THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA mit S.O.R.M auf ‘Death to false AOR’-Tour im Bochumer Rockpalast

Im September erschütterte die Nachricht vom Tode des THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA- / SOILWORK- Gitarristen David Anderson die Rock- und Metalszene. Um sein Andenken zu würdigen beschlossen TNFO, ihm zu Ehren sein Werk mit der Band live dahin zu bringen, wo sich David am wohlsten fühlte. Zurück auf die Bühnen der kleinen Clubs, deren intime Atmosphäre es erlaubt, dass sich Bands und Publikum als eine Einheit fühlen. In einem Statement zur Tourankündigung, ließ Sänger Björn Strid verlauten: „In David’s honor, we’ve also named the tour “Death to false AOR”. He would’ve loved that – cause if there’s one thing he loathed, it was false and non organic AOR.“

Beim letzten Halt im Ruhrgebiet, gastierten TNFO auch in der Matrix in Bochum und spielten in der großen Kellerkonzerthalle. Dieses Jahr zieht es die Band in der Matrix in höhere Sphären – und so wurde der Rockpalast-Club der Matrix im Obergeschoss zum Terminal zum Nachtflug mit den sympathischen Schweden. Mit im Handgepäck hatte die Crew um Captain Strid ihre Landsmänner von S.O.R.M. Hierbei handelt es sich nicht um das gleichnamige Überwachungsprogramm des russischen Inlandsgeheimdienstes, sondern um ein 2017 in Linköping gegründetes Trio, das mit klassischem Heavy Rock die Rolle des Anheizers souverän übernahm. Anfänglich tat sich das Publikum etwas schwer Zugang zur Musik von S.O.R.M. zu finden, jedoch sollten die Versuche von Sänger Micke Holm, die Anwesenden zu motivieren, nicht umsonst gewesen sein. Langsam aber sicher groovt sich das Publikum auf den Support ein, der mit kernigem Sound und geradlinigem Rock konsequent Energie verströmt. Nach guten vierzig Minuten wird S.O.R.M. unter anerkennendem Applaus in den wohlverdienten Supportband-Feierabend geschickt.

Der Headliner des Abends gönnte dem Publikum eine kurze Verschnaufpause, bevor die acht Musiker, angeführt von den Backgroundsängerinnen „The Aeromanticas“ (ehemals Airlineannas) unter dem Jubel der Fans die Bühne betrat. Direkt mit den ersten Akkorden gab THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA ordentlich Schub und ließ den akustischen Nachtflug beginnen. Dass beim letzten Zwischenstopp in der Matrix der untere Saal vor einem mehrfachen Publikum bespielt wurde, beirrte die Band keinesfalls. Der gewollte Gang in die kleinere Venue ermöglicht den direkten Kontakt von Band und Publikum und lässt die Stimmung durch den intimen Rahmen direkt auf das oberste Level der Partyskala schnellen. „How long“ war es her, dass TNFO hier zuletzt ihre Fans beglückten? Ja, das war kurz bevor Corona die 2020 im Frühjahr laufende Aeromantic-Tour jäh unterbrach. Es war schnell nicht mehr auszumachen, wer nun wen mehr motiviert: Die Band das Publikum, oder das Publikum die Band – aber die Antwort ist eh egal, denn die Stimmung ist sowohl auf der Bühne als auch im Publikum zwanglos ausgelassen. Captain Björn Strid musste das Publikum nicht zum Mitsingen anfeuern, hat es jedoch trotzdem immer wieder getan, und die Fans sangen textsicher das TNFO-Repertoire von ‚Stiletto‘ über ‚Satellite‘ bis zu ‚White Jeans‘ mit. Beschwingt euphorisiert von der guten Laune der Fans und angefeuert durch ein Bongo-Percussion-Solo, stehen die „Airomanticas“ ihrem Captain kurzerhand die Show, als sie die heraustehenden Körperteile ihrer üppigen Kurven kurzerhand selbst zu Bongos erklärten und sich gegenseitig betrommelten. Der Band war die gute Laune förmlich ins Gesicht gesprungen und somit war es nicht verwunderlich, dass sie nach ‚The Last Of The Independent Romantics‘ nochmals für zwei Zugaben auf die kleine Bühne des Rockpalasts kamen. 
Denn eins fehlte noch, um den akustischen Nachtflug würdig landen zu lassen – den obligatorischen Conga-Train, der über die ‚West Ruth Ave‘ einmal durch den Rockpalast zog und zum Landeanflug ansetzte. Landung geglückt, der Crew wurde standesgemäß applaudiert und nach einem durchaus beeindruckendem Konzerterlebnis konnten die Fans zu nicht allzu voran geschrittener Stunde selig den Heimflug antreten.

Setlist THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA

1. How Long
2. Sometimes The World Ain’t Enough
3. Divinyls
4. If Tonight Is Our Only Chance
5. Burn For Me
6. This Boy’s Last Summer
7. Black Stars And Diamonds
8. Satellite
9. Something Mysterious
10. Stiletto
11. Paralyzed
12. Josephine
13. White Jeans
14. The Last Of The Independent Romantics
15. Gemini (Zugabe)
16. West Ruth Ave (Zugabe)