Synthpop Abend in der Subkultur mit SEA OF SIN, BEYOND BORDER und TORUL

Das Ende der Festival-Saison ist zugleich der Beginn der Club-Season. So ist es zwar nicht das erste Konzert in der Subkultur Hannover, jedoch für die Redaktion das erste in dem Club seit der Pandemie. Heute stehen TORUL, BEYOND BORDER und SEA OF SIN auf dem Plan. Die Zeit ist nicht spurlos am Club vorbei gegangen, hat aber Zeit für einen Umbau geschaffen. Die bisher einfachen Kleiderhaken weichen einer Garderobe mit Personal, die Lichttechnik ist deutlich mehr und die ganze Bühne ist ein gutes Stück höher und nun auch aus der letzten Ecke immer noch gut zu sehen. Beste Voraussetzungen also für das heutige und auch kommende Konzerte.

Wäre heute nicht das Strangriede Fest, welches eine Bühne direkt vor der Tür hat. Dort fangen um 20:30 Uhr die NITROGODS an, im gleichen Moment wie SEA OF SIN. Wer nun vor dem Club steht, hört einen lustigen Mix beider Bands, innen sind jedoch nur letztere zu hören. Die Band hat sich schon in den 90er Jahren gegründet, jedoch bis 2018 eine 19 Jahre lange Pause eingelegt. Nun stehen sie zurück auf der Bühne und es ist so, als wären sie nie fort gewesen. “Hallo, wir sind SEA OF SIN, für die, die’s noch nicht wussten”, sagt uns Sänger Frank Zwicker zu Beginn des langen Sets. Ein Blick ins Publikum zeigt viele Fans, die sich leicht rhythmisch zur doch eher ruhigen Musik bewegen oder sich den ersten Getränken hingeben. Dabei wird es immer voller, während die Musiker sich freuen, nach Corona endlich wieder live spielen zu dürfen.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Anschließend stehen die Lokalmatadoren von BEYOND BORDER im neuen Dreiergespann auf der Bühne. In den letzten Jahren haben wir (besonders der aktuelle Redakteur) oft über die Band berichtet. Daher lassen wir heute einen Fan der ersten Stunde der Band zu Wort kommen, Kai Niemetz:

Um Punkt 21.45 Uhr betraten dann BEYOND BORDER die Bühne der SubKultur, die sie mittlerweile fast schon besser kennen dürften als das eigene Studio, haben sie doch bereits mehrfach in dem Club mitten in der hannoverschen Innenstadt spielen dürfen. Für eine Band aus Niedersachsen ist so ein Heimspiel aber eben auch nicht ungewöhnlich, zumal es ja durchaus auch eine Bestätigung ist, wenn man immer wieder an den Ort des ersten Live-Gigs im Jahr 2018 (Support für ROTERSAND) eingeladen wird.

Was zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand ahnte, war, dass dieser Abend für das Trio durchaus denkwürdig werden und sich zu einer ElectroPop-Improvisations-Show entwickeln sollte. Insbesondere Micha wird wahrscheinlich beim Zurückdenken an diesen Gig  zukünftig immer wieder Schweißperlen auf der Stirn haben…  Aber alles sollte gut werden,  auch an diesem Abend.

Zunächst lief für Micha, Kai und Iggi alles nach Plan. Die ersten beiden Songs „What Makes The World Go Round“ und „You“ wurden von den anwesenden Fans des Trios begeistert gefeiert.  Und wer die Shows von BEYOND BORDER  kennt, weiß, dass die Band immer für Überraschungen gut ist. So gab es an diesem Abend zum allerersten Mal  einen begleitenden Background-Gesang von  Micha und Kai und auch zwei Songs, die bislang noch nie live gespielt wurden, feierten ihr Stage-Debüt.  „Live in a Purge“, für mich einer der heimlichen Favoriten vom Album „Awakening“, der mit jedem Hör-Durchlauf stärker wird, kam zum ersten Live- Einsatz und auch „Number 23“ stand erstmalig in der Setlist der drei…. und dies sogar in der treibenden Club-Version. Doch leider verabschiedete sich genau bei diesem Song die Soundkarte von Michas Keyboard… und es folgte zunächst ein Moment der überraschten und überraschenden Stille, bevor Micha und die Haustechnik fieberhaft versuchten, die Technik wieder zum Laufen zu bringen. Wie gut, wenn man in solchen Momenten einen Sänger hat, der nicht nur gedankenschnell improvisieren, sondern eben auch live richtig genial singen kann…. Und so gab Iggi während der ungewollten Unterbrechung eine a capella-Einlage und zwar „Only When I Lose Myself“ von DEPECHE MODE. Damit bescherte er den Fans einen ungeplanten, aber umso eindringlicheren Gänsehautmoment… einfach toll.

