Fulminanter Tour-Auftakt: BAD OMENS, GHØSTKID und OXYMORRONS in Hamburg
Der 04. Februar ist ein Abend voller spannender Konzerte in Hamburg. So sind zum Beispiel BAD OMENS zum zweiten Tag in Folge live im ausverkauften Bahnhof Pauli zu sehen. Gemeinsam mit GHØSTKID und OXYMORRONS starten sie hier ihre allerorts restlos ausverkaufte “Tour Of The Concrete Jungle”. Ein Paket aus drei großartigen Bands, die einen nicht weniger großartigen Abend versprechen – doch alles der Reihe nach.
Wer heute seinen Weg in den Club inmitten der Reeperbahn findet, der wird zum angegebenen Beginn um 19:00 Uhr bereits von den Klängen von Live-Musik begrüßt, ebenso wie von einer Schlange an Besuchern und der einen oder anderen Person, die spontan noch Karten sucht.
“2 R’s not 1”
OXYMORRONS läuten den Abend etwas überpünktlich ein, doch ist der Club auch jetzt schon gut gefüllt und die frühe Zeit hat keinerlei negative Auswirkung auf die Stimmung. Von Anfang an ist das Publikum voll dabei und feiert den bunten Genremix, den die Band aus New York präsentiert. “We don’t believe in genres,” erklären OXYMORRONS ihren Stil, “The only rule is if it sounds good, it feels good, it is good.” und dafür bekommen sie laute Zustimmung aus der Menge.
Generell unterhält sich die Band viel mit den Zuschauer*innen, stellt sich mit einer kleinen Anekdote über ihren Namen vor, der aus rechtlichen Gründen mit zwei R’s statt einem geschrieben wird, und der Ausruf “2 R’s not 1” wird dem Publikum erfolgreich beigebracht. Bei dem Song “Definition”, den OXYMORRONS mit Jason Aalon Butler von FEVER 333 veröffentlichten, singt der Bahnhof Pauli dann auch textsicher den Refrain mit.
Glühwürmchen in einem Einmachglas
Auf Aufruf verwandelt sich der Bahnhof Pauli dann in ein Meer aus Handylichtern, in den Worten der Band “Fireflies in mason jars”, also Glühwürmchen in einem Einmachglas. Das Venue ist in diesem Sinne das Glas und all die Besucher die Glühwürmchen. Dieser Vergleich soll deutlich machen, dass ohne die Besucher*innen und Fans nichts läuft und so bedankt man sich für die Unterstützung, die man bereits erfahren hat, ebenso wie für die freundliche Aufnahme auf der ersten Tour durch Europa.
In gut einer halben Stunde gibt es Songs wie “Green Vision”, “Justice” und “Enemy” zu hören, letzterer frisch erschienen und die erste Veröffentlichung mit einem Label, was natürlich entsprechend gefeiert wird. Auch gibt es einen bisher unveröffentlichten Track zu hören, “as a treat”.
Schließlich verabschieden sich OXYMORRONS mit einem Gruppenfoto und einem letzten “2 R’s not 1”-Wechselspiel vom Publikum. Die lautstarken Rufe nach einer Zugabe bleiben heute leider unerfüllt, doch war wenigstens bis zum Ende des Auftritts Partystimmung – sowohl vor als auch auf der Bühne, denn auch die Band war sichtlich mit Spaß dabei.
“Hamburg, was geht?”
Die folgende Umbaupause wird schnell genutzt, um Getränke nachzutanken, bevor der Saal sich gut 20 Minuten später wieder verdunkelt und GHØSTKID ihr Set starten.
“Fool”, der erste Track des selbstbetitelten Debütalbums, dient als starker Opener und gibt direkt den Ton an. Man sieht bereits wieder Leute springen, im mittlerweile gut gefüllten Club. Spätestens nach einer kurzen Begrüßung mit “Hamburg, was geht?” und der Aufforderung, in die Hocke zu gehen spielt dann wieder fast das gesamte Publikum mit. Passender als das folgende Chaos könnte “Start A Fight” auch nicht starten.
“Ich will ‘nen schönen Pit sehen!” verlangt Frontmann Sebastian “Sushi” Biesler und den soll er auch bekommen. Trotz wenig Platz ist vor der Bühne nun fast dauerhaft beeindruckend viel Bewegung, an anderer Stelle wird fleißig mitgesungen. “Ihr seid krasser als gestern!” lobt er das Publikum vor “Crown”, zu dem wieder die Aufforderung, einen Pit zu öffnen kommt – mit freundlicher Erinnerung aufeinander Rücksicht zu nehmen: “Ich will euch laufen sehen, passt auf euch auf, jeder darf mitmachen!” heißt es und natürlich kommt Hamburg dem gerne nach.
Hohe Temperaturen trotz kaltem Wetter
Neben den Titeln vom Debütalbum werden auch neue Songs gespielt, wie etwa “Hollywood Suicide”, am heutigen Abend erst zum zweiten Mal überhaupt und auch die vorherige Single “Ugly” ist dabei.
Das Licht ist dabei häufig dunkler gehalten, mit viel Geflacker und Akzenten, die die passende Stimmung vermitteln und den Auftritt wunderbar abrunden.
Auch GHØSTKID bedanken sich für die ausverkaufte Tour und rufen dazu auf, auch kleinere Shows zu unterstützen, gerade weil die Situation eben noch immer alles andere als einfach ist.
“You & I” wird im Folgenden den Besucher*innen gewidmet, die sich mit energiegeladener Unterstützung vor der Bühne erkenntlich zeigen.
