Review: VOGELFREY – “Titanium”

Pünktlich zum Herbst meldet sich die Folk-Rock Kombo VOGELFREY mit ihrem sechsten Studio –  Album „Titanium“ zurück – und das ist leider durchwachsen wie immer.

Über drei Jahre mussten wir auf Nachschub der Hamburger warten. Wahrscheinlich hat sich die Zeit durch die Einschränkungen der Corona – Pandemie sogar noch länger angefühlt. Das letzte Album „Nachtwache“ erschien 2019, ein neues Album war also mehr als nötig!

Mit dem ersten Song der neuen Platte  werden wir jedoch für die lange Wartezeit entlohnt. Das bereits vorab veröffentlichte Lied „Flammenvogel“ ist treibend, kraftvoll und steht ganz in der Tradition von Liedern wie „Sturmgesang“ oder „Hörner hoch“.

Mit etwas ruhigeren, dafür aber tanzbaren Klängen geht es in „Stahlhammer“ weiter. Hier wirkt das Gesamtarrangement zwar rund, wird aber schnell etwas eintönig. Was genau uns dieses Lied eigentlich sagen will, ist mir noch etwas schleierhaft.

Zum Glück finden die Norddeutschen bereits danach ihre kreative und vor allem witzige Seite wieder. Mit dem bereits vorab erschienenen Song „Nicht A“ nehmen sie den überkorrekten und auf angebliche Authentizität bedachten Teil der Mittelaltelszene aufs Korn und das so humoristisch, dass sich wohl alle Zuhörenden ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Seien es Tattoos, die es ja so im Mittelalter noch gar nicht gab, mit dem Auto zum Markt fahren, Dixi – Klos oder oder oder. Wir alle kennen wohl die nervenden Momente, in denen wir einfach eine schöne Zeit auf dem Markt genießen wollen, dabei aber rüde von einem mäkelnden Menschen gestört werden, weil unsere Schuhe ja gar nicht selbstgenäht aus dreifach gegerbten Schildkrötenseeotter – Leder sind. Vielen Dank für dieses Statement VOGELFREY! Die Szene kann es gebrauchen.

Leider geht es im Rest des Albums wieder mit den altbekannten, langweiligen und schon dutzendfach gehörten Lobliedern auf Met und Bier weiter. Davon ausgenommen sind explizit die Songs „Legenden“ und „Samael Hilf“, die in Text wie Instrumenten wirklich Spaß machen. Hier sind die Metallelemente der Band deutlich stärker vertreten und das tut den Stücken echt gut.

Bei dem Song „Sawney Bean“ stellt sich mir vor allem die Frage: Warum? Bisher waren wir mit wenigen Ausnahmen von englischen Liedern der Band verschont geblieben, zum Glück muss ich leider sagen. Der deutsche Akzent von Frontmann Dominik Schmidt ist wirklich hart. Es ist in Ordnung, nicht gut Englisch zu sprechen, aber ein Lied in dieser Sprache sollte auch englisch klingen, sonst war die ganze Mühe für die Katz.

Alles in allem ein sehr durchwachsenes Album, mit steilen Höhen und ebenso extremen Tiefen.

Fans können sich allerdings auf die Neuaufnahmen ein paar alter Songs freuen.

Fazit:

VOGELFREY verpassen leider immer wieder die Chance,  mehr als Durchschnitt zu sein. Wieder gibt es die langweiligen Standardlieder zu Met, Bier und nie stattfindenden Kämpfen, ohne dabei sonderlich innovativ zu sein. Wunderbare Lichtblicke wie „Nicht A“ lassen durchaus erkennen, dass die Musiker mehr zu bieten haben als Durchschnitt – und vor allem auch mehr zu sagen haben. So wirkt das neue Album aber wie ein wirres Sammelsurium aus lästigem Altbekannten, ein paar coolen neuen Ideen und anfänglichem Feuer, das zu schnell verglüht. Schade.

Bewertung: Ich vergebe 6 von 10 möglichen Sternen.

Playlist

  1. Flammenvogel
  2. Stahlhammer
  3. Nicht A
  4. Nie wieder Met
  5. Legenden
  6. Gott gegen Gott
  7. Sawney Bean
  8. Samael Hilf
  9. 1000 Jahre Bier
  10. Unsterblich
  11. Legenden (Folksnah Akustik Version)
  12. Ära des Stahls (Folksnah Akustik Version)
  13. Lindwurm (Folksnah Akustik Version)
  14. Schuld ist nur der Met (Folksnah Akustik Version)
  15. Heldentod (Folksnah Akustik Version)
  16. Walhalla (Folksnah Piano Version)
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