Aufgewacht! – KAMELOT spielen auf “Awaken The World”-Tour in Hamburg
Dienstag, der 29. Oktober, hielt einen ganz besonderen Leckerbissen für alle norddeutschen Liebhaber des Symphonic Metals bereit: KAMELOT, eines der Urgesteine des Genres, sind im Rahmen ihrer „Awaken The World“-Tour aktuell in Europa unterwegs und machten auch in Hamburg Halt. Letztes Jahr beehrten sie uns noch im Grünspan, dieses Mal diente die Markthalle nahe des Hauptbahnhofs als Location für das Konzert. Doch die Multikulti-Gruppe mit amerikanischen Wurzeln ist natürlich nicht alleine unterwegs, als Verstärkung sind FROZEN CROWN, AD INFINITUM und BLACKBRIAR mit dabei. Der Einlass begann um kurz nach 18 Uhr und zügig füllte sich die Markthalle pünktlich für den ersten Act.
Bei diesem handelte es sich um die Italiener von FROZEN CROWN, welche um 18:30 Uhr beginnen durften. Neben Frontfrau Giada “Jade” Etro gehören zu der Band drei Gitarrist:innen und ein Bassist sowie natürlich auch ein Schlagzeuger. Wer auf den ersten Blick nun dachte, jetzt mit einer Ladung Symphonic Metal konfrontiert zu werden, der lag jedoch falsch. Stilistisch bewegt sich die Truppe nämlich im Bereich des klassischen Power Metals, was man bereits bei den ersten Klängen von “Neverending” heraushören konnte. Die noch recht junge Band gründete sich 2017 und veröffentlichte seitdem bereits beachtliche fünf Studioalben. Reichlich Repertoire also, an welchem man sich bei der Erstellung der Setliste bedienen konnte. So kamen wir neben brandneuen Tracks wie „Steel And Gold“ auch in den Genuss von „Kings“, einem Song, welcher auf dem Debut-Album von 2018 zu finden ist. Die Italiener wussten mit einer soliden Performance und reichlich guter Laune zu überzeugen, sodass das Set wie im Flug vorüberzuziehen schien und mit „I Am The Tyrant“ dann auch schon der letzte Song angestimmt wurde.
Fotos: Sandra Curtz
Setlist FROZEN CROWN:
- Neverending
- Call Of The North
- Kings
- Steel And Gold
- Far Beyond
- I Am The Tyrant
Bereits eine Viertelstunde nachdem FROZEN CROWN die Bühne verlassen hatten, ging es dann auch schon direkt mit dem nächsten Act weiter. Auch dieser ist, zumindest an den Verhältnissen im Metal-Universum gemessen, quasi noch ein „Küken“ – die Rede ist von AD INFINITUM, welche 2018 von Melissa Bonny aus der Taufe gehoben wurden. Bei den Namen klingelt eine Glocke? Nicht weiter verwunderlich, denn auch wenn AD INFINITUM noch recht jung sein mögen, Melissa ist bereits seit Jahren ein Name in der Szene. Mit “Follow Me Down” und “Aftermath” begann die gut 45-minütige Show der Band. Zentrum des Geschehens war, wie sollte es anders sein, Melissa, welche uns abwechselnd mit ihrem wunderschönen Klargesang entzückte und dann wieder Growls um die Ohren peitschte. Flankiert wurde sie von Gitarrist Adrian und Bassist Korbinian, welche fröhlich sowohl miteinander als auch mit dem Publikum herumblödelten sowie Drummer Niklas, welcher im Hintergrund den Rhythmus vorgab. Den Löwenanteil an der Setliste machte das erst jüngst veröffentlichte Album „Abyss“ aus: ganze sieben von zehn Songs stammten von der neuen Platte. War das alte Material noch eher dem Symphonic Metal zuzuordnen, so hört man auf der neuen Scheibe nun auch zunehmend Elemente aus dem Metalcore. Ob sie sich hiermit einen Gefallen taten, darüber lässt sich allerdings wohl streiten: einige der neuen Songs kamen live doch eher „flach“ daher und der Funke konnte nicht so ganz überspringen. Auch anhand der Energie im Publikum ließ sich feststellen, dass tendenziell zu den älteren Songs am meisten mitgefeiert wurde. So hieß es noch ein letztes Mal zu „Unstoppable“ hüpfen, tanzen und singen, bevor dann auch AD INFINITUM die Bühne räumen mussten.
