Worlds Collide-Tour von WITHIN TEMPTATION & EVANESCENCE – Weltereignis mit langem Anlauf
Vorfreude ist die schönste Freude – so sagt man. Nach aber nunmehr vier Verschiebungen wurde es wirklich Zeit, diesen Meilenstein in der Geschichte des Symphonic Metals endlich stattfinden zu lassen. Als vor Jahren die beiden Bands EVANESCENCE und WITHIN TEMPTATION ihre gemeinsame Tour angekündigt hatten, verspürten nicht nur Star Wars-Fans eine Erschütterung der Macht. Auch wenn die Niederländer im Symphonic Metal verwurzelt sind, während EVANESCENCE aus Arkansas sich sowohl im Nu Metal, als auch im Alternative Rock ansässig fühlt und nur hin und wieder Ausflüge in die Welt des Symphonic unternimmt, so haben doch beide Formationen eine sehr ähnliche Fanbase mit vielen Überschneidungen. Amys hervorragende Fähigkeiten am Klavier legen diese Ausflüge auch durchaus nahe. Für mich persönlich ist diese Tour eines der größten Ereignisse dieses Jahrzehnts und dementsprechend groß war die Spannung, als wir uns auf den Weg in die Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle machten. EVANESCENCE hatten hier bereits auf ihrer “Synthesis”-Tour 2018 gespielt und mit Klassikern aus der Diskographie in neuem, kreativ-modernen Konzept viel Zuspruch bekommen. Das heutzutage allenorten grassierende Problem mit mauem Vorverkauf galt hier natürlich nicht, viele Fans hatten ihre Karten von vor zwei Jahren behalten. Die vollgepinnten Kühlschranktüren der Republik lichten sich allmählich.
Um 19 Uhr ging das Licht in der Halle aus und die Supportband SMASH INTO PIECES enterte die Bühne. Die Schweden präsentierten ihren Pop-Rock und konnten die Menge in Teilen durchaus aufwärmen, auch wenn hier natürlich alle auf die Königinnen des Abends und ihr Gefolge warteten. Wie für Double-Headliner-Touren üblich, wechselte die Reihenfolge der beiden Bands während der Tour, in Düsseldorf war als nächstes EVANESCENCE an der Reihe. Die Amerikaner verirren sich nicht oft nach Europa, zudem die Erlangung von Visa-Berechtigungen sich in der letzten Zeit auch deutlich erschwert hat. Der große Hintergrundbildschirm wurde von der Band nicht komplett genutzt, das Visualisierungskonzept sah vielmehr eine dreieckige Projektionsfläche vor. Die Band enterte pünktlich um 19:55 Uhr die Bühne und begann mit “Broken Pieces Shine” vom aktuellen Album “The Bitter Truth”. Die ganze Performance der Band ist auf den Fixstern Amy Lee ausgerichtet. Sie dominiert mit ihrer voluminösen Stimme einfach alles. Egal ob ein kleiner Raum oder die große Halle, diese Stimme erreicht den letzten Winkel und lässt einfach niemanden kalt. “We’ve been dreaming of this tour so long!”, rief Amy zu Beginn. Nun wurden Träume Wirklichkeit. Nach “Made Of Stone” und “Take Cover” kam dann der erste “Oldie” zum Vorschein. “Going Under” stammt vom legendären “Fallen”-Album und gehört zu den Songs, die auch heute noch jeder mitsingen kann. Auch nach 19 Jahren (nächstes Jahr können wir sicherlich einiges zum runden Geburtstag des Album erwarten) klingt diese Hymne immer noch genauso verzweifelt wie damals und vereint die ganze Halle als riesigen Background-Chor hinter sich. Nur einer von vielen Gänsehaut-Momenten. Das Video zu dem Song war damals in Berlin entstanden, wie Amy auch erzählte. Nun wechselte die Sängerin ans Keyboard, um das Intro von “Wasted On You” selbst zu begleiten. Der kraftvolle Song entfaltete in Düsseldorf seine ganze, düstere Kraft. Danach gab es ein Medley, bestehend aus “Lose Control”, “Part of Me” und “Never Go Back”. Für den letzteren Song fuhr ein Konzertflügel aus dem Bühnenboden herauf, um Amy noch mehr Gelegenheit zu geben, ihren überirdischen Klang zu begleiten. Das Instrument blieb auch erst einmal oben und Amy spielte die Ballade “Far From Heaven” komplett allein im Scheinwerferlicht. “The one good thing I learned from these shitty times is: Appreciate the moment!”, sagte Lee. “We’re right here in this room all together!”