Reload Festival 2019 – Panzer, Quietscheentchen und jede Menge Pyro am Freitag

Für den Abschluss unseres Festival Sommers geht es dann schließlich wieder in den hohen Norden. Im beschaulichen Sulingen packen alle Hände an und zaubern für über 12.000 Besucher ein Metal-Volksfest. Das Reload wartet zwar nur mit einem Bühne auf, aber brauch sich mit Namen wie AIRBOURNE, HATEBREED, SABATON und BULLET FOR MY VALENTINE dennoch vor seinen anderen norddeutschen Brüdern nicht zu verstecken. Kurze Wege und eine familiäre Umgebung bieten einen angenehmen Ausklang für die durchaus geschundenen Festivalgänger.

PRESSURE RECALL

Aller Anfang ist schwer und so eröffnen PRESSURE RECALL die EMP-Stage mit 20 Minuten Verspätung. Ihr Set dürfen spielen sie dennoch zu Ende spielen und das ist auch gut so. Mit ihrer frischen Art lockern sie die teilweise noch sehr verschlafene Menge auf und machen ordentlich wach und das, obwohl sie seit gut 4 Jahren nicht mehr auf Bühne standen. Möge die Aufholjagd beginnen.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

EVERGREEN TERRACE

Fliegender Wechsel auf der Bühne. Die Stage-Techniker bauen unter Volldampf um und holen die ersten Minuten raus und EVERGREEN TERRACE zieht die Menge weiter vor die Bühne. “We brushed our teeth. We have good breath. So come closer!” Es ist Sänger Andrew “Drew” Carey eindeutig noch zu viel Platz vor der Bühne. Ein Circle Pit macht ja auch nur wirklich Spaß wenn es richtig voll ist. Dann ziehen aber auch schon schwere Wolken über dem Infield auf als die Menge losbricht und den Boden mit Stiefeln malträtiert. Dass die Amerikaner seit 2013 kein neues Material produziert haben interessiert keinen. Zu Altbekanntem feiert es sich ja eh viel besser ab.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

THUNDERMOTHER

Hut ab hier an die Techniker. Innerhalb von 2 Pausen gut 20 Minuten Verspätung rausgeholt. Noch ein kurzer Soundcheck, der schon so fetzt, dass die ersten Rufe nach einer Zugabe übers Infield schallen und dabei haben die Hard Rock Girls noch nicht einmal richtig angefangen. “Are you ready for some Rock ‘N’ Roll?” Und wie wir das sind! Die 4 Schwedinnen holen voll aus und lassen die Fetzen fliegen. Vor 2 Jahren hat sich fast die ganze Band ausgetauscht nur an der Gitarre ist Filippa Nässil als einziges Gründungsmitglied übrig geblieben. Ihrer Dynamik nach könnten das Quartett das aber auch schon seit Jahrzehnten so zusammen machen. Nicht jeder kann ein Gitarrensolo bieten, bei dem erst die Flasche geleert dann mit der Flasche gespielt wird. Dank der SeCu kann selbst der Spaßverderber pralle Sonne nicht den Spaß schmälern.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

DOG EAT DOG

“We say dog you say eat. Dog! Eat! Dog! Eat!” Als nächstes wird es mit DOG EAT DOG wild. Musikalisch zwar eher ein Außenseiter mit ihrem Mix aus Hip-Hop und Hardcore fühlt sich die Menge dennoch ganz wie Zuhause. Kein Wunder waren sie vor 14 Jahren auf dem allerersten Reload schon hier. Damals noch als Headliner machen sie heute stattdessen in der Nachmittagssonne den Fans die Hölle heiß, geben sich doch Circle Pit und Jumppart gegenseitig die Klinke in die Hand. Zwischenzeitlich stürmte Evil Jared – ex-Bloodhound Gang Bassist – auf die Bühne und sorgte für großen Jubel, als er seine musikalischen Brüder kurzzeitig unterstützte. Schließlich verabschiedete sich DOG EAT DOG mit den Worten ”We love you” von einem begeisterten Publikum.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

