstellung haben die Wölfe aus dem Saarland eigentlich nicht mehr nötig: zahlreiche Nummer-1-Alben, ausverkaufte Shows und Headliner-Auftritte auf Festivals wie z. B. dem Wacken sprechen Bände. Man kann sie lieben, man kann sie hassen, aber kennen tut man sie auf jeden Fall, wenn man die letzten Jahre im Metal-Universum nicht ganz hinterm Mond verbracht hat. Der Form halber soll es aber trotzdem eine kurze Vorstellung geben, bevor wir uns ins „Interludium“ stürzen. POWERWOLF, das sind Sänger Attila Dorn (alternativ auch gerne Leitwolf, Prediger der Heavy-Metal-Messe oder Hobby-Vampir), die Herren Matthew und Charles Greywolf an den Gitarren, Falk Maria Schlegel an der Orgel und der in puncto Herkunft etwas aus der Reihe tanzende aber gut integrierte Niederländer Roel van Helden. Gemeinsam ist das Quintett (wenn auch nicht ganz in dieser Besetzung, da Roel erst 2011 dazustieß) seit inzwischen 20 Jahren auf dem Vormarsch. Für die Produktion ihrer osterlichen Heavy-Metal-Messe vertrauten sie mal wieder auf Joost van den Broek und Jacob Hansen sowie Jens Bogren und Fredrik Nordström. Das soll an Input dann jetzt aber auch reichen, schließlich wollen wir vor allem wissen, wie das neue musikalische Werk aus dem Hause POWERWOLF klingt.

„Wolves Of War“ beginnt ganz ruhig mit folkig anmutenden Klängen, bevor dann die Power-Metal-Klatsche einsetzt. Charles und Matthew zeigen sich in Bestform und auch Attila und Roel müssen sich keinesfalls verstecken (lediglich von Falk gibt es relativ wenig zu hören). Ein B-Track oder Füllmaterial klingt anders, das hier ist eine starke Nummer, die auch auf dem letzten Album „Call Of The Wild“ nicht deplatziert gewirkt hätte. Das nachfolgende „Sainted By The Storm“ wurde bereits 2022 als Single inclusive Lyric-Video veröffentlicht und auch live bereits schon das ein oder andere Mal zum Besten gegeben. Der Song kommt im gewohnt bombastischen Sound daher und überzeugt mit einem geradezu verboten eingängigen Chorus sowie großem Ohrwurm-Potenzial.

„No Prayer At Midnight“ klingt für meinen Geschmack im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Stücken ein kleines bisschen zu „underwhelming“. Das Stück ist zwar keineswegs schlecht, schafft es allerding nicht, mir nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Eine solide Nummer mit den Standard-Zutaten eines POWERWOLF-Tracks, nicht mehr, aber auch nicht weniger. „My Will Be Done“ kommt wieder etwas kraftvoller daher und ist eine epische Power-Metal-Predigt, bei welcher Attila seine vokale Versatilität gekonnt ausnutzt und den Hörer in seinen Bann zieht. Amen. „Altars on Fire“ wagt, wie bereits „Wolves Of War”, einen Ausflug in eher folkig-keltische Gefilde – und ist das eine Drehleier, die ich da im Hintergrund anstatt der sonst so präsenten Orgel höre? Auch mal eine nette Abwechslung im sonst eher festgefahrenen Klang-Konzept der Wölfe. Ein weiteres persönliches Highlight erwartet mich anschließend mit „Wolfborn“. Der Track ist temporeich und eindringlich, sowohl der Chorus als auch der Refrain reißen sofort mit. Zudem bekommt Falk hier nun endlich seinen Moment im Spotlight, war die Orgel in den vorangegangenen Liedern bisher doch eher schmückendes Beiwerk. Mit “Stronger Than The Sacrament” und “Living on A Nightmare” leiten wir nun den zweiten Teil von „Interludium“ ein und widmen uns den älteren aber selten gehörten Stücken. Im direkten Vergleich zur ersten Hälfte des Albums merkt man durchaus das ältere Baujahr: der Songwriting-Stil ist zwar unverkennbar POWEROLFs Handschrift, jedoch klingen die Tracks etwas „geerdeter“ und band-fokussierter, mit weniger Symphonie-Bombast als die neueren Stücke. „Midnight Madonna“ war bisher lediglich auf der Earbook-Version von “The Sacrament Of Sin” zu hören und ist ein etwas ruhigerer und sehr orgellastiger Track – gewissermaßen die Ruhe vor dem Sturm, denn mit dem letzten Track “Bête Du Gévaudan” werden die Regler noch ein letztes Mal nach oben geschraubt. Das Lied dürfte all jenen, die mit der jüngeren Band-Diskographie vertraut sind, jedoch durchaus bekannt vorkommen, handelt es sich doch um eine französische Version von „Beast Of Gevaudan“ (und der Song wiederum ist mehr als Hit denn als Rarität zu bezeichnen).

Fazit:

Wer POWERWOLF bisher nichts abgewinnen konnte, den wird „Interludium“ wohl auch nicht vom Gegenteil überzeugen, für die Fans der Saarländer hat die Platte jedoch durchaus ihren Charme. Der Mix aus neuem und altem Material bewegt sich qualitativ auf dem hohen Niveau, welches man von den Saarländern gewohnt ist und hat einige starke neue Tracks zu bieten. Auch wenn das Album gewissermaßen nur ein Lückenfüller ist, hören sich die Songs glücklicherweise nicht nach Lückenfüller-Material an. Großartige Innovationen oder Weiterentwicklungen im Sound gibt es keine, aber das war auch eher weniger zu erwarten. Für mehr Abwechslung und Hörvergnügen gibt es mit der Deluxe Version des Albums übrigens noch zwei Bonus-Alben mit reichlich Material: für “Communio Lupatum II” wurden mal wieder befreundete Bands wie zum Beispiel AD INFINITUM, ELECTRIC CALLBOY oder LORD OF THE LOST dazu eingeladen, POWERWOLF-Tracks in ihrem eigenen Stil zu covern und „Interludium Orchestrale“ bietet Orchestral-Versionen der Album-Tracks.

 Bewertung: 8/10

Tracklist:

  1. Wolves Of War
  2. Sainted By The Storm
  3. No Prayer At Midnight
  4. My Will Be Done
  5. Altars On Fire
  6. Wolfborn
  7. Stronger Than The Sacrament
  8. Living On A Nightmare
  9. Midnight Madonna
  10. Bête Du Gévaudan
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