Surfing with the “Allyen” – Ein bunter Abend der Klangkunst mit ALLY THE FIDDLE
Es gibt Kunst, die Millionen begeistert und Konzerte, die Stadien mitten in der Stadt füllen. Aber seit wann findet man Goldnuggets ganz einfach am Wegesrand? Aus alten Wildwest-Filmen wissen wir: Für die wahren Schätze muss man schon etwas mehr Mühe aufwenden. Wer zum Beispiel eines der seltenen Konzerte von ALLY THE FIDDLE besuchen will, braucht zunächst einmal Geduld. Denn diese feinen Juwelen in den Geröllhalden der Konzertlandschaft findet man nicht allzu häufig. Am vergangenen Wochenende war es aber mal wieder so weit und die kleine eigene Band von SUBWAY TO SALLY-Violinistin Ally Storch gastierte gleich zweimal hintereinander in Nordrhein-Westfalen. Doch auch hier waren die Wege etwas weiter, um zum Ziel zu gelangen. Was die Besucher des Gigs in Dormagen aber nicht davon abhielt, auch teils mehrere hundert Kilometer Anfahrt in Kauf zu nehmen.
In der kleinen, aber feinen örtlichen Kneipe “Pink” wurde dann ein zünftiges Fest des Prog Rock gefeiert. Im Mittelpunkt steht das virtuose Geigenspiel der studierten Violinistin Ally, die mit Eigenkompositionen und Covern auftritt. Begleitet wurde sie diesmal u.a. vom alten Weggefährten Diemo an der Gitarre, der zuvor einige Zeit ausgesetzt hatte. Der verhinderte Lead-Gitarrist Robert Klawonn wurde würdevoll von Tom Geldschläger vertreten, dem vor lauter Hingabe auch gleich mal der Gitarrengurt riss, was mit Klebeband durch den örtlichen Roadie notdürftig repariert wurde. Am Schlagzeug überzeugte Jan Erichson und Rouven Haliti spielte nicht minder virtuos das ungewöhnliche Instrument Chapman Stick (eine Mischung aus Bass und Gitarre). Präsentiert wurde eine bunte Mischung aus den bisherigen Veröffentlichungen “Red Unicorn”, “The One” und “UP!”. Von letzterem stammte zum Beispiel der Eröffnungssong “Aphotic Zone” und danach gab es mit “Heart’s Highway” ein Cover des von Ally sehr verehrten Violinisten Jerry Goodman zu hören, der auch einen Gastbeitrag auf dem aktuellen Album lieferte. Als nächstes folgte mit “Sisyphos” einer der bekannteren Songs der Truppe; die Komposition lässt das Bild des Mannes, der immer wieder sinnlos einen Felsen den Berg hinaufrollen muss, gut nachempfinden. Mit vier Songs gab es dann noch eine Rückschau auf das 2013er Werk “The One” und mit “Living in a bubble” kehrte man zum aktuellen Opus “Up!” zurück, bis man zur nächsten Coverversion kam. Die Isländerin Björk zählt sicherlich zu den bekanntesten Musikern Skandinaviens und Frontfrau Ally verriet, dass vor allem Bandmitglied Rouven ein besonderer Fan der Sängerin sei. So wurde eine bemerkenswert alternative Version von “Pagan Poetry” zelebriert. Der Song “Crumbling Autumn” führte uns noch einmal zurück an die Anfänge der Band, der Song war in der frühen Phase mal als EP veröffentlicht worden. Im Vorfeld des Konzertes war bereits unter den Fans gescherzt worden, dass wir ja im Grunde alle “Allyens” sind und mit “Surfing with the Alien” von Joe Satriani wurde dann auch der passende Song gespielt. Nach der Zugabe wurde im “Pink” noch gemütlich ein Umtrunk genommen. Alles zusammen ergab einen wundervoll künstlerischen Abend mit hochwertiger, handgemachter Musik mit und ohne Gesang. Dazu servierte der freundliche Inhaber des “Pink” Jorgos Flambouraris unter anderem “Pink Ouzo”. Ein rundum gelungenes Event, das wieder einmal beweist, dass es sich lohnt, tiefer zu schürfen und nicht immer nur die üblichen Konzerte von den immer gleichen Bands zu besuchen.
Fotos: Inga/Marvin
SETLIST ALLY THE FIDDLE DORMAGEN
1. Aphotic Zone
2. Heart’s Highway
3. Sisyphos
4. Lost at the Gates
5. On the Water
6. Come with me
7. Living in a bubble
8. Don’t wake me up
9. Pagan Poetry
10. Last of the Great Whales
11. Crumbling Autumn
12. Race with Destiny
13. Surfing with the Alien
Zugabe
14. Chatharsis
15. Teardrop