. Auch der Folgesong “Your Star” begann am Klavier, allerdings setzte der volle Rocksound der übrigen Bandmitglieder dann doch noch ein und fegte über die hingerissene Menge hinweg wie ein Tornado. Wir müssen an dieser Stelle auch einmal den großartigen Background-Gesang der neuen Bassistin Emma Anzai hervorheben, deren tiefere Stimme perfekt mit Amy Lee harmonisiert. “Your Star” stellte für mich den emotionalen Höhepunkt der Show dar und die perfekte Melange aus Bombast und stillem Gefühl. Das Klavier fuhr vorerst wieder in sein unterirdisches Versteck zurück. Nun war es Zeit für den erneuten Beweis, dass Amy Lee uns anderen einen evolutionären Schritt voraus ist. Schon auf der Platte “Evanescence” fragte man sich beim Song “The End Of The Dream”, wie es überhaupt angehen sollte, während des Refrains, der aus vielen lang anhaltenden Tönen besteht, so gut wie nicht zu atmen. Aber gut, das konnte man damals immer noch auf die hervorragende Produktion schieben. Aber dann… als der Song zum ersten Mal live gespielt worden war und man feststellte, dass Amy den Refrain auch live in einem durchsingen kann, konnte man nur noch konstatieren: Sie hat die Ägide der Lungenatmer schlicht hinter sich gelassen und führt nun ein effizienteres, anaerobes Dasein. Sauerstoff ist was für Anfänger. Es gilt gemeinhin als sicher, dass Schallwellen sich nur in einem Medium wie Luft oder Wasser ausbreiten können. Die Existenz des Äthers ist längst widerlegt, im interstellaren Raum herrscht somit das Vakuum und damit einhergehend vollkommene Ruhe. Aber hat schonmal jemand erwogen, Amy Lee diese Leere füllen zu lassen? Wenn es einen Menschen gibt, dessen Stimme den luftleeren Raum durchqueren kann, dann wäre das ihre. Immer wieder senden NASA und Co. Informationen über die Menschheit ins All: mathematische Formeln, anatomische Studien… alles, um etwaige Außerirdische auf uns aufmerksam zu machen. Aber mal ehrlich: Bisher hat das nicht funktioniert und angesichts der fortschreitenden Selbstzerstörung, der sich die Menschheit unentwegt aussetzt, ist es immer unwahrscheinlicher, dass Aliens aufgrund unserer Intelligenz oder Technologie den Drang verspüren könnten, Kontakt zu uns aufzunehmen. Was bleibt also? Musik! Auch das wurde schon versucht, soweit ich weiß und auch Musik basiert auf Mathematik. Aber wenn wir irgendwen da draußen beeindrucken wollen, dann sollten wir ein Tape mit Songs wie “Your Star” oder “The End Of The Dream” schicken. Just sayin’… Der Song wurde indes mit dem Intro in der “Synthesis”-Version gespielt, das stark verlangsamt und fast gar nicht instrumentiert ist. Danach galt es natürlich, einige Worte über gescheiterte Beziehungen und das Empowerment daraus zu verlieren. Ein Thema, bei dem Amy leider einiges an persönlichen Erfahrungen gemacht hat. “Better Without You” und “Call Me When You’re Sober” befassen sich mit dieser schmerzhaften Thematik. Als nächstes wurde es dann richtig nostalgisch. Wer erinnert sich noch an das “Debut vor dem Debutalbum”, das Demo-Album namens “Origin”? Die CD wurde damals, genau wie zwei EPs von vorher nur im unmittelbaren geographischen Umfeld der Band vertrieben. Nun wurde mit “Imaginary” ein Song aus diesen Anfangstagen, in Düsseldorf zum Leben