ALTER BRIDGE auf der ‚Pawns & Kings‘-Tour im Kölner Palladium mit MAMMOTH WHV und HALESTORM

Keine zwei Monate ist es her, dass der neue Longplayer der amerikanischen Alternative-Rocker von ALTER BRIDGE das Licht der Welt erblickt hat, und schon sind die Mannen um das kongeniale Songwriter-Duo Mark Tremonti / Myles Kennedy in Europa auf Tour und diese führte auch am letzten Novembertag ins Kölner Palladium.

Scheußlichstes Herbstwetter, bei dem vollstes Verständnis dafür aufkommt, dass Stephanie Seymour nach der Hochzeit mit Axl Rose im Video zu “November Rain” lieber gestorben ist als bei so einer Witterung das Haus zu verlassen. Das hielt die Fans jedoch nicht davon ab, in Scharen zur Konzertlocation auf der Schäl Sick zu pilgern.

Da es einen straffen Zeitplan einzuhalten galt, enterte Wolfgang Van Halen mit seinen Mitstreitern unter dem Namen MAMMOTH WHV schon um 18:30 Uhr die Bühne. Der Name VAN HALEN steht dank seines berühmten Vaters und Onkels seit fast 50 Jahren für hochklassigen Hard Rock und Wolfgang, der bei VAN HALEN ab 2006 den Tieftöner übernahm, hat große Fußstapfen vor sich, in die er mit seiner Formation nun zu treten versucht. Ob das Erbe eines großen Namens einen Segen oder Fluch darstellt, ist von Person zu Person individuell zu betrachten. MAMMOTH WHV traten jedoch sehr souverän und routiniert auf, und trafen schnell den Nerv des Kölner Publikums. Der sympathische Frontmann, der seiner leicht rauchigen Rockröhre stets eine leichte Soulnote verleiht, ergriff als Multiinstrumentalist nicht nur die Gitarre, nein, auch das Keyboard der Band wurde von ihm bespielt. Musikalisch bewegen sich MAMMOTH WHV gekonnt zwischen Metal, Grunge und Hard Rock und überzeugten damit auch das Kölner Publikum. Kein Wunder, Songs wie “Distance”, der dieses Jahr sogar eine Grammy-Nominierung erzielte, können nur gut sein, und das Kölner Publikum muss in der fünften Jahreszeit ganz anderes akustisches Leid ertragen. So hatten MAMMOTH WHV ein leichtes Spiel, das Publikum aufzuwärmen und zu begeistern.

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Nach einer kurzen Umbaupause wurde es dann auch wieder dunkel im Saal und ein markerschütternder Schrei machte darauf aufmerksam, dass es wieder an der Zeit war, das Augenmerk auf die Bühne zu lenken. Denn der Schrei kam von niemand Geringerem als Lzzy Hale, die nicht nur mit ihrem Organ sondern auch optisch innerhalb eines Sekundenbruchteils alle in den Bann zog. Mit “The Steeple” legten HALESTORM auch direkt rockig los und gaben Vollgas. Dass musikalisch erzogene Geschwister in einer Band sehr gut harmonieren, konnte man schon bei der KELLY FAMILY verfolgen, bei HALESTORM hört es sich jedoch richtig gut an. Lzzys Bruder Arejay Hale an den Drums gibt sich nicht die Blöße, sich hinter seiner kleinen, großen Schwester zu verstecken und trohnt tonangebend über dem Geschehen. Egal ob alte Knaller wie “Love Bites (So Do I)” oder das aktuelle “Wicked Ways”, HALESTORM überzeugten sowohl in ruhigen Balladen wie “Familiar Taste Of Poison” als auch bei den rockigen Nummern wie “Freak Like Me”. Allen voran natürlich Rockröhre Lzzy, die stimmgewaltig der fleischgewordene Inbegriff der perfekten Rockerbraut ist. Bruder Arejay ließ es sich auch nicht nehmen, in der Verschnaufpause seiner Mitstreiter zum Drumsolo aufzuspielen und zu zeigen, warum man als Drummer stets mehr als nur zwei Drumsticks mit auf die Bühne nimmt. Für die einen mag es nur ein Schlagzeug sein, sein Drumkit jedoch muss ein Wunderwerk bester Ingenieurskunst, gepaart mit der größten Instrumentenbauerbegabung sein, denn es überlebte scheinbar unverwundet die schnellen Attacken Arejays, der wie ein Berserker auf das Kit einprügelte. Nach drei weiteren Songs beschlossen HALESTORM leider viel zu früh mit “Miss the Misery” ihren Auftritt.

