Einfach nicht aufzuhalten – GUANO APES auf Tour im Capitol Hannover

Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, die Stadt blinkt und glitzert, die besinnliche Zeit naht.. überall? Nein! Eine (gar nicht mal so) kleine Club-Location hält laut und rockig dagegen!

Seit ihrer Gründung und spätestens der Veröffentlichung ihres Debutalbums „Proud Like A God“ 1997 stehen die GUANO APES für Power, Party und Crossover Rock made in Niedersachsen. Mit Sandra Nasić als Frontfrau hatten sie zusätzlich zu ihrem ganz eigenen Sound nicht nur ein optisches, sondern auch ein akustisches Alleinstellungsmerkmal. Waren doch Ende der 1990er die Damen eher im Bereich Radio- und Mainstream-Pop unterwegs. Aber nicht so bei den Apes: Mit wehenden Haaren, Baggie-Pants und ihrer rockigen Stimme setzte sie ein neues Zeichen in Sachen female-fronted Rock und sprach damit gleichermaßen männliche wie weibliche Fans an.

Es folgten Alben, Auszeichnungen und Hits, Touren und Festivals, bis man sich auf Grund von internen Unstimmigkeiten Mitte der 2000er entschloss, getrennte Wege zu gehen. Und obwohl man ja sagt, dass sich „aufwärmen meist nicht lohnt“ ist der Fall der GUANO APES die Ausnahme zur Regel. 2009 wurde beschlossen, es nochmal miteinander zu versuchen und sie haben es offenbar nicht bereut. Auch die Fans – alte wie neue – waren mehr als begeistert zu hören, dass es 2022 endlich wieder eine neue Tournee geben würde. Und obwohl kein neues Album in Sicht ist, war man sich sicher: Das wird großartig! Dass sie diese Erwartungen nicht enttäuschen würden, bewiesen die APES unter anderem am 25.11.2022 beim Zwischenstopp in Hannover.

Auf Grund der Nähe zu ihrer Heimatstadt Göttingen war von vornherein klar, dass es hier vermutlich voll werden würde und genau so kam es auch: „AUSVERKAUFT“ prankte die Überschrift über den Veranstaltungs-Ankündigungen. Pünktlich zur Türöffnung wartete dann auch eine große Anzahl an Fans, um einen der begehrten Plätze vor der Bühne oder auf der Empore zu ergattern.  Vom Metaler Ende 40 bis zum 20-jährigen Alternative-Girl war alles vertreten und die Bars, sowie der Merchstand wurden von Beginn an gut frequentiert. So war um 19:30 Uhr schon eine Menge gut gelaunter Menschen vor der Bühne, um den Opener, bzw. die Openerin des Abends zu begrüßen.

Knallroter Einteiler, Wuschelkopf und jede Menge Power – so entert TELL A VISION die Bühne. Die junge Künstlerin aus Berlin bringt ein ganz eigenes Musikgenre mit, welches sich zwischen Rap, Hip Hop, elektronischen Beats, untermalt mit ihrer kraftvollen Stimme, und teilweise sehr ungewöhnlichen Sounds bewegt. Aber auch einen Schwung eigener Fans hatte sie dabei, welche von vornherein lautstark mitfeierten. Die Beats gingen gut ins Ohr, der Lichtmann gab sich Mühe und am Ende des Sets wippte auch der letzte zumindest mit dem Fuß. Ein schöner Auftakt, um die Menge aufzuwärmen.

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Nach kurzem Umbau ging es weiter mit MACHETE DANCE CLUB aus München. Hier ging es deutlich rockiger zur Sache. Mit klassischer Besetzung aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang brachten sie eine absolut solide Alternative Rock-Show auf die Bühne. Auch hier waren wieder bandeigene Fans mitgereist, die von Anfang an Stimmung machten und deren Begeisterung auf die Umstehenden übergriff. Ihre rund 45 Minuten Spielzeit nutzten die Jungs gut aus und so waren am Ende der Show nicht nur die letzten Zuschauer in Feierlaune, auch die Anzahl ihrer Fans wird sich nach diesem Gig deutlich erhöht haben. Einziger Wermutstropfen war der offenbar bandeigene Fotograf, der vor und auf der Bühne umherwuselte und so den Zuschauern des Öfteren dezent im Weg bzw. im Sichtfeld stand.

