So war die zweite Ausgabe des Dark Indie Electro Festival Braunschweigs

Nach dem Wegfall der Meier Music Hall war es einiges Zeit eher ruhig gewesen um Braunschweig als Konzertlocation für die Vertreter der schwarz-elektronischen Musik. Doch das sollte sich wieder ändern: Mit dem „Dark Indie Elektronic Festival“ im Kufa Haus hatten die Veranstalter sich einen guten Plan, eine gute Location und gute Bands parat gelegt – und dann kam 2020 das böse Wort mit C, welches wir eigentlich gern alle verdrängen und vergessen würden.

Die Erstauflage des Festivals fand dann auch Anfang November 2022 endlich statt und konnte mit einer gemütlichen Location und tollen Bands wie Beyond Border und [:SITD:] direkt einen gebührend erfolgreichen Einstand feiern. Und was erstmal läuft, sollte nicht aufgehalten werden.. am 11.03.2023 war dann nach langem Warten endlich die zweite Ausgabe fällig und die legte nicht nur nach, sondern noch obendrauf.

Der Kalender behauptet zwar es wäre Frühling aber die Löwenstadt zeigte sich doch noch etwas düster und fröstelig an diesem Samstag Abend. Was aber niemanden davon abhielt, mit Vorfreude und guter Laune bepackt den Weg ins Kufa Haus anzutreten. Schon im Eingangsbereich herrschte auffällig gute Laune unter Gästen und Bandmitgliedern, die sich ungezwungen ins Volk mischten, für Schwätzchen und Bilder parat standen und die familiäre Atmosphäre durch ihre Anwesenheit unterstützten. Ein großer Merchbereich und eine nette Bar luden ein, erstmal ein wenig zu flanieren, Sozialkontakte zu pflegen, sich ein neues Bandshirt zuzulegen und ein kleines Aufwärmgetränk zu sich zu nehmen, bevor die Veranstaltung äußerst pünktlich um 20:30 Uhr begann.

Mit TOAL eröffnete das Festival direkt mit einem kleinen Highlight! Das Quartett aus Enger und Braunschweig hat sich in den letzten Jahren eine solide Fanbase erspielt und zeigt auch heute wieder, warum sie sich so aus der breiten, schwarzbunten Masse abheben. Als female-fronted Band haben sie im schwarzen Elektrobereich sowieso einen echten Seltenheitswert und Sängerin Luzi Lacole ist nicht nur eine echte Augenweide, sondern zeigt auch ab dem ersten Song, dass sie stimmlich so einiges zu bieten hat. Wow! Unterstützt von ihren männlichen Kollegen zeigt sie einen schönen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen, bis hin zur aktuellen Single „Stigmata“. Die ersten Reihen gehen direkt von Anfang an mit und lassen sich von der düsteren Mischung aus Power und Sehnsucht mittragen. Im Laufe des Sets taut auch der Rest des Publikums auf, so dass TAOL nicht nur unter verdientem Applaus die Bühne verlassen, sondern auch definitiv den Kreis ihrer Fans deutlich erweitert haben.

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Fotos: Cynthia Theisinger & Mirco Wenzel

Nach dem düster-melancholischen Auftakt von TOAL geht es direkt im Anschluss weiter mit den energiegeladenen Jungs von NEOKLIN. Diese stürmen die Bühne und reißen das Publikum direkt aus ihrem inneren Winterschlaf. Hier wird nicht geträumt, hier wird getanzt! Sänger Klinge sieht man die gute Laune extrem an. In weißem Kostüm und wilder Schminke reißt er auf der Bühne Kilometer ab, er springt, tanzt, singt und shoutet. Der Lichtmensch hat seinen Auftrag auch verstanden und feuert passend ein Scheinwerfer-Gewitter ab. Begleitet von Partner NEO gibt’s vor allem eins: auf die 12. Über 10 Jahre Bandgeschichte geben einiges her und so nutzen die Jungs ihre Spielzeit bis zur letzten Sekunde aus um mit ordentlich Bass und einer Prise Augenzwinkern zu punkten. 

