Viel Bewegung in der Markthalle – CLUTCH in Hamburg

Wer CLUTCH schonmal in einer Halle live erleben durfte weiß, welche Energie da auf der Bühne und im Publikum frei gesetzt wird. Also hieß es am Sonntag: Auf nach Hamburg in die Markthalle und durchschütteln lassen. 

Eben hier waren CLUTCH 1996 zum ersten Mal zu Gast, um für SEPULTURA zu eröffnen und nun nach 26 Jahren tatsächlich erst das zweite Mal in ihrer Karriere. Funfact am Rande: SEPULTURA waren ein Abend vorher ebenfalls in der Markthalle zu Gast. Wie großartig wäre es gewesen, auch diesen Gig mitzunehmen. Leider war dies nicht möglich, aber CLUTCH hätten so oder so ganz klar Priorität gehabt für mich. Die Vorbands machten mich schon im Vorfeld neugierig. Mit TIGERCUB und GREEN LUNG waren zwei britische Bands als Opener mit an Bord, die in ihrer Heimat – und auch bereits drüber hinaus – für spitze Ohren in der Rock- und Metalszene sorgen, aber unterschiedlicher kaum sein könnten.  

TIGERCUB spielen eine Mischung aus Alternative und IndieRock mit Einflüssen aus Grunge und Heavyrock. Während des Gigs fühle ich mich sehr an die 1990er erinnert als Bands aller Genres wie VOCATION, INCUBATOR, THY WISHES, SEAMUS’ DIGUISE oder die GHOSTS OF DAWN die norddeutsche Musikszene fest im Griff hatten und man quasi jeden Tag in irgendwelchen Jugendclubs und Kneipen neue Bands entdecken konnte. Und das ist durchaus positiv gemeint. 

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TIGERCUB beleben die britische Variante des Alternative/Grunge mit neuem Leben und Frische. Wer also genug hat von langweiligen und belanglosen Britpopaufgüssen und miesen Nirvanakopien, könnte bei dieser Band aus Brighton neues für sich entdecken. 

GREEN LUNG dagegen sind der immer gewollte, aber bisher nie erreichte, Nachwuchs von BLACK SABBATH und DEEP PURPLE. Was hier an Stoner, Doom und Psychedelic mit einem gehörigen Spritzer Hanfextrakt zu einem einmaligen Cocktail gemixt wurde, lässt vielen Anwesenden in der restlos ausverkauften Markthalle nicht nur die Münder vor Begeisterung offen stehen, sondern auch die Köpfe im scheinbar eingeübten Gleichklang nicken. Diese Band hat hier definitiv neue Freunde gefunden und diese und alte vor Freude strahlen lassen. 

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Nach knapp 2 Stunden, die die Vorbands für sich beanspruchen durften, kommen nun also CLUTCH endlich zum Zuge und haben einiges zu bieten: Wie kaum eine andere Band, spielen sie nach 31 Jahren immer noch in der Urbesetzung zusammen ihren ganz eigenen, kaum gezielt einzuordnenden Mix aus Bluesrock, Stoner und Hardcoreelementen wobei letztere auf den Veröffentlichungen der jüngeren Vergangenheit kaum noch wahrnehmbar sind. Was man auch bei kaum einer anderen Band erlebt, ist die konsequente Nichteinhaltung einer einzigen Setlist, die auf jedem Konzert einer Tour gleichermaßen runtergespielt wird. Hier werden nicht nur länderspezifisch einzelne Songs ausgetauscht, nein, CLUTCH stellen einfach mal komplett unterschiedliche Setlists pro Tourstop auf. In Hamburg starten sie ihren Gig mit ‘Red Alert’, der ersten Singleauskopplung ihres aktuellen Albums ‘Sunrise At Slauhgter Beach’ und treten damit schon die ersten euphorischen Jubelschreie er Fans los, inklusive Pogopit. Dieser wird von Song zu Song größer und hat zum Schluss hin auch knapp die Hälfte der anwesenden Gäste mit einbezogen. Die Setlist ist – kurz beschrieben – eine wahre Granate. Zu keinem Zeitpunkt kommt Langeweile auf, ein Hit jagt den anderen und während man beim abspielen der Platten immer mal auch leicht ruhigere Passagen dazwischen hat, ist dafür in der Markthalle einfach mal kein Platz. ‘Nosferatu Madre’, ‘Promoter’, ‘How To Shake Hands’ und ‘Struck Down’ lassen die Fans tanzen, wippen und mitfeiern, dass es eine wahre Freude ist. Mit ‘X-Ray Visions’ geht es weiter und während andere Bands zwischen den Songs ausführlich über ihre letzten Kaffeehausrunden schwadronieren, ist das Quartett aus Maryland zum Musik machen angereist. Kleine Danksagungen oder Miniankdoten sind rar, aber wenn sie angebracht werden, dann passen sie auch gerade eben rein, so zum Beispiel, wenn Sänger Neil Fallon zwischendurch auch selbst mal zu einer seiner klassischen Gibson E-Gitarren greift. ‘Three Golden Horns’, ‘Hot Bottom Feeder’, ‘The Mob Goes Wild’ und ‘A Quick Death In Texas’ sind die nächsten Stücke und selbst bei den stets alles im Auge behaltenden Securitys von ‘Stageline’, sind die Grooves inzwischen ins Blut gesickert und man sieht hier und da ein Kopf nicken oder die Füße wippen. Einfach jeder hier ist in Bewegung und das nicht, um Bier zu holen. Und während das ‘Spacegrass’ vom ‘Earth Rocker’ und ‘Abraham Lincoln’ am ‘Slaughter Beach’ genossen wird, kommt auch ‘The Regulator’ noch auf die Bühne und beendet einen fulminanten Songreigen an diesem Abend. Natürlich gibt es aber noch ein wenig Zugabe obendrein und so stimmt Neil Fallon selbst mit seiner Gibson Les Paul den wohl bekanntesten Song der Band an: ‘Electric Worry’ reisst dann endgültig auch die letzten vier Bewegungsverweigerer im Publikum aus ihrer Starre und mit dem geliebten CCR Cover ‘Fortunate Son’ und ‘The Wolf Man Kindly Requests….” endet dieser Abend in der Markthalle dann so wie er angefangen hat: Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem Publikum, das offensichtlich kaum zufriedener hätte sein können. 

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