erweckt und bediente die nostalgischen Gefühle der Anwesenden. Man täuscht sich manchmal bei der Einschätzung, wie lange es EVANESCENCE schon gibt, da sie nur verhältnismäßig wenige Alben veröffentlicht haben – aber es sind bereits 27 Jahre. Nun gab es wieder eine Ansage mit zeitlosem und somit auch aktuellem Bezug: “Ladies! Gentlemen! Don’t let anybody speak for you!”, forderte Lee alle zu Self-Empowerment auf. “No single voice can break the noise. But together we can make a big sound”. Der dazugehörige Song war natürlich “Use My Voice”. Auf dem Album hatten daran zahlreiche GastsängerInnen mitgewirkt, unter anderem auch Sharon den Adel. Nach dem “The Bitter Truth”-Song “Blind Belief” war das Set fast zuende, aber natürlich fehlten noch zwei ganz wichtige Klassiker. Als der Flügel wieder aus seiner Versenkung auftauchte, war bereits jedem klar, was nun folgen würde und die Smartphones ruckten in die Höhe. “My Immortal” ist genau wie das folgende “Bring Me To Life” der Soundtrack einer ganzen Generation geworden. Die Über-Ballade, die Amy nun am Klavier so gefühlvoll und zerbrechlich wie immer sang, und die die Fans im Publikum reihenweise zu Tränen rührte, hat nichts von ihrem Zauber verloren. Und auch “Bring Me To Life” wurde trotz Fehlen der männlichen Zwischenrufe ordentlich abgefeiert – Amy sang die Bridge allerdings selbst. Diese beiden Songs waren der perfekte Abschluss, schließlich katapultierten sie viele Anwesenden zurück in ihre Jugend. Es bleibt das Rätsel, wie Amy Lee eine ganze Tour lang dermaßen kraftvoll und sauerstofflos singen kann, ohne dass ihre Leistung nachlässt. Wem meine Heldinnenverehrung an der Stelle auf die Nerven geht, dem sei gesagt, dass ich nicht plane, eine neue Religion zu gründen, aber… Geh hin! Sieh und hör und staune und lass dich von dieser Musik durchdringen. Egal, ob du “made of stone” bist, dein Panzer wird zerbrechen!
Fotos: Ulli
Wer die Sommerfestival-Shows von WITHIN TEMPTATION bereits besucht hatte, kannte das neue Bühnenkonzept schon, die allermeisten waren aber überrascht von den Aufbauten. Dominierendes Element in Frankfurt war hinten in der Mitte eine überdimensionale silbergraue Maske gewesen, die allerdings in Düsseldorf fehlte, ebenso wie die pyrotechnischen Einrichtungen. Beides war vermutlich der zu niedrigen Hallendecke geschuldet. Vorne gab es Gitarrenpodeste mit “orgelpfeifenähnlichen” Lichtröhren. Des Weiteren konnte man an den beiden Seiten zwei kreisrunde Bildschirme, gesäumt von Scheinwerfern bestaunen. WITHIN TEMPTATION haben in den letzten Jahren ein umfangreiches Digitalisierungs-Konzept vollzogen. Schon ab dem Vorgängeralbum “Resist” wurde vermehrt mit Social Media, einer modernisierten Website und vielen kleinen Online-Promoaktionen gearbeitet, um die Fans auf zeitgemäße Weise erreichen zu können. Während der Festivals wurde vor den Konzerten der Band immer ein riesiger QR-Code auf den Bildschirmen gezeigt, mit dem man die bandeigene App und dort exklusives neues Songmaterial abstauben konnte. Anders als das eher schlichte Konzept der Amerikaner, nutzten die Niederländer die komplette Bildschirmwand und zeigten auch auf den beiden Seitenrundschirmen immer wieder Elemente der Musikvideos. Ein stimmiges visuelles Gesamtkonzept, das einen noch tiefer in die futuristische Welt von WITHIN TEMPTATION eintauchen ließ. Los ging es gleich mit den lateinisch-englischen Chorälen im Intro von “Our Solemn Hour”. Ein Knall zum Start, der einen direkt mitriss. Sharon trug ein metallisch-goldenes, schulterfreies Oberteil, einen Vokuhila-Rock und eine Krone aus