Fotos: Sandra Curtz
Setlist AD INFINITUM:
- Follow Me Down
- Aftermath
- Upside Down
- Anthem For The Broken
- Outer Space
- Surrender
- Animals
- The One You’ll Hold On To
- My Halo
- Unstoppable
Viel Zeit zum Verschnaufen sollte uns jedoch nicht bleiben, denn in der Markthalle ging es Schlag auf Schlag weiter. Erneut verdunkelte sich der Saal (und es wurde dieses Mal wirklich seeehr dunkel), denn die nächste Band stand bereits in den Startlöchern. Mit etwas Mühe konnte man auf der Bühne eine unter einem Schleier verhüllte Gestalt erkennen: bei dieser handelte es sich um Zora Cock, die Sängerin von BLACKBRIAR. Passend zur düsteren Atmosphäre stimmte Zora eine Art wehklagenden Gesang über „Mortal Remains“ an. Mit dem Einsetzen der restlichen Band entledigte sie sich ihres Schleiers und begann, über die Bühne zu schreiten. Auch wenn inzwischen ein paar Scheinwerfer Licht ins Dunkel brachten, so blieb die Szenerie doch während beinahe des gesamten Sets in schummrige Blau- und Rottöne gehüllt. Ob bei „Spirit Of Forgetfulness“, „I’d Rather Burn“ oder „Deadly Diminuendo“, die Niederländer widmeten sich in ihren Songs ganz bewusst dem Düsteren und Makabren und kreierten so in Symbiose mit Zoras markanter Stimme eine gothic-esque Klangkulisse. Dass sie hiermit jedoch nicht jeden zu überzeugen vermochten, zeigte ein Blick in die Gesichter des Publikums in der Markthalle. Während es zwar durchaus Fans im Raum gab, welche die Show sichtlich genossen, so erspähte man doch auch viele eher entgeisterte Gesichter und ungeduldige Blicke auf die Uhr. Der eher schwermütige Sound der Niederländer stellte für viele der Anwesenden anscheinend einen zu starken Kontrast zum bisher doch eher fröhlich und leicht verdaulichen Programm des Abends dar. Nach einer knappen Dreiviertelstunde näherte sich schließlich auch für BLACKBRIAR das Ende ihrer Spielzeit: mit „Cicada“ und „Until Eternity“ verabschiedeten sie sich in Richtung Backstage und machten Platz für KAMELOT, welche inzwischen von allen sehnlichst erwartet wurden.