NASTY

Wie lang sollte eine gute Verschnaufpause sein? 20 Minuten klingen ausreichend? Der Meinung sind viele. Bei NASTY wird es richtig hässlich. Zu Anfang noch lieb und nett winkt Matthias Tarnath die Leute näher ran, bevor seine Kollegen in die Saiten hauen und ein einziger gewaltiger Circlepit begleitet von einem Schauer aus dem Bühnengraben ausbricht. Aber das hält nicht lange vor, machen sich doch schon auch die ersten Crowdsurfer auf den Weg. Also weg mit dem Gartenschlauch und ran an den Speck. Die kurzen Pausen zwischen die Pits werden reichlich aufgefüllt. Wer die Belgier kennt weiß aber, dass es nicht nur Spaß und Feiern ist. So sind nicht nur ihre Texte sehr sozialkritisch sondern auch die Ansprachen dazwischen sagen eins eindeutig: die heute Welt ist NASTY.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

BACKYARD BABIES

Die Pause legt zwar nun zum letzten mal nochmal 5 Minuten drauf, aber nach dem Programm zollt die Nachmittagssonne eindeutig ihren Tribut. Mit ihrem Hardrock sind die Schweden sowieso etwas entspannter drauf. Und so wird nicht nur vor der Bühne ausgelassen getanzt, auch die Security nutzt die Verschnaufpause um ausgelassen mitzutanzen und entspannt etwas. Schließlich sind die Gitarrenriffs eher Material für wehende Haarprachten statt Circle Pit und Crowdsurfen. Als ab dafür, der Nacken muss für Airbourne schon einmal aufgewärmt werden sonst ist der Muskelkater später vorprogrammiert.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

SONDASCHULE

Jetzt wird aber erstmal die Schulbank gedrückt und dafür  sind die Jungs aus dem Pott da. Direkt vorab ganz ehrlich: komplex ist die Musik zwar nicht, aber dafür macht sie Spaß und ist für alle da. Mit einer Epidemie aus Ohrwurm-Songs peitschen sie Sozialkritik über den Platz, wechselt die Menge zwischen aus voller Kehle mit grölen und tanzen was das Infield hergibt. Aber es geht auch anders als Partymusik pur und somit kriegen wir auch Bordsteinromantik mit “Tausche Alkoholsucht gegen Liebe”. Abschließend steht die große Frage im Raum “Bist du glücklich?”. Die vielen Gesichter vor und auf der Bühne sagen ein klares: JA!

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

SOILWORK

Langsam aber sicher nähert sich die Sonne den Baumwipfeln und brennt einem nicht mehr auf den Pelz als SOILWORK auf die Bühne kommen. Bis jetzt war der Sound durchgängig klasse, aber irgendwie trifft es immer jemanden. Der gewohnte Druck in der Magengegend von SOILWORK bleibt teilweise aus und dadurch wirkt das Gesamtergebnis leider etwas matschig. Zwar schaffen es die Jungs gegenüber der Bühne es halbwegs gerade zu bügeln, aber der Dämpfer bleibt. Im Gepäck haben sie neben den Klassikern hauptsächlich das aktuelle Album “Verkligheten” vom Anfang des Jahres. Die Menge kriegen sie dennoch abgeholt, also rein in den Pit und ab dafür.

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

LORDI

Man möchte meinen, dass bei dem Auftritt von LORDI das gesamte Publikum eigentlich nur auf einen Song hinfiebert: Schließlich spielten sich die monstergesichtigen Finnen vor mehr als zehn Jahren mit „Hard Rock Hallelujah“ in die Herzen Europas. Doch im Set der Heavy Metal Maniacs ist der Weg bis zum Erfolgshit lang, spielt die Band um Mr. LORDI himself den Titel doch immer als Grande Finale. Nicht minder frenetisch feiern die Festivalgänger vor der Bühne jedoch auch die aktuellen Titel wie „Sexorcism“, bei dem eine dralle Monsterdame die Band umgarnt, oder „Naked In My Cellar“. Egal ob „Blood Red Sandmann“ oder mein persönlicher Favorit „Who’s Your Daddy“ – die Songs von LORDI schallen durch die Bank hinweg durch tausend Kehlen. Ein traumhafter Abschluss für Mr. OX an den tiefen Saiten, so feierten LORDI nicht nur die letzte Show der „Sexorcism“ Ära, sondern der Bassist der Skandinavier auf diesem Festival auch seinen Abschied vor begeistertem Publikum.