Metallspitzen, die allerdings immer nur beim Eröffnungssong zum Einsatz kommt und dann abgelegt wurde. Nach dem Start folgte dann der einzige Song aus “The Unforgiving” in Form von “Faster”. Das Erfolgsalbum von 2011 war erstaunlich unterrepräsentiert, aber gut: Bei 75 Minuten Spielzeit muss man sich eben entscheiden und natürlich sollten auch die neuen Songs ordentlich Platz bekommen. Nach der freudigen Begrüßung des Publikums wurde es philosophisch: “We are all searching for one thing: A little piece of heaven. Our paradise”, sagte Sharon, bevor der gleichnamige Song angestimmt wurde. Gastsängerin TARJA war auf dieser Tour nicht dabei, auch wenn sie auf den Festivals manches Mal zusammen mit WITHIN TEMPTATION auf der Bühne gestanden hatte. Die Videowände zeigten die Finnin natürlich trotzdem und Sharon sang auch Tarjas Passagen mit. Als auf der Leinwand Regenschauer und ein Wasserspeier auftauchten, fuhr mir ein Schauer den Rücken herunter. Jetzt kam MEIN Song! Im Jahre 19 nach Amy Lee, ääh ich meine 2000 nach Christus, wurde mir von einem Klassenkameraden ein Mixtape geschenkt, mit selbst aufgenommenen Metal-Songs. Ich war bis dahin mit solch einer Musik nie in Berührung gekommen, sondern hörte das, was in meinem Elternhaus und im Radio lief. Nun aber sollte sich alles ändern. Das Tape enthielt die Lieder “Everybody’s Fool” von EVANESCENCE und… “Stand My Ground” von WITHIN TEMPTATION. Beides schlug ein wie eine Bombe und änderte meinen Musikgeschmack und mein ganzes Leben für immer. Jetzt, 22 Jahre später, lief erneut “Stand My Ground” und ich löste mich vollkommen im Strom der Musik auf. Es ist nicht ungewöhnlich, dass dieses Stück gespielt wird, aber manchmal trifft es einen direkt ins Herz. Man konnte ruhig noch ein wenig in dieser Emotion verharren, denn mit “Angels” ging es gleich in ähnlicher Manier weiter. Die wahnsinnig hohe Tonlage dieses Liedes erreicht Sharons Stimme auch heute noch ohne Probleme. Wahrlich angelic! Doch danach wurde man erst einmal in die Gegenwart zurückgeholt, weg von der Mystik und den Fantasy-Bildern vergangener Tage direkt in die moderne, kalte und gnadenlose Gegenwart: Mit “The Purge” wurde eins der neuen Stücke gespielt und zwar eins mit wahrem Ohrwurmcharakter. Natürlich hat die Band sich über die Jahre verändert und nicht jedem gefällt das, das ist vollkommen natürlich. Auch bei meinen Begleitern wurde die Frage laut, wann die Band denn diese “Roboter-Thematik” endlich hinter sich lassen würde. Nun ja, das ist es nun mal, was die Musiker von WITHIN TEMPTATION derzeit machen möchten und es kickt genauso wie das alte Material, meiner Meinung nach. Nur eben anders. Auf einen scheinbar spanischen Zwischenruf reagierte Sharon: “Is somebody from Spain here?”, fragte sie sichtlich beeindruckt ob der langen Anreise. “Welcome. Hallo!” , ergänzte sie wohlwollend. Nun wurde es kurz politisch. “I have a question for you: If your country was under attack… Would you defend it?”. Keine ganz leichte Frage, schließlich gibt es durchaus Pazifisten, die die Verteidigung mit Waffengewalt ablehnen. Aber “defending” kann vieles bedeuten und der Reaktion der Anwesenden nach waren die meisten zu dieser Verteidigung durchaus bereit. “This is what Ukraine is doing right now”, solidarisierte sich die Fronterin und trug eine große Ukraine-Flagge auf die Bühne, die sie lange Zeit schwenkte, während sie und die Band den Song “Raise Your Banner” performten. Am Ende hob Sharon ihre Hand und formte das Victory-Zeichen. “The most important signal! Peace for the Ukraine!”, rief sie und erntete donnernden Applaus. Zwischendurch