BLEED FROM WITHIN euphorischer Tourauftakt in Köln

Geschlagene zehn Jahre ist es her, dass BLEED FROM WITHIN zuletzt eine eigene Headlinertour durch Europa bestreiten konnten. Im letzten Jahr hat die Band zwar Anlauf für eine neue Tour genommen, pandemiebedingt mussten jedoch sämtliche Pläne dem Scheiterhaufen zum Opfer fallen. Mit ihrem Einstieg bei Nuclear Blast Records haben die Schotten nun beachtlichen Rückenwind und endlich konnte ihre langersehnte Tour starten. Natürlich waren sie nicht allein. ALLT und HUMANITY`S LAST BREATH durften sich über eine Zusage als Support für eine ausgiebige Reise durch 16 Clubs freuen. Der Startschuss fiel am heutigen Abend im ausverkauften Kölner Club Volta – die 450 Tickets waren schließlich rasch vergriffen. Kurz vor dem offiziellen Einlass spazierten die Jungs von Bleed From Within an ihren Wartenden Fans vorbei und ließen es sich nicht entgehen, diese bestens gelaunt zu begrüßen.

Eine halbe Stunde eher als angekündigt, enterten die Newcomer von ALLT die verdunkelte Bühne. Für das Intro kam die junge Band ohne ihren Sänger Rob Malmgren aus. So nahm man die, einem noch unbekannte Band, erstmal ins Visier. Headbangend stellten sich die Musiker den interessierten Blicken der Besucher. Doch Frontmann Rob ließ seine Mannen aber nicht lange allein und nahm direkt das Podest am Bühnenrand ein. „Let’s start the shit. Let’s fucking go!“. Mit ihrem Progressive Metalcore trafen sie natürlich geschmacklich gesehen sogleich ins Schwarze bei den Besuchern. Drummer Adam Björk forderte seine Base Drum aufs Äußerste. Der massive Sound erntete direkt beim zweiten Song einen beachtlichen Zwischenapplaus. Lange ließ der erste Circle Pit auch nicht auf sich warten, beim Song „Rupture“ gab es kein Halten mehr. Rob war sichtlich beeindruckt. „Fuck yes!“. Befanden sich die Schweden doch gerade mal auf ihrer ersten Tour überhaupt. Zuletzt spielten sie zwar auf einigen Festivals, aber nun ging es für ALLT richtig ab. Beflügelt vom gerade erst geschlossenen Deal mit Century Media Records, konnte man sich nun verdient feiern lassen. „Paralyzed“ wurde als neuer Song angepriesen und startete deutlich ruhiger. Sprechgesang setzte ein, doch auch hier ließen die Screams nicht lange auf sich warten. „Thank you so much for checking us out. It means so much to us. It`s been amazing.”. Das Klatschen des Publikums wurde von harten Riffs untermalt. Voller Elan warf sich der engagierte Fronter auf die Knie. Neben mir stieß ein Metalfan ein entzücktes „Yes!!!“ aus. Jeder  Moment des Auftritts wurde von der jungen Band genossen. Adam strahlte während seines Drumspiels das pure Glück aus. Er ließ es sich auch nicht nehmen, kurz die feiernde Menge zu filmen. Unter großem Jubel beendeten Allt ihr Set nach kurzweiligen 30 Minuten. Von den Schweden wird man zukünftig sicherlich noch einiges hören. 

Allt, Markus Hillgrtner

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Fotos: Markus Hillgärtner

Wie unterschiedlich sich eine ähnliche Spielzeit anfühlen konnte, bekamen wir bei der nächsten Band zu spüren. Choraler Gesang erklang, als HUMANITY`S LAST BREATH ihren Gig eröffneten. Dazu gesellte sich getragener, finsterer Sound. Neugierig gesellten sich auch die Jungs von ALLT an die Seite der Bühne um zu sehen, was ihre Tourkollegen zu bieten haben. Im Jahre 2009 von Vildhjartas Drummer Buster Odeholm gegründet, hat sich die schwedische Band im Laufe der Jahre einem ganzen Cocktail an Metal Elementen verschrieben. Progressive Töne treffen auf Deathcore Stilmittel, Black Metal Elemente nimmt man ebenso wahr wie Threashiges. Live nimmt Buster jedenfalls bei HLB den Part an der Gitarre ein. Mit der Kapuze tief ins Gesicht gezogen, bestieg der hochgewachsene Sänger Filip Danielsson Sänger ganz bedächtig das vordere Podest. Außer seinem langen dunklen Haar konnte man nicht viel von ihm erkennen. Dies sollte sich im Laufe des Auftritts auch nicht mehr ändern. Während die Musiker an den Saiten ausladend mit viel Schwung headbangten, steuerte Filip seinen heftig tiefen, gutturalen Gesang bei. Vernichtender, extrem schneller Sound breitete sich aus. Das spärliche Licht, das nur von unruhigen flackernden grellen Effekten durchbrochen wurde, unterstrich die finstere Atmosphäre.