– Leo

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

OF MICE AND MEN

Das abendliche Nickerchen findet ein jähes Ende als OF MICE AND MEN sich mit voller Inbrunst zu Wort melden und das Infield innerhalb von Sekunden aus seinem Tiefschlaf wecken und in ein Kriegsgebiet verwandeln. Zur allgemeinen Begeisterung hat Aaron Pauley sich von den Ketten seines Basses gelöst und diesen an Raad Soudani von der befreundeten Band Volumes abgegeben. Seine frisch gewonnen Freiheit nutzt er in vollen Zügen und fegt wie ein Wahnsinniger über die Bühne. Genau das Richtige, um frischen Wind rein zu bringen, fehlte dieser doch etwas,  nachdem vor 3 Jahren ex-Sänger Austin Carlie aus gesundheitlichen Gründen sein Mikro an den Nagel hängte. Und so legen die Jungs von der Westküste das Infield in Schutt und Asche.

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Bilder: Cynthia Theisinger // stagr

AIRBOURNE

Es gibt nur wenige die ihren Wurzeln so treu geblieben sind wie AIRBOURNE. Im zarten alter von 10 bzw. 11 Jahren haben die Brüder Ryan und Joel O’Keeffe inspiriert von AC/DC und Co. ihren Weg in die Musikwelt begonnen. Und schon seit über 10 Jahren füllen sie, genauso wie ihre große Vorbilder, die großen Bühnen dieser Welt mit dem selben Hard Rock, den sie als Kinder schon liebten. “Are you ready to rock?” die Frage erübrigt sich schnell, als tausende Kehlen den Refrain mitgrölen und die Köpfe nur so durch die Gegend fetzten. Frontmann Joel sprüht förmlich vor Energie und lässt sich auch von solchen albernen Begrenzungen wie Bühnenrändern nicht aufhalten und reitet auf den Schultern der Security durch den Graben. “I can see you want that fucking Circle Pit!” Und wie sie ihn wollten! Und so bildet sich ein einziger großer Staubwirbel vor der Bühne. Als Tribut an Rocklegende Lemmy Kilmister wird erstmal sein allseits bekanntes Lieblingsgetränk Jack and Coke zusammengemischt und gebührend angestoßen. Aber auch das Publikum musste nicht leer ausgehen und obwohl sicher mehr Bier über den nackten Oberkörper von Joel floss als der durchschnittliche Besucher heute verzehrt hatte flog noch viel mehr davon abgefüllt in Becher in die Menge. Zum große Finale packten die Australier ihren größten Erfolg “Runnin’ Wild” aus und die Menge tat wie geheißen und schloss den Auftritt mit einem letzten großen Circlepit ab.

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Bilder: Cynthia Theisinger // stagr

SABATON

Feuer frei! Als SABATON die Bühne betreten, ist trotz der nächtlichen Kühle der Platz vor der Bühne berstend voll. Kein Wunder, schließlich stehen die Schweden nicht nur für eingängigen Power Metal der sich so schnell nicht mehr aus den Gehörgängen entfernen lässt, sondern auch für eine atemberaubende Live Show, bei der an Pyroeffekten nicht gespart wird. Traditionell eröffnen SABATON ihr Set mit dem liebgewonnenen „Ghost Division“ – der Fokus der heutigen Show liegt jedoch mit Titeln wie „Great War“ oder „Fields Of Verdun“ ganz klar auf dem aktuellen Album. Doch fernab der ganzen Kriegsattitüde und dem massiven Bühnenbild ist es eine andere Sache, die mich an SABATON nach wie vor begeistert und beeindruckt: Trotz der langatmigen Festivalsaison geben die Herrschaften um Sänger Joakim von der ersten Sekunde an Vollgas, überfluten das Publikum mit schierer Spielfreude und treten derart dynamisch und charismatisch auf, dass ihre Energie sofort einen Ruck durch die ersten Reihen gehen lässt. Steinigt mich für diesen Klischeebegriff, aber wenn er auf eine Band zutrifft, dann auf SABATON: Sie sind für mich Headliner der Herzen.

– Leo

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Bilder: Cynthia Theisinger // stagr

Impressionen

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Bilder: Lars-Tobias Lorbeer

Aber der Freitag ist noch lange nicht zu Ende, ob vor der Tentstage oder einfach auf dem Campingplatz. Es wird noch bis tief in die Nacht weiter gefeiert und der ein oder andere wird seine Entscheidung morgen schmerzlich bereuen, wenn MONSTERS OF LIEDERMACHING zum Frühschoppen einladen und die Sonne einen nach einer viel zu kurzen Nacht aus dem Zelt scheucht.

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