attestierte sie uns sogar ein “Saturday Night feeling”, auch wenn es erst Freitag war. Danke für das Kompliment. Vor dem Song “Supernova” widmete den Adel diesen allen Verstorbenen, was im Unterschied zu dem Gig in Frankfurt stand, wo sie noch bezugnehmend auf die Entstehungsgeschichte ihren persönlichen Hintergrund dazu erzählt hatte. In Düsseldorf standen die Angehörigen der Zuschauer im Mittelpunkt und all diejenigen Zurückgebliebenen, die noch immer auf ein Zeichen des Universums dafür warten, dass es ihren Liebsten gutgeht, wo immer sie auch sein mögen. Der Protagonist von Edgar Allan Poes “The Raven” erhält im Gedicht keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage, ob seine Leonor Frieden in “Gilead” gefunden hat. Uns blieb die Ungewissheit gewissermaßen erspart. Das “last goodbye” wurde mit “Supernova” zelebriert und vielleicht hilft der Song tatsächlich einigen beim Loslassen und Akzpetieren ihrer Verluste. Zumindest wünsche ich mir das. “As long as I dream it ain’t over…”. Nun gab es endlich ein Zeichen der im Titel der Tour beschriebenen “Kollision”. Ich habe eigentlich fest damit gerechnet, dass das Konzept der Tour einige Überschneidungen, sprich Kooperationen zwischen beiden Bands beinhaltet. Doch die erste und einzige davon ereignete sich nun. “The Reckoning” ist nicht nur einer der epischsten Songs der Band, der zugleich das “Roboter-Zeitalter” der WT-Musikvideos einläutete, nein, er wurde hier in Düsseldorf auch noch um eine weitere fulminante Komponente erweitert und diese hörte natürlich auf den Namen Amy Lee. Die beiden Ausnahmetalente performten vor allem den Chorus des Songs als Duett und harmonierten wunderbar miteinander, sodass man ohne Übertreibung sagen kann: Das war die beste “The Reckoning”-Performance überhaupt. Ähnlich wie Lees “Use Your Voice”-Ansage, sprach nun auch die WITHIN TEMPTATION-Frontfrau davon, dass man sich von der Fremdbestimmung lösen und bitte seinen eigenen Weg im Leben finden und gehen solle. Danach wurde passend dazu “Pray For Me”, einer der neuen Songs, gespielt, den man zwar vorrangig als Religionskritik auffassen, aber dessen Bedeutung man auch getrost ausdehnen kann, und zwar auf jegliche Bevormundung und Freiheitsbeschneidung. Dem Schema, das Set durchweg mit Klassiker-Hits zu beenden, schloss sich auch der zweite Headliner an diesem Abend an. “Ice Queen” gehört sicherlich zu den bekanntesten Songs der Band und das “Woho” im Strophen-Zwischenraum konnte Sharon getrost der Menge überlassen, was sie auch tat. Die meisten sangen aber ohnehin den ganzen Song mit und das galt auch danach noch für “What Have You Done?”. Aber das letzte Wort des Abends hatte unsere Natur, die sich in keinem guten Zustand befindet, wie wir alle wissen. Die liebevolle Hommage an Mutter Erde stammt auch aus dem Jahr 2000 und brachte die Stimmung noch einmal zum Überkochen in der Mitsubishi Electric Halle, bevor die Band leider die Bühne verließ.
Fotos: Ulli
Was bleibt uns zu sagen, nach diesem Erdbeben? Um es mit Tolkien zu sagen: “Wie knüpft man an, an ein früheres Leben?”. Wenn die beiden Bands, die vor vielen Jahren deinen Musikgeschmack, deine Szenezugehörigkeit und dein halbes Leben dermaßen umgekrempelt haben, sich vereinen und dir ein strahlendes Juwel von Konzertabend schenken, dann darf es eigentlich nie enden. Aber das tut es. Das Leben geht weiter. Aber man hat jetzt eine schöne Erinnerung mehr in seinem Innern und eine mit ganz besonderer Leuchtkraft. Man kann sie hervorholen und… “möge sie euch ein Licht sein, an dunklen Orten, wenn alle anderen Lichter… ausgehen”.