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Fotos: Cynthia Theisinger & Mirco Wenzel

Dirk SCHEUBER wird dem geneigten Szenegänger als ehemaliges Mitglied der Urgesteine von Project Pitchfolk ein Begriff sein. Seit seinem Ausstieg aus der Band beschäftigt sich der Kreativkopf mit gesellschaftlichen wie persönlichen Problemen, verpackt in luftig-lockere Klanggewänder. Sein neuestes Werk „Autarcique“ hat Ende Februar grad das Licht der Welt erblickt und spätestens das ist ein guter Grund den „Scheubär“ ans Mikro zu lassen und sein 5. Album gebührend zu präsentieren. Schick im schwarzen Hemd begrüßt er das Publikum und reitet mit seinen Kollegen Toni Montana und Markus Adamsky direkt auf der Synthiewelle los. Hört man bei älteren Stücken noch ab und an den musikalischen Bezug zu Pitchfork, sind die neuen Songs deutlich moderner, offener, einfach gut. Auch vom Publikum bekommt der charmante Entertainer viel Zuspruch, inklusive „Super-Scheubi!“-Rufe vereinzelter Damen. Das Set ist kurzweilig, die Stimmung gut und so sind alle fast ein bisschen überrascht, als der letzte Song angekündigt und die Band vorgestellt wird. Wie immer wenn etwas gefällt, fühlt es sich zu kurz an, deswegen an dieser Stelle die klare Reinhör-Empfehlung ins neue Album: Scheuber – „Autarcique“.
 

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Fotos: Cynthia Theisinger & Mirco Wenzel

Eine spontane Änderung im Line Up bewirkte, dass wir gegen 22:30 Uhr bereits in den Genuss von DIORAMA kamen. Diese hatten sich seit 2013 nicht in Braunschweig blicken lassen und wurden vom Publikum frenetisch begrüßt. Ohne lange Ansagen lieferte die Band das, wofür sie bekannt sind: Musik zum tanzen, denken und träumen. Das Set hatte von den Anfängen mit „Said but true“ bis zu den neuesten Songs von der Remix_EP „fast advance – fast reverse“ alles dabei, was das schwarz-melancholische Herz sich wünscht und obwohl Gitarrist Zura wohl mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, lieferte das Quartett eine rundum gelungene Show ab. Unterstützt durch tolles Artwort in den Projektionen und den Tanz- und Pianoeinlagen von Fronter Torben blieb fast kein Wunsch bei den Fans offen, einzig der nach Zugabe konnte aus Zeitgründen nicht erfüllt werden.
 

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Fotos: Cynthia Theisinger & Mirco Wenzel

Den letzten Act des Abends braucht man fast nicht mehr vorstellen.. spätestens wenn irgendwo das Wort „Push!“ fällt, sitzt der Ohrwurm sofort und fast jeder sprintet zur Tanzfläche. Seit weit über 30 Jahren sind THE INVINCIBLE SPIRIT in den dunklen Clubs vertreten und hatten daher auch ein abwechslungsreiches Set aus ihrer Schaffensgeschichte zu bieten. Auch wenn ein Teil des Publikums sich schon auf den Heimweg gemacht hatte, ließen die Anwesenden es sich nicht nehmen, dafür doppelt zu feiern. Sänger Thomas honorierte dies mit einem gelungenen Set aus alt und neu und als dann endlich der lang erwartete „Push“ aus den Boxen dröhnte, erreichte der Abend seinen Höhepunkt.
 

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Fotos: Cynthia Theisinger & Mirco Wenzel

Alle, die danach noch konnten gönnten sich in der Bar noch einen Schlummertrunk oder am Merch ein nettes Gespräch mit den Künstlern. Fazit: Ein nettes, familiäres Festival mit tollen Bands, das wir gern wieder besuchen werden.

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