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Licht aus, Spots, Scanner und eine LED-Wand für aufwändige Projektionen an für ALTER BRIDGE, hieß es wenig später, die mit “Silver Tongue” direkt den ersten Track aus dem aktuellen Longplayer zum Einstieg präsentierten. Die beiden Vorgruppen hatten ihre Aufgabe als Anheizer zu vollster Zufriedenheit erfüllt, und das Publikum war vom ersten Takt an auf Betriebstemperatur und in Bewegung. Die kraftvolle Stimme von Sänger Myles Kennedy überzeugte auf ganzer Linie. Mit “Addicted To Pain” ging es kraftvoll und tempogeladen weiter. Eine gewisse Schmerztoleranz musste das Kölner Publikum auch aufweisen, denn trotz der Energiekrise wurde der Lautsprecherregler auf das Maximum gedreht. Selbst am hinteren Ende der Halle hätten einige Dezibel weniger dem Hörgenuss definitiv nicht geschadet. So zog es im Palladium auch viele Leute nach hinten. Aufgrund der Aufbauten des FOHs war der Blick auf die Musiker auf der Bühne dort zwar versperrt, die bildgewaltigen LED-Pannels mit ihren Projektionen und die restliche Lightshow waren jedoch von jedem Platz aus eine Augenweide. Nicht nur das neue Album wurde ausgiebig präsentiert, auch alte Klassiker wie “Broken Wings” und die Herzschmerzballade “In Living Memory” wurden dankbar vom Publikum aufgenommen und von hunderten Kehlen lautstark mitgesungen. Ein kleines Highlight des Abends war ganz klar “Burn It Down”, bei dem Mark Tremonti das Mikrofon überlassen wurde. Dass der Gitarrist ebenso ein begnadeter Sänger ist, stellte er nicht nur mit seinem Solo-Projekt TREMONTI unter Beweis, bei dem er Wolfgang Van Halen auch schon als Mitstreiter verpflichtet hatte, auch bei seinem letztem Projekt “Tremonti sings Sinatra” brillierte Mark mit seiner Interpretation alter Sinatra-Songs. Nach einem wohlverdienten Extraapplaus übernahm Myles Kennedy wieder für “Cry of Achilles” das Mikrofon. Nach fast anderthalb Stunden beschlossen ALTER BRIDGE mit dem Publikumsliebling “Open Your Eyes” die reguläre Spielzeit, um jedoch kurze Zeit später die Zugabe mit dem titelgebenden Track des neuen Albums ‚”Pawns & Kings” einzuleiten. Ein brillanter Song, der mit über sechs Minuten Spielzeit einiges an Energie fordert, aber durchwegs für strahlende und selige Gesichter im Publikum sorgte. Ein letztes Aufbäumen erfolgte mit “Rise Today”, bevor die Fans die Band in den wohlverdienten Feierabend entlassen mussten. Und auch das Publikum musste zu nicht allzu vorgerückter Uhrzeit wieder hinaus in den November Rain, jedoch ohne die Absicht, deswegen gleich zu sterben. Schließlich werden ALTER BRIDGE in naher oder ferner Zukunft wieder zurückkehren und dieses Konzert gilt es dann nicht zu verpassen!

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