DIORAMA & ZOODRAKE – Circus Probst Gelsenkirchen
Der “Konzertsommer im Revier” im Circus Probst Gelsenkirchen ist mittlerweile längst als “Marke” etabliert und auch aus anderen Ländern kommen bereits Anfragen von Bands, wann man denn auch an diesem legendären Ort auftreten dürfe.
Im letzten Jahr war es DIORAMA aufgrund der pandemischen Situation leider noch verwehrt gewesen, sich ebenfalls ins Gästebuch dieser Konzertreihe einzutragen und noch in diesem Sommer gab es Zweifel, ob das damals bereits geplante Konzert würde stattfinden können.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz war es gestern endlich soweit. Die sympathische Truppe um Torben Wendt und Felix Marc machte den Sack zu und setzte ein fettes Ausrufezeichen in der Manege.
Doch zunächst hatten ZOODRAKE um Sänger Hilton Theissen ihren großen Auftritt. Der Autor dieser Zeilen war, was diese Band angeht, noch völlig unbeleckt, auch wenn sein soziales Umfeld zu nicht unerheblichen Teilen aus ZOODRAKE-Fans besteht 😉
Wieso das so ist, wurde ziemlich schnell klar: Hilton und sein Keyboarder schafften es, eine unglaubliche Energie zu entfesseln und mit derartig großer Leidenschaft zu performen, dass man dieser Band einfach sein Herz schenken musste. Die Musik ist sehr vielfältig und zudem eingängig, mal sanft, mal schnell, mal elektrolastig und mal mit schön treibenden Riffs aus Hiltons Gitarre. Hier stimmt also einfach das Komplettpaket. Ein paar Premieren gab es auch, schließlich steht die Veröffentlichung des neuen Albums namens “Seven” kurz bevor. Die aktuelle Single “Nothing’s Wrong” wurde genauso zum Besten gegeben, wie “Success Of The Snake” und ältere Stücke.
Wer ZOODRAKE noch nicht kennt, sollte unbedingt reinhören.
Fotos: Cynthia Theisinger
DIORAMA sind wahrlich keine Newcomer mehr, sondern begeistern uns seit 25 Jahren. Und trotzdem ist jeder Gig ein Erlebnis. Und auch wenn wir alle routinierte Konzertgänger sind, so hallen DIORAMA-Gigs doch viel länger nach als andere Konzerte. DIORAMA-Songs drehen die Seele einmal auf links und schütten die Fusseln raus. Aber dafür muss auch die Live-Soundqualität stimmen und das war nicht immer so. Gerade auf Festivals, wo man es als Band oft nicht selbst in der Hand hat und zudem noch mittags um 2 auf eine Open Air-Stage verfrachtet wird, kann eine solch künstlerisch verkopfte Darbietung wie sie DIORAMA zu eigen ist, schon einmal deutlich leiden. Nicht so im Zirkus am Wochenende! Das war einfach nur brachial, es war bombastisch, es war ein Springbrunnen der Melancholie und zugleich ein Freudenfeuer der geschmackvollen Elektro-Musik. Der Funke dazu war ja bei ZOODRAKE bereits übergesprungen und die Leute waren gut aufgewärmt, als nach einem spannungsvollen Intro die vier Künstler die Manege stürmten.
Ab da wurde praktisch durchgetanzt. Und auch hier gab es Neues auf die Ohren. “Tiny Missing Fragments” erblickte mitten in der Pandemie im letzten Jahr das eher trübe Licht der Welt und seitdem gab es praktisch keine Gelegenheit, die Livetauglichkeit der neuen Stücke zu beweisen. Neben geliebten Klassikern wie “Exit The Grey” oder “Child of Entertainment” bekamen wir also auch brandneues Material praktisch intravenös in die Beinmuskeln gepumpt und das gleich zu Beginn: “Avatars” eröffnet nicht nur das neue Album, sondern war auch der Opener dieses famosen Abends.
Auch sechs weitere “Fragments” diffundierten im Laufe des Klangfeuerwerks durch das Zelt und lösten einen Flächenbrand der Begeisterung im Publikum aus. Ein Song wie “Gasoline”, durch und durch angefüllt mit DIORAMA-DNA, hat das Zeug zur nächsten Hymne. Natürlich ist das Album schon seit mehreren Monaten Gast auf den Plattentellern der Republik, aber live ist immer noch einmal ein ganz anderes Erlebnis, daher war es neu und vertraut zugleich.
In Sachen Interaktion untereinander und mit dem Publikum stand DIOARAMA ZOODRAKE übrigens in nichts nach und man merkte deutlich an den Blicken und Gesten, dass nicht nur die Zuhörer jede Sekunde genossen haben und diesen Energieaustausch schmerzlich vermisst habe, sondern auch die Künstler.
Nach dem berühmten “Synthesize Me”, das heute noch genauso zündet wie vor vierzehn Jahren, beendete “The Minimum” einen fulminanten Gig, bei dem einfach alles gestimmt hat und der in die Geschichte eingehen wird als schwarzbunter Silberstreif, der Menschen da berührt hat, wo kein Virus jemals hinkommen wird: Tief in der Seele.