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Und dann, pünktlich auf die Minute, erklangen die ersten, lang erwarteten Töne des heutigen Gastgebers und passend zum Titel der Tour eröffneten die GUANO APES mit „You Can’t Stop Me“ den Abend. Eigentlich die beste Wahl, denn ab Sekunde eins versuchte das Publikum, seiner offenbar angesammelten Energien durch Jubel, Klatschen und Springen Luft zu machen. Das Schöne an den APES ist, dass sie sich quasi immer noch in Urbesetzung befinden, und man somit das Gefühl hat, alte musikalische Freunde bzw. Gesichter wiederzusehen. Wobei hier von alt nicht die Rede sein kann – Sandra ist gefühlt seit den 90ern definitiv nicht älter geworden! Mit ungeheurer Energie fegte sie in schwarzen Jeans, Shirt und roter Blouson-Jacke auf die Bühne, schüttelte die blonde Mähne und begrüßte Hannover, welches mit tosendem Applaus antwortete. Man sei ja „schon mal hier gewesen.. so ungefähr 1996“ führte sie nach dem ersten Song augenzwinkernd aus und fragt, wer aus dem Publikum noch. Erstaunlich viele Hände schossen nach oben, was beweist, dass ihre Fanbindung offenbar definitiv funktioniert. Deswegen widmete sie den nächsten Song allen Niedersachsen und stimmte mit „Quietly“ vorerst etwas ruhigere Töne an. Aber das nur als kurze Atempause, mit „Money & Milk“ und „Crossing The Deadline“ ging es direkt wieder lautstark weiter. Zwischendurch kam es zum Szeneapplaus für die Mama von Gitarrist Stefan, die offenbar auch im Publikum war. Der erste Mitsing-Moment des Abends war dann „Rain“, das zwar musikalisch in einem etwas härteren Gewand daherkam als das Original, durch den Chor des Publikums aber nicht weniger schön. Für den nächsten Song holte Sandra etwas aus und erzählte, dass ihre musikalischen Anfänge ursprünglich im Hip Hop lagen, sie sich aber irgendwann für die APES entscheiden musste. Dennoch habe sie ihre Wurzeln nie vergessen und stimmte dann mit „Lose Yourself“ einen Eminem-Klassiker an, der sich vor dem Original keineswegs zu verstecken braucht und von den Fans lautstark gefeiert wurde. Die Mitte des Sets bildete „Open Your Eyes“, welches definitiv den ersten Höhepunkt des Abends markierte. Beim Refrain gab es keinen mehr, der nicht mitsang – wobei hier hauptsächlich eher von laut als von schön gesprochen werden kann. Erste Crowdsurfer fanden ihren Weg in den Graben, irgendwie war alles wie früher, ein schöner Moment. Nach einem ausgiebigen Gitarren-Bass-Solo wurde zu „Underwear“ zahlreich der Bitte nachgekommen, die Shirts auszuziehen und so wurde der Song zusätzlich durch ein paar „Propeller“ im Publikum ergänzt, die in Form von Oberbekleidung über dem Publikum kreisten. Sandra hatte keinerlei Ängste auf Tuchfühlung zu gehen und während ihre Männer die Bühne rockten kletterte sie mehrmals in den Graben, um einen Fan im Rolli herzlich zu umarmen oder mit einer jungen Dame im Publikum das Mikro zu teilen und gemeinsam „Sunday Lover“ zu singen. Man habe jetzt nochmal richtig in alten Sachen gegraben und was zu Tage gefördert, was sicher alle noch kennen, kündigte sie das nahende Ende des Abends an – das als „Guano Babes“ veröffentlichte „Kumba Yo!“, unvergessen damals das Video mit Michael Mittermeier. Natürlich war das der zweite große Moment um herzhaft mitzugrölen, was sich auch keiner nehmen ließ. Unter frenetischem Jubel verließ die Band dann die Bühne, natürlich nicht, ohne sich noch einmal hinter dem Vorhang hervorklatschen zu lassen. Henning, Dennis und Stefan gaben nochmal musikalisch Vollgas, der Lichtmann feuerte alles ab, was die Anlage hergab und zum Finale wurde mit „Big In Japan“ und „Lords Of The Boards“ das Capitol bis in die letzte Ecke durchgepustet.

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Der Titel der Tour hatte nicht zu viel versprochen – auch nach fast 25 Jahren sind die GUANO APES nicht aufzuhalten. Mit alten und neuen Fans zelebrierten sie ihre „best and lost tapes“ und lassen keinen Zweifel daran, dass sie nicht nur die “Lords Of The Boards, sondern auch die Lords des Crossover-Rock sind und bleiben.

Setlist:

You Can’t Stop Me
Quietly
Money & Milk
Crossing The Deadline
Close To The Sun
Rain
Lose Yourself
Like Somebody
Open Your Eyes
Wash It Down
Underwear
Oh What A Night
Sunday Lover
Kumba Yo!

Zugabe
Lez
Big In Japan
Lords Of The Boards

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