RECKLESS LOVE, oder Whatever happened to the 80s?
Es ist der 13.09.2022, allerdings kann man vor dem Headcrash denken, dass wir wieder in den 80ern gelandet sind, denn es ist Zeit für die Finnen von RECKLESS LOVE. Sie zelebrieren den 80er-Rock, wie kaum eine andere Band, dieses wird so genauso von den Fans der Band gelebt. Allerdings spricht das neue Album „Turborider“ da eine andere Sprache. Auch die Finnen um Olli Herman entwickeln sich weiter. So scheint es, als würden sie neben dem althergebrachten 80er-Rock nun mehr auf Synthie-Klänge setzen. Neon und 80er Jahre sind allerdings immer noch ein Thema. Als Anheizer für die Tour haben RECKLESS LOVE die SUPERNOVA PLASMAJETS im Gepäck. Sie schlagen musikalisch in die selbe Kerbe, wie die Finnen, kommen aber aus Mannheim. Glam Hardrock der allerfeinsten Sorte. Das Konzert in Hamburg war eines von nur sechs Konzerten in Deutschland.
Dieser Abend begann für die Wartenden um 20 Uhr ganz gelassen mit dem Einlass. Es war alles sehr entspannt, die Stimmung gelöst und man merkte, dass sich die Fans auf das mehrfach verschobene Konzert freuten. Bevor aber RECKLESS LOVE die Bühne entern sollten, kamen die SUPERNOVA PLASMAJETS. Der Name der Rocker rund um Jennifer Crush ist schon besonders und bleibt im Kopf, ebenso wie die Musik selbst. Female fronted Rock & Metal ist leider immer noch eher selten zu finden. Hier hat man eine dieser, leider seltenen, Ausnahmen. Die Bühne des Headcrash ist eher etwas kleiner geschnitten und so wurde es dort auch sehr eng, denn auf der Bühne stand das Equipment beider Bands parat. Die Energie und Freude am Spielen der SUPERNOVA PLASMAJETS war trotz allem vom ersten Ton an zu spüren. Es ist eine absolute Ehre, für eine Band wie RECKLESS LOVE zu eröffnen und das Publikum anzuheizen. So begann das Set gegen 20:20 Uhr unverhofft früh, aber dennoch kraftvoll. So langsam füllte sich der Saal und die Energie ging von Song zu Song mehr auf das Publikum über. Man merkte, die Band ist stolz auf diesen Eröffnungsslot bei den Finnen. Sind es doch musikalisch auch echte Vorbilder, denn im Glam kommt man nun mal an den Finnen nicht vorbei. Auch die SUPERNOVA PLASMAJETS leben ihre Musik bis ins Mark. Bunt, schrill und immer volle Power auf der Bühne. Insgesamt ließen die PLASMAJETS neun Songs auf die Zuhörer los. Zwischendurch erzählte Jennifer immer wieder, dass sie stolz sind, diesen deutschen Teil der Tour von RECKLESS LOVE als Opener begleiten zu dürfen. Zum Spielen nutzte die Band nicht nur die Bühne. Bassist und Gitarrist fanden sich das ein oder andere Mal im Publikum oder auf dem Tresen wieder, dieses trug sehr zur Belustigung des Publikums bei und zeigte, dass die fünf Bandmitglieder alle mit vollem Körpereinsatz zur Sache gehen. Zum vorletzten Song durften ein paar Fans dann die Bühne mit der Band teilen, dieses macht die SUPERNOVA PLASMAJETS noch sympathischer und nahbarer. Fazit: Sie machen Spaß und sind definitiv empfehlenswert. Hier ist die Setlist SUPERNOVA PLASMAJETS:
- Take Me To The Underground
- Lonly Hearts In The Night
- Beggin
- Now Or Never
- Break Me Down
- Fade Away
- Tell It To My Heart
- Leave Forever
- Nothing Gonna Stop Me
Fotos: Nola