Mit “This Is Not Hollywood”, “Drty” und “Supernova” neigt sich dann auch das Set von GHØSTKID dem Ende entgegen. Immer wieder wird das Publikum gelobt und der Feststellung, dass Hamburg heute Abend überraschend warm ist, ist wohl nur zuzustimmen. Die Stimmung hält sich bis zum Ende und so sind überall Pommesgabeln zu sehen, es wird mitgeklatscht und mitgesungen und für ein abschließendes Gruppenfoto gemeinsam geposed. “Viel Spaß mit BAD OMENS, dankeschön!” verabschieden sich GHØSTKID schließlich – jedenfalls von der Bühne, denn anschließend sind sie beim Merch anzutreffen und nehmen sich dort Zeit für ihre Fans.
“Welcome to A Tour Of The Concrete Jungle”
Die etwa halbstündige Umbaupause dient gleichzeitig als Verschnaufpause – und natürlich um nochmal neue Getränke zu organisieren, oder eben um mit GHØSTKID oder OXYMORRONS zu reden, die sich beim Merch oder mitten im Publikum aufhalten. Am Rande lässt sich jedenfalls der eine oder andere wohlverdiente Lobspruch hören. Allgemein ist die Stimmung gut und von Müdigkeit nach wie vor nichts in Sicht.
Gegen 21:00 Uhr wird es dann wieder dunkel im Saal. Oder hell? Bei voller Beleuchtung betritt zunächst nur die Hälfte der Band die Bühne, die sich anschließend passend zum Albumcover in ein tiefrotes Licht taucht. Der Opener vom aktuellen Album und Titel der Tour “Concrete Jungle” wird in minimaler Besetzung angespielt und von einem Publikumschor begleitet, im Verlauf des Songs erscheinen auch die restlichen Mitglieder von BAD OMENS auf der Bühne und setzen mit ein.
Ohne wesentliche Pause geht es heavy weiter mit “Artificial Suicide”. Erst im Anschluss richtet sich Sänger Noah Sebastian an das Publikum für eine “offizielle” Begrüßung. “Hamburg! Welcome to A Tour Of The Concrete Jungle,” verkündet er passend zum bisherigen Auftreten mit langem Mantel und Handschuhen recht formell.
Das ändert sich jedoch schnell, als er nach “Nowhere To Go” nach einer Wall Of Death fragt: “I know we’re packed tight as fuck but we can do it, we did it last night and we can do it tonight.” Und so verwandelt sich alles vor der Bühne kurzerhand in einen einzigen großen Pit. Auch bei “Glass Houses” ist das Publikum bis zur Bar hin am Springen und natürlich weiterhin ordentlich am Mitsingen, vereinzelt sind sogar Crowdsurfer zu sehen.
Die Musik spricht für sich
Generell spricht bei BAD OMENS die Musik für sich, man erkundigt sich zwar kurz nach dem Befinden der Besucher*innen, holt Applaus für OXYMORRONS und GHØSTKID ein, oder lädt zum Mitwippen oder -singen ein, aber Letzteres macht das Publikum quasi von alleine, also bleibt da auch nicht zwangsläufig viel zu sagen. Die Band vermag es einfach, ohne viele Worte die Leute mitzureißen, wobei der Auftritt trotzdem sehr persönlich wirkt. BAD OMENS haben eine beeindruckende Bühnenpräsenz, und das Licht bietet eine sehr gelungene Ergänzung.
Schließlich richtet sich Sebastian dann doch mit einer längeren Ansage an das Publikum: “For those who don’t know, today is special – this whole tour is special because it got sold out before it even started.” Und dafür bedanken sich auch BAD OMENS.
Nach einem Set, das zum größten Teil aus Songs des aktuellen Albums “The Death Of Peace Of Mind” besteht, aber auch das eine oder andere frühere Werk beinhaltet, heißt es dann Abschied nehmen.
“Hamburg, it’s been a blast.”
Mit “Just Pretend” kommt das Konzert zu einem ruhigeren Abschluss. Noch einmal werden alle zum Singen aufgefordert, um mit etwas Positivem zu enden. “Doesn’t matter if you suck,” versichert der Sänger und ruft auch dazu auf, den Raum zu erleuchten. So verwandelt sich der Bahnhof Pauli noch einmal in ein Lichtermeer mit Chor, bevor sich BAD OMENS von der Bühne verabschieden. Vorerst wenigstens.
Denn sofort werden Rufe nach einer Zugabe laut, denen die Band mit “The Death Of Peace Of Mind” auch gerne nachkommt. Aus “Concrete” und “Jungle” wird kurzerhand ein Wechselspiel mit dem Publikum, das immer weiter an Tempo zunimmt, bevor es mit “Dethrone” weitergeht.
Schließlich geht das Set dann aber doch zu Ende. “Hamburg, it’s been a blast. This will be our last song for tonight,” verkündet Sebastian und so werden bei “What Do You Want From Me?” auch die letzten Energiereserven aufgebraucht. Zu den Klängen von “See You Again” verabschieden sich BAD OMENS dann endgültig.
Ein großartiger Abend
Kurz danach bilden sich noch Schlangen an den Merch Ständen, wo noch ein Andenken ausgesucht oder mit den anwesenden Musikern geredet wird, Selfies gemacht werden und der Abend in Ruhe ausklingen gelassen wird, während andere bereits den Heimweg antreten.
So oder so war es ein Konzert, das vermutlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Alle drei Bands waren durchweg großartig, jede auf ihre eigene, einzigartige Weise und vielleicht ist es gerade das, was diese Tour ausmacht. Man merkt, wie sich die Künstler untereinander schätzen und wie verbunden sie auch ihren Fans sind und so kann man ihnen nur wünschen, dass die weiteren Abende ebenso gut werden wie dieser. (Und ohne jetzt Werbung machen zu wollen, aber wenn ihr noch Karten bekommen könnt lege ich euch wärmstens ans Herz das zu tun. Es lohnt sich.)