MPS 2024 Luhmühlen – DIE FETTE HEIDE
Samstag 7.9.2024
Vom 6. bis 8. September 2024 fand das dreißigjährige Jubiläum des Mittelalterlichen Phantasie-Spektakulum in Luhmühlen statt. An einem sehr warmen Samstagmittag machten wir uns auf den Weg dorthin. Es schien, als sei der Kippschalter zur Abkühlung überall kaputtgegangen. Auf dem Tagesbesucherparkplatz wurden acht Euro für das Parken fällig. Beim angenehmen Spaziergang vom Parkplatz zum Haupteingang genossen wir den Schatten der Bäume und begegneten bereits den ersten Piraten und außergewöhnlichen Kostümen. Den Freitag mit KNASTERBART konnten wir aufgrund der Anfahrt aus Hamburg und nicht ganz verträglichen Arbeitszeiten leider nicht wahrnehmen.
Nach der Bandausgabe stießen wir auf die erste Überraschung: Ein Wasserhahn zur Trinkwasseraufbereitung, sowie zur Abkühlung und sogar ein Trinknapf für unsere vierbeinigen Begleiter. Glücklicherweise entdeckten wir noch weitere solcher Erfrischungsmöglichkeiten, auch wenn diese nicht sonderlich gekennzeichnet waren, hier besteht sicherlich noch etwas Verbesserungsbedarf im Angesicht der Temperaturen (zb. größere Spendersysteme mit Auffangbecken).
Frisch abgekühlt, wurden wir von der kleinen Bühne auf der linken Seite aus herzlich von HARMONY GLEN aus den Niederlanden begrüßt, die mit Banjo und Dudelsack für Stimmung sorgten. Wir nahmen eine Abkürzung über die Toilettenanlagen und die Turnierarena und begegneten einem Stand mit Drachenfiguren, die uns neugierig anblickten und etwas Rauch spuckten – offenbar wollten sie uns nicht noch mehr einheizen, da es ohnehin schon heiß genug war.
Auf unserem Weg Richtung Infield machten wir einen weiteren Stopp bei der nächsten kleinen Bühne, wo KUPFERGOLD spielte. Die Sängerin hatte stets ein Lächeln für das großzügige Publikum übrig und sorgte über das Wochenende für eine stetig volle Folkbühne.
Als wir schließlich das Infield betraten, herrschte auf dem Schlachtfeld noch Ruhe. Eine Stärkung mit Pommes bei den „fliegenden Holländern“ war genau richtig, bevor das Bier zu schwer im Magen liegen würde.
WALDKAUZ brachte den Mond auf die Erde und stellte ihn auf die Bühne. Die erfahrenen Hildesheimer wussten genau, was das Publikum erwartete, und erfüllten diese Erwartungen mühelos, da sie bereits zahlreiche Auftritte an verschiedenen MPS-Standorten absolviert haben. Mit ihrem New Pagan Folk, den sie sowohl national als auch international verbreitet haben, begeisterten sie die Zuschauer und schufen eine magische Atmosphäre.
Zurück auf dem Marktgelände bereiteten die brüllheißen Grillbuden bereits das Grillgut für den großen Hunger der Festivalbesucher zu. Überall lag ein verlockender Duft nach frisch gebackenem Brot, gegrilltem Fleisch und anderen mittelalterlichen Delikatessen in der Luft.
Auf der Turnierarena konnte man die Show von FICTUM genießen. Verschiedene Ritter forderten sich gegenseitig zu Duellen heraus, und brachten uns alle mit ihren humorvollen Ansagen zum Lachen. Die Show schien etwas gekürzt zu sein, was aber wahrscheinlich an der hohen Temperatur lag, da die Ritter ihren Showkampf in der prallen Sonne absolvieren mussten.
Nebenbei spielten dann auch noch allerlei andere Bands auf den Markt-Nebenbühnen, die man aufgrund der Menge und Vielfalt fast gar nicht wahrnehmen konnte, quasi die ewigen Bands des MPS, u.a SAOR PATROL, THE SANDSACKS, YE BANISHED PRIVATEERS, TIR SAOR, RAPALJE und noch viele weitere Walkingacts, Kleinkünstler und Bands.
Und langsam wurde es Zeit für die Piraten aus dem karibischen Osnabrück: MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN. Seit einem Jahr steht der leuchtende Leuchtturm auf der Bühne, mit der Hoffnung, verlorene Seelen zu finden und sie bis zum MPS zu führen. Natürlich durfte das Trinken von Pfefferminzlikör auf der Bühne nicht fehlen. Mit ihren gewohnt lustigen Liedern, die das Publikum zum Tanzen einluden, brachten sie die perfekte Stimmung für die folgenden Veteranen von SUBWAY TO SALLY auf der Festivalbühne.
Wie ein Lichtstrahl im Tunnel brachten die sanften Melodien der Geige und die welligen Haare von Ally Storch das Publikum in Bewegung. SUBWAY TO SALLY mit Frontmann Eric Fish, begleitet von den Gründungsmitgliedern Bodenski und Sugar Ray, rockte das Festival und hielt die Menge bis zum Abendrot in bester Stimmung. Insbesondere mit dem neuen Material kann die Band mehr als überzeugen und sorgt mit „Leinen Los“ für einen passenden Start in den Abend. Natürlich gab es auch einen guten Querschnitt aus der kompletten Bandgeschichte und ohne „Julia und die Räuber“ ging heute keiner vom Platz.
