Blizzarrrd Rock Festival – So war der Samstag
Vom 14.07. bis zum 16.07. fand die Premiere des Blizzarrrd Rock Festivals in Bornhöved irgendwo im Nirgendwo bei Bad Segeberg statt. Durch die allseits bekannte Pandemie musste das Festival mehrfach verschoben werden. Umso größer waren die Freude und Erleichterung, dass es dieses Jahr nun endlich klappen sollte.
Hier ein paar Eckdaten:
- 2 Bühnen
- 3 Tage
- 24 Bands
- Genres: durchweg gemischt, hauptsache gitarrenlastig
- Kapazität: 3.000 Gäste (Platz für mehr)
Wir hatten die Ehre und Freude am Samstag das Festival zu besuchen und vor und hinter der Bühne Mäuschen zu spielen. Das Line-Up war am Samstag (wie auch an den Tagen zuvor) recht gemischt. Man merkt, dass die Veranstalter ihren roten Faden erst noch stricken müssen und versuchen, es so vielen Fans wie möglich recht zu machen. Leider war der Platz am Samstagnachmittag noch ziemlich überschaubar gefüllt, was sich zum Abend hin zum Glück änderte. Das Wetter zeigte sich von seiner norddeutschen Seite: Wind, keine 20°C, aber immerhin kein Regen. Die Stimmung war vor und hinter der Bühne sehr entspannt und freundlich. Die Kräfte von Polizei, Security und Sanitätsdienst waren anwesend, aber wie so oft auf solchen Veranstaltungen war ihr Eingreifen glücklicherweise kaum nötig. Gut, es knickt immer mal jemand um und natürlich gab es (wie es sich gehört) die obligatorischen Schnapsleichen, aber ansonsten hatten die Retter nichts zu tun. Die Securitys im Fotograben scherzten mit Fans und Fotografen herum und schmissen hin und wieder mit Konfetti, oder halfen den Crowdsurfern. Danke an dieser Stelle an diese tollen Menschen und auch an das Publikum, welches dafür gesorgt hat, dass alles so friedlich verlief.
Es gaben sich mehr oder weniger bekannte Bands wie PERSONA oder ROSY VISTA die Klinke in die Hand. Da die beiden Bühnen abwechselnd bespielt wurden, herrschte hinter der Bühne eine entspannte Stimmung und man hatte nicht das Gefühl, dass es zu zeitlichen Verzögerungen kommen könnte. Jede Band spielte 1,5 Stunden – egal ob unbekannte Newcomer Band oder alte Hasen der Musikszene. Das nenne ich mal Gleichberechtigung. Die einen reisten alleine an (wie beispielsweise Die Happy, denen Corona ihre komplette Crew Schachmatt gesetzt hat – wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung), die andern hatten von Kameraleuten bis hin zu einem eigenen Drumtechniker eine ganze Entourage dabei (wie in dem Falle MONO INC., deren eingespieltes Team wie ein Uhrwerk ratzfatz ihre Arbeit erledigte und dabei auch noch sichtlich Spaß hatte).
Gegen 15 Uhr war es Zeit für die irische Rockröhre AMY MONTGOMERY die Bühne zum Beben zu bringen. Das zarte Mädel, welches schon fast elfengleich jeden anstrahlte, der ihr über den Weg lief, ließ auf der Bühne ordentlich die Sau raus und überzeugte mit einfühlsamen Texten aus dem Leben, einem sexy, aber sehr stilvollen Outfit (wenn ich diese Figur hätte, würde ich so was nur tragen) und einer Wahnsinnsstimme. Respekt! Amy zeigte dem Publikum, dass die irische Musiklandschaft weit mehr zu bieten hat, als Flötengedudel, Trinklieder und Rhythmen, bei denen jeder außerhalb der grünen Insel fast verzweifelt.
Nach Amy gaben sich die Legenden von SLADE die Ehre. Auf den ersten Blick eine etwas in die Jahre gekommene britische Rockband, die ihr Ding durchzogen. Die Herren genossen aber (zu Recht) einen kleinen Legenden-Status und präsentierten mit „Far Far Away“ den Hit der Band, den jeder kennt – egal, ob man den Namen Slade schon mal gehört hat oder bei Oma einfach immer das Radio lief.
Fotos: Birger Treimer
Gegen 17.30 war es Zeit für die Kapelle MINDCOLLISION, deren Backdrop ein freundlicher Herr mit ausgestrecktem Mittelfinger zierte. Hey cool – mal was Anderes. Anders war auch der Sound der Band. Kann man mögen, oder es auch lassen. Hier scheiden sich bei uns die Geister. „Super Band, gerne mehr davon!“ (Birger) oder „Sind die gleich mal fertig, oder kann mal jemand den Stecker ziehen?“ (Ruby). Aber wie heißt es so schön? Über Geschmäcker kann man streiten – oder jedem seine Meinung lassen und darauf anstoßen, dass beide Meinungen ihre Berechtigung haben (so wie wir es machen). Immerhin hatte die Band auch mächtig Dampf auf dem Kessel und ließ es sich nicht nehmen Mitglieder im Publikum spielen zu lassen.