Im Anschluss daran stand auch die Technik wieder, zumindest so notdürftig, dass der Gig weitergehen konnte, wenn auch die ursprüngliche Setlist über den Haufen geworfen werden musste.

Auch war die Musik durch die ausgefallene Soundkarte weitaus leiser als sonst, aber Iggis Stimme kam dadurch sogar noch viel besser zur Geltung. Im Sinne der Nerven aller Beteiligter sollte dies dann aber bitte trotzdem eine einmalige Angelegenheit bleiben.

Es gab nun die beiden Cover-Versionen „Your Love“ (MARK’OH) und „The Damned Don’t Cry“ (VISAGE), dazu natürlich „Pry Open“, „Immortal Stars“, die wundervolle Ballade „Where Are You“, „Stand“ (dieses Mal nicht zum Abschluss des Gigs) und „Construction“… auch „Urban Hymn“ fehlt nicht… und ganz am Ende, als eigentlich schon alle Songs, die das Keyboard noch hergab, gespielt waren, die Fans aber vehement nach einer Zugabe verlangten, holte Micha mit „Neurotic“ einen ganz alten Song aus den Tiefen des BEYOND BORDER-Universums… auch dieser funktionierte bestens und so waren am Ende und mehr als einer Stunde Spielzeit nicht nur die drei auf sondern auch die Fans vor der Bühne glücklich und zufrieden mit diesem ungewöhnlichen BEYOND BORDER-Gig.

Fazit: BEYOND BORDER sind jetzt eine „richtige“ Live-Band, denn wer so souverän und gekonnt die Tücken der Technik hinnimmt und darüber hinweg spielt, hat tatsächlich das Zeug für größere Aufgaben. Es ist an der Zeit…

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Fotos: Cynthia Theisinger

Zu TORUL übernimmt unser Redakteur wieder das Wort. “Good evening Subkultur”, begrüßt uns Sänger Maj Valerij, wobei besonders der slowenische Akzent in “Subkultur” zu hören ist. Es ist für sie ein besonderer Abend, erzählt er. Es ist für sie das erste Konzert in der Subkultur und ist für ihn mit einigen Strapazen verbunden gewesen. Vor ein paar Tagen war er ohne Stimme, “singer’s worst nightmare”, wie er selbst sagt. Seine Bandmitglieder haben ihn dann gefragt, ob es überhaupt möglich ist, den heutigen Abend so zu feiern, aber eine Absage stand nicht im Raum. So stand in den letzten Tagen die Stimme schonen an erster Stelle, auch wenn dies zu der einen oder anderen komischen Situation führte. Die drei Musiker sind zusammen mit dem Auto aus Slowenien angereist. Eine lange Fahrt, bei der Maj kein Wort gesagt hat. “Es war sehr merkwürdig, mit langen Freunden so lange zu fahren und nichts zu sagen”, sagt er uns in Englisch, hält dabei aber seine Worte kurz und das den ganzen Abend. Das was geht, möchte er lieber in die Songs investieren, wobei man heute Abend nicht spürt, dass etwas mit seiner Stimme nicht passen sollte.

So spielt die Band einen Song nach dem anderen, während das Publikum immer mehr zu tanzen beginnt. Dies gilt auch für Keyboarder Torul Torulsson, der gefühlt jeden Moment, den er zur Verfügung hat, nutzt, um selbst zu tanzen, oder sich generell zu bewegen, auch wenn seine Position etwas eingebaut in der vorderen Ecke der Bühne ist. “We usually don’t do covers but this is just to appropriate”, sagt uns Maj, bevor sie “Mad World” von GARY JULES in ihrer ganz eigenen Version spielen. So vergeht der Abend schneller als man denkt und nachdem TORUL erst vor gefühlten 10 Minuten auf die Bühne gekommen sind, verabschieden sie sich schon wieder. Wir sollen jedoch nicht weglaufen, Maj möchte uns nach der Show Autogramme geben, “egal wo!”, betont er dabei besonders. Wenige Songs später sollte es dann auch schon wirklich vorbei sein. Sie bedanken sich erneut “It was a special night”, bevor sie sich gemeinsam verbeugen und ohne Zugabe von der Bühne gehen. Zu diesem Zeitpunkt ist es jedoch schon 0:30 Uhr. An das Ende des Abends ist bei vielen jedoch noch nicht zu denken. So geht die Feier in die nächste Runde, als kurze Zeit später DJ Toni M. zur Aftershowparty ruft.

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Fotos: Cynthia Theisinger
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