Filip growlte immer wieder in gebückter Haltung und all seine Bewegungen spielten sich gefühlt in Zeitlupe ab. An der Gitarre kamen nun die typischen Djent Akkorde hinzu. Dieses spezielle Stilelement, das man von Meshuggah kennt, setzte hier präzise Highlights. Verhielt sich das Publikum bei diesem musikalischen Richtungswechsel bislang eher Verhalten, reckten sich nun einige Teufelsgrüße in die Höhe. Der Auftritt beinhaltete keinerlei Positionswechsel. Obwohl sich die Band musikalisch einigen Stilen bedient, wirkte das Konzept in Gänze etwas monoton. Und so sehr man sich auch bemühte, nicht mal ein paar Wortfetzen ließen sich heraushören. Aufgrund des abgrundtief bösen, niederschmetternden und immens harten Sounds habe ich mehr Aktion auf der Bühne erwartet. Man entschied sich aber für einen minimalistischen Stil. Kann man machen. Ich hätte mir durchaus gewünscht, dass mich HUMANITY`S LAST BREATH auch live das Fürchten lehren. Als die letzten Töne verhallten, blieb das Publikum etwas irritiert, aber immerhin leicht depressiv verstimmt zurück.

Humanitys Last Breath, Markus Hillgrtner

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Fotos: Markus Hillgärtner

Auf der Bühne setzte emsiges Treiben ein. Das große Banner der Hauptband wurde hochgezogen, das Schlagzeug der Supportbands musste weichen, mehr und mehr Lichtelemente kamen zum Vorschein. Es dauerte nicht lange und BLEED FROM WITHIN waren bereit für ihren ersten großen Abriss der Tour. Würde dieser auch gelingen? Ist ein ausverkaufter Club ein Garant für gute Stimmung? In den vorderen Reihen wurde es auffallend enger. Wie auch auf den Festivalauftritten im Sommer, startete das Set mit „I Am Damnation“. Wuchtige Riffs, massive Breakdowns und ein mitreißender Groove rissen die Fans ab dem ersten Moment mit. Der cleane Gesang von Steven Jones harmonierte perfekt zu den heftigen Shouts von Sänger Scott Kennedy: „They can’t keep dragging us down. We fought tooth and nail to get here.”. Unweigerlich huschte einem ein beachtlicher Schauer über den Rücken. Diese Einheit der strahlenden Musiker, des perfekten Sounds, den Lichteffekten in orangefarbenen Tönen und der glücklichen Menge löste sogleich diesen Effekt aus. Seitlich der Bühne tauchte nochmal Adam Björk auf. Ihn hättet ihr mal sehen sollen. Mir kam direkt das Bild eines kleinen Jungen in den Sinn, der mit großen Augen vor einem leuchtenden Weihnachtsbaum steht und gerade seinen größten Wunsch erfüllt bekommen hat. Wie herrlich es war, diesen Moment zu beobachten. Gleich beim zweiten Song „Sovereign“ gab Scott deutliche Handzeichen: Es war Zeit für die erste Wall of Death des Abends. Drummer Ali Richardson hämmerte uns seine Blastbeats um die Ohren und zu dem shreddenden Spiel der Gitarren schnellten die Fans aufeinander zu und rangelten munter umher. „Cologne, how the fuck are you feeling? We are Bleed From Within from Glasgow. This is fucking incredible. A fucking dream came true. The only reason is everyone of you. We appreciate that.”.