Fotos: Birger Treimer
Nach den Ausflügen im Rap Coresegment geht es weiter mit der heimischen Speed/Thrashmetal Band REZET, die den langen Weg aus Schleswig auf sich genommen haben um hier etwas abzuräumen. Dies gelingt der Band auch perfekt und eine bereits beachtliche Menge an Menschen hat sich vor der Bühne zusammengefunden um etwas die Haare kreisen zu lassen. Mit Songs wie „Truth in Between“, „Dead End Walking“ oder „Metal Rite“ sorgten sie für geschredderte Thrashgefühle in Bornhöved, ebenfalls war die Bühnenpräsenz dann doch schon recht brutal gut.
Fotos: Birger Treimer
Um 19.50 Uhr gaben sich MONO INC. die Ehre. Gothen-König Martin Engler eröffnete mit dem MONO INC.- Evergreen „Louder Than Hell“ die Show und riss das Publikum sofort mit. Wie gut, dass sich vor der Bühne inzwischen eine beachtliche Anzahl an Menschen (schätzungsweise 1.000) eingefunden hatte und dem Headliner des Tages einen würdigen Empfang bot. Es folgte ein Klassiker nach dem nächsten. Da der Wind zeitweise ordentlich zulegte und die Band nicht an Pyrotechnik sparte, blieb es bis zum Ende für die anwesenden Feuerwehrleute spannend, aber glücklicherweise ist natürlich nichts passiert. Die Band, die gerade erst ihre große, seit 2 Jahren verschobene Tour zu ihrem Nummer 1 – Album „The Book Of Fire“ nachgeholt hat, zog das Publikum schnell in ihren Bann und verzauberte mit Liedern wie „Gothic Queen“ und „Boatman“, überraschte mit einem Solo-Akustik-Set von Martin, welches aus „Halleluja“ und „Passenger“ bestand, brachte die Fans mit „The Banks Of Eden“ und „After The War“ zum Abtanzen und lieferte auch Hits wie „Voices Of Doom“ und „Children Of The Dark“. Ein rundum festival-taugliches Set also. Am Ende wurden sogar einige Crowd-Surfer und fliegende Crowd-Einhörner gesichtet, das hatte man bei MONO INC. auch lange nicht mehr. Neuzugang Val Perun zeigte, dass er sich bereits perfekt in die Band integriert hat und ließ die Fans mal wieder schwärmen. Lady Katha Mia verzauberte mit elfengleichem Gesang und ihrem perfekten Schlagzeugspiel. Respekt vor dieser Powerfrau! Gitarrist Carl Fornia trug mit großer Spielfreude und seinem virtuosen Gitarrenspiel seinen Teil zur perfekten Show bei.
Fotos: Birger Treimer
Abgelöst wurden die Dark Rocker aus Hamburg von der ukrainischen Band JINJER. Deren Auftritt stand bis kurz vor dem Festival auf der Kippe, da nicht klar war, ob sie aus der Ukraine ausreisen dürfen. Aktuell spielen die Kulturbotschafter der Ukraine eine Promotour in Europa, um Gelder für das Heimatland zu sammeln, hoffen wir, dass diese möglichst lange dauern wird – denn wenn JINJER in ihre Heimat zurückkehren, müssen die Männer an die Front. Die Bühnenshow wirkt in den ukrainischen Landesfarben dann noch stärker. Zu Beginn wirft uns die Band gleich einmal „Call Me A Symbol“ hin und sorgt für ein aggressiven Start in das Konzert. Frontfrau Tatiana Shmailyuk ist wie immer eine Macht aus Growlings/Cleargesang und dem Core im Background. Mit „On The Top“, „Sleep of the Righteous“ oder „Pisces“ macht die Band Laune und lässt die Köpfe kreisen. Da die Bandmitglieder aus Donezk stammen und von dort bereits fliehen mussten, verleiht dies der kurzen Ansprache von Sängerin Tatiana noch einen bitteren Nachgeschmack. Umso mehr genossen Band und Publikum den Auftritt. Die Band spielte, als wäre es das letzte Mal und so schwang bei der großartigen Rock-Show doch ein kleines bisschen Melancholie mit. Hoffen wir, dass wir Jinjer noch viele weitere Jahre auf dem Blizzarrrd und anderen Festivals genießen dürfen.
Fotos: Birger Treimer
Den Abschluss des Samstages und somit dieser ersten Ausgabe des Festivals besiegelten DIE HAPPY. Zu später Stunde lichtete sich leider das Publikum, was der Power und der Action der Band aber keinen Abbruch tat. Mit „Big Boy“, „Peaches“ oder „Rebel In You“ legte die Band trotz fehlender Crew noch einmal alle Hebel auf Crossover und mobilisierte die letzten Kraftreserven. Natürlich durfte dabei trotz bitterer Kälte auch „Die My Baby“ oder „Supersonic Speed“ nicht fehlen.
Fotos: Birger Treimer
Unser Fazit: Respekt und Hochachtung vor den Veranstaltern, die in der heutigen Zeit ein komplett neues Festival aus dem Boden stampften. Klar war nicht alles perfekt. Aber wer mit soviel Herzblut, Leidenschaft und Engagement so eine Veranstaltung ins Leben ruft, dem wünschen wir, dass sich das Festival als Alternative zum riesigen WOA herumspricht und dass nächstes Jahr mindestens doppelt so viele Fans nach Bornhöved kommen.
Also wir sind auf jeden Fall wieder dabei. Und ihr?
Cheers,
Ruby Diamont und Birger