Irland ohne lange Anreise: THE O’REILLYS AND THE PADDYHATS und THE SCARLETT SCALLYWAGS im Lux in Hannover
Ursprünglich geschrieben für cybmag.de
An diesem Donnerstagabend ist der Schritt durch den Vorhang des Lux Club in Hannover ein Schritt in eine ganz andere Welt – zu Gast sind THE O’REILLYS AND THE PADDYHATS und THE SCARLETT SCALLYWAGS. Die Hitze schlägt einem ins Gesicht, der Geruch von Bier dringt einem in die Nase und die Ohren werden herzlich von The Dubliners aus der Konserve begrüßt. Hier gibt es heute was auf die Ohren – das ist deutlich zu spüren. Nach einem kurzen Gewühl durch die Menge – umfallen ist nicht drin, so voll ist es hier – geht es Punkt 20.00 Uhr auch direkt los.
Eines ist klar: Circle Pits gibt es heute nicht. Dafür lieber Arm in Arm und ab dafür!
“Unsere Bühnenshow besteht daraus ständig die Instrumente zu wechseln”
THE SCARLETT SCALLYWAGS eröffnen mit „Ordinary Man“, einem Song ihrer Debüt EP, ihre Show. Einem Song über einen ganz normalen Arbeiter, von einer Band die eigentlich Malocher Mukke machen wollte, aber jetzt doch alle irgendwie am Studieren sind.
Zum nächsten Song „Wagon Wheel“ ist sogar ein Musikvideo entstanden, das eigentlich auch bereits veröffentlicht werden sollte. Durch technische Schwierigkeiten liegt dies jedoch erst auf Eis und wird so schnell wie möglich nachgeholt. „Leider ist uns ein Bandmitglied abhanden gekommen und damit auch unser Youtube-Account – haben wir IT’ler hier?“, scherzt die Band.
„Ist Euch das zu langsam?“ – „Jaaa!“
Erste zärtliche Versuche der Interaktion mit dem Publikum trugen auch direkt Früchte und so haben sie bei dem Klassiker „Leaving Of Liverpool“ nicht nur einen, sondern zwei Zähne draufgelegt, sodass jeder nach Herzenslust mitsingen oder tanzen konnte. Den Text kennt ja eh jeder. Als letzen eigenen Song präsentieren sie dann „Working Man“ der so gut ins Ohr geht, dass sich hier auch einige das Mitsingen nicht nehmen lassen. “Das klappt sonst nur bei einem Publikum so gut, das gar nicht erst anfängt”, so die Band. Bevor es dann mit dem Zelebrieren einiger großen Klassiker des Folks noch einmal in die Vollen geht. Sowohl „Finigans Wake“ als auch „Those Were The Days“ erfahren dabei auf und vor der Bühne ein außergewöhnliches Maß an Liebe.
Fotos: Cynthia Theisinger
Als nächstes stehen die Bühnentechniker vor einer großen logistischen Herausforderung: Es muss Platz geschaffen werden. Auf der kleinen Bühne des Lux Clubs muss gleich genug Platz für satte 7 Musiker sein. Aber auch dieses Hindernis wird überwunden und so legen THE O’REILLYS AND THE PADDYHATS begleitet von „Blood of Cu Chulaihnn“ los.
Welcome to the circus of fools
Sie übernehmen dabei eine gut aufgeheizte Menge. Und ihre Wortkargheit machen sie mit einer Energie wett, dass man gar keine Zeit dafür hat, sich zu beschweren. Sie hauen einen Song nach dem anderen raus. Kompromisslos fressen sie sich durch ihr Repertoire. Von dem beengten Platz ist kaum etwas zu spüren. So tanzen zumindest fünf von sieben der Musiker fröhlich hin und her. Einzig der Drummer und der Bassisten bekommt man nicht wirklich zu Gesicht.
Zeit, zu springen! Mit ihrem Büchsenöffner „Come On Board“ wird das Tanzbein aufgedreht. Vor der Bühne brennt förmlich die Luft. Die Menge tanzt fröhlich im Kreis. Auch wenn eines klar ist: Circle Pits gibt es heute nicht. Dafür lieber Arm in Arm und ab dafür. „This Is Our Time“ ist das, was dabei herumkommt, wenn die Paddyhats mal die Nachrichten anmachen, statt sich mit Musik oder der Bar zu beschäftigen.
„The Irish way“ ist der Song für jeden Liebhaber von Guiness, Whiskey und Schiebermützen. Weiter geht es danach mit „Black Sails“. Als Dank für Jens, der tapfer für die Paddyhats am Merchandise die Stellung hält, präsentieren sie „Where Your Heart Is“. Sentimal geht es auch weiter mit „Fair Old Lady“ – ein Lied, um über den Ort zu schwelgen, den man für sich Heimat nennt.
Rollt die Fässer rein! Wir trinken „Barrels of Whiskey“!
Danach legen die Paddyhats wieder einen Gang zu. Mit „Gamble“, „Jig“, „Old Gang“ und „Swing Your Hammer“ wird getanzt, was das Zeug hält. Wenn das Lux einen Holzfußboden so wie in einer urigen irischen Kneipe gehabt hätte, hätte dieser heute ordentlich Substanz lassen müssen. Mit „An der Nordsee Küste“ – ähm, natürlich „Wild Rover“ – wird letzten Endes der Abschluss des Abends angeleitet. Vor der Bühne fliegen förmlich die Fetzten, als das Konfetti sich fein säuberlich im Raum verteilt. Bevor es dann zum letzten Song übergeht. Rollt die Fässer rein! Wir trinken „Barrels of Whiskey“!
Die lautstarken Rufe nach einer Zugabe bleiben nicht unerhört und darum geht es doch noch weiter mit „Green Blood“. Zum großen Finale gibt es noch einen Song so alt ist wie die Band selbst: „Paddyhats“.
Dieser Abend wird noch lange im Gedächtnis bleiben – und wir haben schon wieder eine neue Band für uns entdeckt. Wir verabschieden uns an diesem Donnerstag aus dem Lux und machen uns auf den Weg nach Hause. Der Tag hat seinen Tribut gezollt. Wir sagen Hut ab und Gute Nacht.