Das Infield war nun brechend gut gefüllt und bereit für die Folkmusik von VERSENGOLD. Die seit über einer Dekade aktiven Bremer luden das Publikum mit dem Klang von Violine, Mandoline, Flöte und anderen Instrumenten zum Mitmachen ein. Die Mitglieder, die auch in der Band KNASTERBART am Tag vorher gespielt hatten, wussten auch heute genau, wie die Folkmusik die Herzen höher schlagen lässt. Die Beine standen nicht mehr still und auch die ernsten Songs gingen runter wie der Schweiß am Abend. Einige Überraschungen gab es sicherlich mit „The Devil Is A Barmaid“ und dem aktuellen „Tod und Trommeln“ oder „Braune Pfeifen“, VERSENGOLD ist wie immer eine Band, der der Ritt auf Ernsthaftigkeit und Feierlaune perfekt gelingt.
Beim Einbruch der Dunkelheit betraten FEUERSCHWANZ die Bühne. Aufgrund der aktuellen Dürre waren Pyrotechnik und Lagerfeuer auf dem Festival in diesem Jahr allgemein gestrichen worden. Davon ließen sich die Krieger aus Erlangen jedoch wenig beeindrucken. Frisch aufgestylt und motiviert wie bei ihrem ersten Konzert präsentierten sie ihre Äxte, Schilde, Pelze und Stahlrüstung und boten eine mittelalterliche Modenshow der besonderen Art. Auch wenn die Band kein Feuer dabei hatte, gaben die Barden mächtig Gas. Zwar war von dem älteren Material nur noch „Schubsetanz“ auf der Setlist gelandet, aber das neue Material kam ebenso gut an und „Warriors Of The World“ ist immer episch bei FEUERSCHWANZ.
Zum Abschluss des Abends traten SALTATIO MORTIS auf und versetzten uns mit zwei Dudelsäcken in den Totentanz durch die Nacht. Die bekannten Lieder wie „Odins Raben“, „Vogelfrei“ und „Für immer jung“ wurden bis zum Ende mit Begeisterung gesungen und bejubelt. Zwar gab es auch hier keine Pyros in der Show, Alea macht dies aber durch seine publikumsnahe Performance wieder wett. Neben allerlei Trink- und Partysongs gab es aber zum Glück auch einige epische Hymnen. Mit „Pray For The Hunter“, „Vahalla Calling“, oder „My Mother Told Me“ gab es auch ein paar Schlachtengesänge und Odin war uns wohlgesonnen in dieser metvollen Nacht.
Sonntag 8.9.2024
Der Sonntag auf dem MPS ließ sich als ruhiger Familientag beschreiben. Vorteilhaft für viele Besucher war der Einzelpreis für das gesamte Gelände, im Gegensatz zum Vortag, als man eine Karte für den Markt und eine weitere für den Eintritt zu den großen Bühnen benötigte. Viele Kinder genossen währenddessen das große Bällebad. Ein Luxus, der nicht täglich zur Verfügung steht.
Wie aus den Cartoons ausgewählt, rockten KOOL KATZ auf der großen Bühne – dieses Mal für ein etwas jüngeres Publikum. Viele Kinder, ob auf den Schultern der Eltern oder noch im Kinderwagen, zeigten sich begeistert, als sie die extravaganten Kostüme und Masken der Katzen sahen.
Auf dem Weg zum Ritterturnier wimmelten zahlreiche Besucher bei den verschiedenen Markthändlern umher. Met, hochwertige Liköre, Tongeschirr, Pelze, handgemachte Lederstücke und vieles mehr waren, wie jedes Jahr beim MPS, überall erhältlich. Die Drachenprozession hatte bereits mehrmals stattgefunden, und wir trafen sie erneut auf unserem Weg. Etwas kühler bei der Tribüne konnten wir eine Pause einlegen und uns von der Wärme erholen, bis das Ritterspektakel begann. Gut ausgebildete Pferde und ihre Reiterinnen galoppierten über die Bahn, zeigten vorbildlich ihre gelernten Tricks, und schließlich stand das erwartete Lanzenturnier auf dem Programm – ein Klassiker, der niemals veraltet und von Groß und Klein mit Genuss verfolgt wird.
Die Dinos aus dem 21. Jahrhundert, HEAVYSAURUS, waren für jeden Spaß zu haben. Die großen Masken und übertriebenen Perücken sorgten auf der großen Bühne für gute Stimmung bei Eltern und Kindern. Sie spielten unter anderem ein Cover von den SCORPIONS und präsentierten KISS als eine der bedeutendsten Rockbands der Geschichte.
Es war beeindruckend zu sehen, wie die neue Generation mit der älteren verschmolz und sowohl die Kultur guter Musik als auch die mystische Atmosphäre des Mittelalters genossen und weitergeben wurde. Auf die nächsten dreißig Jahre, MPS!!!
*Als Abschluss des MPS folgten dann übrigens erneut MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN, die nun das Gelände und ihren Leuchtturm abrissen, da es tatsächlich das letzte Open Air &-Leuchtturmkonzert war.