Während des Umbaus wurde nun allen klar, gleich kommt der Moment, an dem wir alle die Songs des Albums “Turborider” das erste Mal live auf der Bühne sehen werden. Hier und da wurde noch mal kurz in den Spiegel geschaut, das Leo-Outfit neu gerichtet und die Leggins auf passenden Sitz geprüft. Nicht zu vergessen die Haare, die mit Tonnen von Haarspray aufgehübscht wurden. Sie müssen auf richtigen Sitz geprüft werden und der Lidstrich könnte noch mal nachgezogen werden. Ist alles an Ort und Stelle, kann die erste Reihe gestürmt werden. So, alle Klischees sind bedient, der Saal strotzte vor Energie und alle fühlten sich wohl in der Erwartung, Olli Herman und seine Jungs zu sehen. Es ging los, die ersten Töne erklangen und die Fans freuten sich. „Turborider“ prasselte auf die wartende Menge ein. Wie immer durchgestylt bis in die Haarspitzen kamen RECKLESS LOVE locker auf die Bühne geschlendert. Da waren sie, mit ihren hellen Anzügen angelehnt an Miami Vice. Aus den coolen Glamrockern sind noch coolere Typen in Anzügen geworden, die aber nicht minder rocken als früher. Es wurde den Abend über eine gute Mischung aus alten und neuen Song geboten. Alle waren gespannt auf die Umsetzung des neuen Albums, inklusive der Band selbst, denn wie kann man Synthie-Sound mit Gitarren und Drums gut umsetzen? Es hat wunderbar funktioniert, gewisse Sounds kamen vom Band. Man darf keine Scheu haben, neue Wege zu gehen und auch mal solche Dinge zuzulassen, denn RECKLESS LOVE sind trotz allem noch eine Rockband, und das haben sie sehr eindrucksvoll bewiesen. Zwischen den Songs kam Olli Herman immer wieder kurz zur Ruhe, um die eine oder andere Ansage zu machen. So erzählte er, dass er in diesen verdammten vergangenen zwei Jahren durchaus mal das Gefühl gehabt hatte, nie wieder mit RECKLESS LOVE auf der Bühne zu stehen, doch wir alle wissen jetzt: es stimmt nicht und das ist auch gut so, denn es würde auf jeden Fall etwas Schillerndes in dieser Welt fehlen. Vor „Edge Of Our Dreams“ nahm sich Olli Zeit, noch mal allen vor der Bühne Stehenden zu danken, dass sie der Band so sehr die Treue gehalten haben und die Tickets zur Tour, die ja mittlerweile mehr als einmal auf Grund der Gegebenheiten verschoben worden war, nicht verkauft haben. Es war eine sehr persönliche Atmosphäre, die Olli damit geschaffen hat. Danach wurde dann kräftig weiter gerockt. Mit „On The Radio“ kam es zum letzten Song des Sets. Der wurde mit einem kleinen Sing-along eingeführt, bei dem es trotz des leider nicht ausverkauftem Headcrashs doch sehr laut wurde. Anscheinend hat das Bewusstsein für das bald endende Konzert noch einmal die Stimmen des Publikums beflügelt. Natürlich kamen nach dem Song die Rufe nach der Zugabe, diese wurde auch gespielt und RECKLESS LOVE haben es sich nicht nehmen lassen, noch mal so richtig einen rauszuhauen. Mit „Animal Attraction“ „Night On Fire“ und „Hot“ war es definitiv hot, anders kann man es einfach nicht sagen. Und wieder ging es danach summend mit Ohrwurm ins Bett.
Fazit: Ich habe selten jemanden so elegant schwitzen sehen, wie Olli Herman und man kann mit einer Rockband Synthie-Sounds auf die Bühne bringen. Die Antwort auf die Frage “Whatever happened to the 80s?” lautet definitiv: “RECKLESS LOVE in 2022!”
Setlist RECKLESS LOVE
- Turborider
- Outrun
- Monster
- Back To Paradise
- Kids Of The Arcade
- Like A Cobra
- Edge Of Our Dreams
- Eyes Of A Maniac
- Prodigal Sons
- Badass
- On The Radio
Zugabe:
- Animal Attraction
- Night On Fire
- Hot