Kein Hupen, dafür umso mehr Jubel – VERSENGOLD in der Autokultur Hannover

Auch wenn die ersten Konzerte langsam wieder stattfinden dürfen, sind Autokonzerte aktuell noch immer der beste Weg, seine Musik wieder vor einem Publikum spielen zu können. Nun wagen auch VERSENGOLD dieses Experiment und gehen auf eine kleine Autokonzert-Tour. Vier Termine stehen auf dem Plan. Das Erste davon in der Mutter der Städte der Autokonzerte: Hannover.

Als die Eingangsmusik in den Radios der Anwesenden verstummt, beginnt das Hupkonzert. Dies wird nochmal lauer, als VERSENGOLD schließlich auf die Bühne kommt. Mit den Worten “Hallo Hannover” begrüßt uns Sänger Malte Hoyer, bevor es mit “Durch den Sturm” direkt losgeht. Als wäre es das natürlichste auf der Welt, vor einem Parkplatz zu spielen, fängt die Band sofort das Posen an. Gut, es ist kein normaler Parkplatz. Die Fans sind sofort Feuer und Flamme, sodass kein Arm im Auto bleibt und viel geklatscht wird. Wer dabei ein Schiebedach hat, hat deutlich gewonnen. “Hier stehen nur Autos, aber wir können euch sehen und hören, das ist schon einzigartig” sagt uns Malte. Dennoch bittet er uns, auf das Krankenhaus nebenan Rücksicht zu nehmen und das Hupen zu lassen, dafür alles andere zu tun. “Ihr könnt einfach schreien, schreit mal” erzählt er weiter, worauf man fast denken könnte, auf einem normalen Konzert zu sein. Tatsächlich wird von hier an das Hupen komplett gelassen. Damit ist es von außen gesehen wohl eines der “ruhigsten” Konzerte überhaupt. Immerhin kommt die Musik nur aus dem eigenen Radio und von nirgendwo anders. Lediglich das Schlagzeug ist gut hörbar, auch ohne jede Verstärkung.

Nach “Niemals sang- und klanglos” gibt es die eigene Corona-Hymne “Schöne Grüße von Zuhause”, die laut Malte wohl nicht zu oft live gespielt werden wird, da sie zu sehr auf die aktuelle Zeit abgestimmt ist. Damit haben wir bereits das erste Highlight, was die Songauswahl betrifft. Neben den Songs gibt Malte immer wieder Anekdoten zum Besten. „Das war so komisch als wir unser Online-Konzert hatten, weil da keiner gejubelt hat. Deswegen haben wir dann unsere Crew gefragt, die das dann halbherzig gemacht hat, war aber ganz gut, denn so wusste man, wie lange man Pause machen sollte zwischen den Songs“ erzählt er uns unter anderem. Dann steht auch schon das nächste Highlight auf dem Plan: Ein Song, der während des letzten Albums “Nordlicht” entstand, es jedoch nicht auf dieses geschafft hat und auf der kommenden Special Edition enthalten sein wird. Der Song “Lichterloh” feiert damit seine Premiere, zu welchem auch direkt ein Musikvideo gedreht wird. Das wohl sonderbarste Musikvideo in der Bandgeschichte.

„Normalerweise springen wir zu dem Song, aber vielleicht schunkelt ihr einfach mit den Autos wenn wir springen“, sagt uns Malte vor dem Song “Bevor die Götter sich betranken”. Gesagt getan – und das erstaunlich gut. Malte es ist irgendwann auf der Bühne jedoch auch zu langweilig, sodass er sich zwischen die Autos begibt und guckt, was die Fans so treiben. Dabei sieht man ihn immer wieder lächeln über seine Fans, die ihre Autos geschmückt haben und mit Tüchern, Warnwesten, oder auch Regenschirmen aus dem Fenster wedeln. Ein weiteres Highlight ist der Song “Meer aus Tränen”, welcher erst zum zweiten Mal überhaupt seinen Weg auf die Bühne findet. “An dieser Stelle würden wir euch zum Trinken animieren, aber ihr seid ja im Auto… Aber die Beifahrer und die Rückbänke können ja mitmachen” hallt es aus den Lautsprechern, als “Hoch die Krüge” angespielt wird. Anschließend wird es mit “Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen” wieder etwas ernster. “Ein Song ist uns immer wieder wichtig und genau das, wofür wir stehen” sagt uns Malte dazu.

Bei “Thekenmädchen” werden wir zum mitsingen aufgefordert, was für die Band jedoch eine ungewöhnliche Situation bedeutet. Durch die kleine Verzögerung, die durch das Senden auf die Radios entsteht, fangen außerhalb des eigentlichen Rhythmusses an zu spielen. Die Band findet dies zwar komisch, aber auch zugleich sehr lustig. Anschließend stehen kurz die Autos im Vordergrund. In den ersten Reihen steht ein Cabrio mit Verdeck, welches von VERSENGOLD entdeckt wird. “Lass mal die Hüllen fallen, oben ohne” ist die anschließende Ansprache, woraufhin dieser das Verdeck senkt. Danach begeben sich Violinist Florian Janoske und Gitarrist Daniel Gregory auf einen Bauwagen, fahren durch die Menge und spielen dabei ein kleines Solo. Anschließend kommt die ganze Band dazu und singt ein Lied im Chor, während sie vor der Bühne parken. Sonst tut die Band dies an einer Theke auf der Bühne, aber andere Zeiten benötigen andere Maßnahmen. Zurück auf der Bühne gibt es bei “Butter bei die Fische” einen Special Guest. Kein andere als PURPLE OTTEN, das alter Ego von Bassist Eike Otten.

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Fotos: Torben Möller

Als letzten Song nach fast zwei Stunden Spielzeit gibt es den Song “Haut mir kein’ Stein”, welchen Malte als seiner Meinung nach schönsten Song von allen beschreibt. Vorher bedankt er sich jedoch nochmal ausführlich: „Das ist eigentlich das Ende jetzt, wir sind euch unendlich dankbar, dass ihr da seid. Wir wissen, dass die Karten nicht günstig sind, aber es ist anders gerade nicht möglich. Wir haben sonst keine Einnahmen, außer über die Konzerte grade und das online“ – „wir machen die Musik ja nicht, um reich zu werden, sondern um Musik zu machen und das ist grade schwer“ – „wir sollten alle darüber nachdenken, was uns für Songs entgehen von Künstlern, die gerade im Stich gelassen werden, die wir nie hören werden“ gibt er uns als Denkanstoß mit auf den Weg und spricht damit nochmal die aktuelle Situation für viele Künstler an, die aktuell ohne jede Einnahmen dastehen und keinerlei Unterstützung bekommen. Zum Abschluss gibt es noch einen A-Capella-Abgesang, bevor wir in den noch recht jungen Restabend entlassen werden.

 

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