Das nächste Highlight folgte sogleich mit “Levitate”. Zunächst erklangen sanfte Streicher, eher auch hier das nächste Metalcore Gewitter ausbrach. Lautstark wurde der hymnische Refrain von der Menge begleitet. Bei den einzelnen Gitarrenparts kniete man innerlich nieder. „This is a song for the oldschool metalheads. I want everyone of you to bang your head. Would you do that for me? The Song is called ,Into Nothing’.” Selbstredend wurde das Groove Metal Brett mit schwingenden Häuptern belohnt. Nach temporeichen Circle Pits und einer weiteren Wall of Death bei ,,Into Nothing” und ,,Fracture” war auf der Bühne auch der inbrünstige Einsatz von Scott unübersehbar, tropfte ihm doch mittlerweile der Schweiß vom Kinn. „That ist he passion I need!“ Kurz durchatmen konnten wir dann beim nächsten Titel „Take your mobile. Everyone hold the fucking light in the air!“ Wie brav dieser Bitte gar bei Metalkonzerten nachgekommen wird, wundert mich immer wieder. Hunderte Lichter durchströmten den Club und setzten „Flesh & Stone“ in Szene. Musikalisch bot man uns die volle orchestrale Dramatik gepaart mit finsteren Black Metal Einflüssen. Ein Part aus “Temple Of Lunacy“ wurde gerade erst vom Guitar World Magazin für das beste Riff des Jahres nominiert. Diesen bekamen wir natürlich auch heute live dargeboten. Wir drücken eifrig die Daumen für eine verdiente Prämierung. Vor der Bühne wurde es bei „Afterlife“ nun richtig wild. Die Menge tobte sich in Rage. Eine Frau neben mir bekam einen heftigen Stoß am Kopf ab. Scott bekam diesen nicht mit, doch da er selbst ordentlich aufgeheizt war, feuerte er das Publikum immer weiter an. Zum Glück kam es zu keinen weiteren heftigen Zusammenstößen und nachdem der weibliche Fan zunächst Sternchen sah, setzte die Erholung glücklicherweise schnell ein. Der besorgte Security musste nicht weiter aktiv werden. Lieblicher Gitarrensound verzückte uns beim instrumentalen Zwischenstück „Skye“. Völlig gegensätzlich ging es darauffolgend mit „Stand Down“ zur Sache. Hier entlud sich die aufgestaute Wut, der frustrierenden Pandemiezeit. Erbarmungslos rechnete man hier mit schlecht Informierten Gruppierungen ab. Doch selbst in diesem rohen Stück begegneten uns filigrane Augenblicke. Die Jungs verstehen es einfach den, modernen Metal gekonnt zu zelebrieren. 

„Endlich normale Leute. We won’t waste time. We’re just gonna play two more songs for you. This one, we’ve never played before: ,Paradise’.“ Beginnend mit einem Klavierintro baute sich dieser Song bedrohlich auf und sorgte für eine heftige Wendung im einst angenehmen Paradies. „Honestly, this is the best show, we have ever played. Thank you so much. This is our last song. Cheers, motherfuckers!” Die Musiker trockneten ihre Gesichter ein letztes Mal mit ihren Handtüchern ab, schließlich hinterließ der „Saunaclub Volta“ bei uns allen seine Spuren. Großes Finale mit „The End Of All We Know“. Aggressiver Sound breitete sich mit Stakkato Gedräsche an den Drums aus. Verspielte Gitarrenmelodien gesellten sich hinzu. Scott passierte die Brüstung und fand sich unter dem sicheren Halt einiger Fans in der Menge wieder. Prompt wurde ihm eine schottische Fahne gereicht und mit dieser zwischen den Armen genoss er es sichtlich, mitten unter seinen Anhängern zu sein. Als ihn auf dem Rückweg ein Security zurück auf die andere Seiten heben wollte, hatte der Sänger noch etwas zu viel Schwung und beide fielen lachend um. Mit den letzten Klängen endete das Set nun tatsächlich. Frenetisch wurden BLEED FROM WITHIN ein letztes Mal gefeiert.

Völlig zurecht hat sich diese Band in diesem Jahr weit nach vorn katapultiert. Setlists und Plektren wurden noch geduldig verteilt und die Band war sich nach dem Gig auch nicht zu schade, sich noch ausgiebig ihren glücklichen Fans zu widmen. In aller Seelenruhe verteilten sie Autogramme und standen für Selfies und kleine Unterhaltungen zur Verfügung. Scott war beseelt aber nun auch müde. Nachdem er all seine Energie auf uns übertragen hat, war dies auch völlig in Ordnung. Einen gelungeneren Auftakt für diese Tour hätte man sich nicht wünschen können. Vielen Dank an alle Beteiligten!

Bleed From Within, Markus Hillgrtner

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Fotos: Markus Hillgärtner

Setlist:

01. I Am Damnation
02. Sovereign
03. Levitate
04. Into Nothing
05. Pathfinder
06. Fracture
07. Flesh & Stone
08. Temple Of Lunacy
09. Afterlife
10. Gatekeeper
11. Skye
12. Stand Down

Zugaben:
13. Paradise
14. The End Of All We Know

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