Fotos: Sandra Curtz
Setlist BLACKBRIAR:
- Mortal Remains
- Crimson Faces
- Spirit Of Forgetfulness
- I’d Rather Burn
- Arms Of The Ocean
- Selkie
- Deadly Diminuendo
- Far Distant Land
- Cicada
- Until Eternity
Die Umbaupause zwischen BLACKBRIAR und KAMELOT dauerte etwas länger, das war bei dem opulenten Bühnenaufbau aber auch wenig verwunderlich: den hinteren Teil der Bühne nahm ein erhöhtes Podest ein, auf welchem links Oliver Palotais Keyboard sowie rechts Alex Landenburgs Schlagzeug untergebracht waren. Vor der Bühne stand ein weiteres kleines Podest, welches es den Bandmitgliedern im Laufe der Show immer wieder ermöglichen sollte, mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen (und die Bewegungsfreiheit von uns Fotografen im Graben erheblich einschränkte). Um kurz nach halb zehn erklang dann schließlich der Opener von KAMELOT und die Band betrat nach und nach die Bühne. Sänger Tommy Karevik, welcher seit 2012 für die Gruppe am Mikro steht und damals in die Fußstapfen von Roy Khan trat, stürzte sich direkt ins Geschehen und performte einen Großteil von „Veil Of Elysium“ auf besagter Plattform im Bühnengraben. Um ihn herum bearbeiteten Thomas Youngblood, einziges verbleibendes Gründungsmitglied der Band, und Sean Tibbetts ihre Saiteninstrumente. Zudem erklomm im Hintergrund Melissa Bonny das Podest und bezog zwischen Oliver und Alex Stellung, um Tommy gesanglich zu unterstützen, wie sie es auch noch viele weitere Male an diesem Abend tun sollte. Oben drauf gab es zudem noch ein paar Effekte für das Auge, wie beispielsweise Sparkles und Nebelsäulen, welche aus dem Opener eine geradezu fulminante Angelegenheit machten. Dominiert von innig geliebten Klassikern wie „Rule The World“, tanzbaren Nummern wie „Vespertine (My Crimson Bride)“ und temporeicheren Tracks a la „When The Lights Are Down“ bot die erste Hälfte von KAMELOTs Set wenig Gelegenheit zum Durchatmen. Die Band strotzte nur so vor Energie und steckte das Publikum mit dieser erfolgreich an. Sean Tibbetts ließ seine Dreads durch die Lüfte fliegen und wirbelte mit seinem Bass nur so umher, während Tommy Karevik das Publikum von seiner Plattform aus noch weiter anstachelte. Zu „Sacrimony (Angel Of Afterlife)“ übernahm Melissa im Duett mit Tommy die auf der Studioversion von Alissa White-Gluz (ARCH ENEMY) und Elize Ryd (AMARANTHE) eingesungenen Passagen und beim „March Of Mephisto“ trat sie mal eben kurz in die Fußstapfen von Shagrath (DIMMU BORGIR). Doch auch für ruhigere Momente nahm man sich die Zeit. So widmete Tommy die Ballade „Willow“ all denjenigen im Publikum, welche eine geliebte Person verloren hatten, und forderte uns dazu auf, die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln. Alex Landenburg, beinahe-Geburtstagskind und frisch gebackener Vater von Zwillingen, durfte ein ausgiebiges Drum-Solo spielen, schon einmal seinen Geburtstagskuchen bestaunen und sich vom Publikum besingen lassen. Auch Oliver hatte seinen Moment im Spotlight, während er ein Solo auf dem Keyboard klimperte. Im Anschluss folgte mit „Forever“ der letzte Song vor der Zugabe: Tommy nahm sich noch einmal die Zeit, alle Bandmitglieder einzeln vorzustellen und mit dem Publikum Gesangseinlagen zu üben. All das mag zwar ganz nett sein, mir persönlich ist dieser Part der Show bei KAMELOT jedoch leider immer ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, stattdessen hätten hier ansonsten mit Sicherheit auch 1-2 Songs mehr Platz auf der Setliste gefunden. Aber wie dem auch sei, als Zugabe spielte die Gruppe noch einmal zwei energiegeladene Nummern für uns: „One More Flag In The Ground“ vom aktuellen Album und schließlich „Liar Liar (Wasteland Monarchy)“, wieder einmal im Duett mit Melissa Bonny. Kurz nach 23 Uhr fand die Show somit ihr Ende und die zufriedengestellten Fans konnten die Markthalle verlassen, um ihren Heimweg anzutreten.
Fotos: Sandra Curtz
Setlist KAMELOT:
- Veil Of Elysium
- Rule The World
- Opus Of The Night (Ghost Requiem)
- Insomnia
- When The Lights Are Down
- Vespertine (My Crimson Bride)
- New Babylon
- Karma
- Sacrimony (Angel Of Afterlife)
- Willow
- The Human Stain
- March Of Mephisto
- Forever
- One More Flag In The Ground
- Liar Liar (Wasteland Monarchy)