Starke Hip-Hop-Vibes: ANTILOPEN GANG mit AMEWU auf “Abbruch Abbruch”-Tour in Hannover
Die selbsternannten Linksextremen der Liebe sind wieder auf Tournee durch die Hallen der Republik. Im Capitol Hannover feiert die ANTILOPEN GANG unterstützt von Rapper AMEWU mit 1000 Fans.
AMEWU: Meister des Double Time Rap
Den Abend eröffnet der von Danger Dan persönlich als “der Porsche des Rap” angekündigte Künstler Amewu. Der Solokünstler aus Berlin-Charlottenburg gilt bereits seit den Alben “Entwicklungshilfe” und “Leidkultur” als einer der talentiertesten Live-MCs Deutschlands. “Ihr könnt Lärm machen, aber mehr so, als ob ihr euch ein Messer aus dem Bein zieht. Davon handelt nämlich der erste Song“, richtet der Rapper das Wort an die Hannoveraner. In den ersten Reihen wird schon vereinzelt mit dem Kopf genickt. Beim Song “Langsamer” beweist das Publikum seine Textsicherheit und singt die Hook laut mit: “Sie sagen: langsamer, einfacher, nicht so kompliziert.”
Das Bühnenkonzept des Berliner Rappers kann nur als minimalistisch bezeichnet werden: Eine DJane sorgt im Hintergrund für die passenden Beats, ansonsten gibt es nur Amewu und sein Mikrophon. Beim Song “Training Day” fordert er erst das Publikum zur sportlichen Betätigung auf und beweist dann selber Ausdauer: Während der Hook absolviert er tatsächlich 32 recht sauber ausgeführte Liegestützen auf der Bühne. Dass die Hannoveraner es ihm nicht gleichtun, kann nur am Platzmangel im Capitol liegen. Selbst bei melancholischen Songs wie “Universelle” schafft es der von ihm perfektionierte Doubletime Rap die Menge in Bewegung zu versetzen. Dabei bringt Amewu 24 statt der üblichen 16 Silben pro Takt unter. In den kurzen Atempausen, die er sich zwischen den Tracks gönnt, jubelt ihm das Publikum zu. “Das war das letzte Mal, dass ihr mich verstanden habt. Ab jetzt gibt es nur noch Doubletime Rap”, kündigt der Live-MC an und wird dafür von der Menge bejubelt.
Fotos: Lars Lorbeer
ANTILOPEN GANG: “Deutsch-Rap muss sterben”
Über die Jahre hat sich Queens “We are the Champions” als bescheidene Einlaufmusik der Antilopen Gang fundiert – so auch am heutigen Abend. Mit 2013, das die Geschichte der berühmtberüchtigten Band erzählt, wird der Abend eröffnet. “Deutsch-Rap muss sterben, damit wir leben können “ skandiert das Publikum im von Slime abgeleiteten Refrain von “Outlaws”. Von “Wein zu Wasser” über “Abwasser” und “Der goldene Presslufthammer” präsentiert die Hip-Hop-Formation eine gut durchdachte Setlist, bei der sich alte Hits und neue Stücke abwechseln. Letzterer wird dank Schlagzeug-Unterstützung und einer Prise Punk zum ersten Moshpit-Kandidaten des Abends. Die nächste Punkattitüde verschafft der Song „Stück Dreck“, bei dem das Publikum sich nicht lange lumpen lässt und euphorisch mitsingt.
Liebe und Trennung liegen nah beieinander
“Ihr seid hier auf einem traditionellen Rockkonzert. Es ist unsere Pflicht, euch eine emotionale Bandbreite zu liefern”, verkündet der wie üblich mit Hosenträgern ausgestattete Danger Dan. Für das folgende “Keine Party” zücken die Hannoveraner ihre Feuerzeuge und Handytaschenlampen. “Die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft, wird nicht mehr kommen”, kündigt Koljah den Song “Wünsch dir nix” vom aktuellen Album an. “Und hört auf, diese scheiß Glückskekse zu fressen.” Auch das in den Sozialen Medien heftig diskutierte „Lied gegen Kiffer“ wird angesichts der etwas unkoordinierten Performance als das begriffen, was es ist: eine Parodie. Beim Hit “Patientenkollektiv” gibt es schließlich den ersten Crowdsurfer des Abends zu sehen. Trennungen, so heißt es vor dem aktuellen Stück “Trenn dich”, sind ein “feministisch erkämpftes Gut”. Weil nach einer Trennung bekanntlich eine neue Liebe folgt, ergänzt “Verliebt” den emotionalen Zyklus.
Den Fans gefällt, was sie hören – besonders als es dann mit “Pizza” in die nahtlose Zugabe geht. Vor dem “wirklich letzten Lied” des Abends soll das Publikum auf dem Boden des Saals Platz nehmen, bevor sich die gespannte Stimmung zu “Anti Alles Aktion” in einem letzten gewaltigen Moshpit entlädt. Doch es wäre keine echte Antilopen-Show, wenn sich Danger Dan nicht unters Volk mischen würde. So performt er die letzte Minute auf den Händen des Publikums stehend und beweist damit: Die Rapper sind immer noch Stars zum Anfassen.
Fotos: Lars Lorbeer
Setlist:
- 2013
- Der Ruf ist ruiniert
- DIE KYNGZ SIND BACK!!!
- Outlaws
- Wein zu Wasser
- Abwasser
- Der goldene Presslufthammer
- Stück Dreck
- Keine Party
- Wünsch dir nix
- Wie wir leben
- Lied gegen Kiffer
- Patientenkollektiv
- Beate Zschäpe hört U2
- Baggersee
- Enkeltrick
- Smauldo
- Roboter
- Trenn dich
- Verliebt
Zugabe:
- Pizza
- Fick die Uni
- Anti Alles Aktion
weitere Tourdaten:
28.02.20 – Hamburg, Große Freiheit 36
29.02.20 – Berlin, Columbiahalle
06.03.20 – Karlsruhe, Substage
07.03.20 – Wiesbaden, Schlachthof
11.03.20 – Oberhausen, Kulttempel
14.03.20 – Köln, E-Werk