MPS Telgte 2019 – Ein letztes mal Mittelalter auf der Planwiese

Samstag

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns vom MPS 2019 in Telgte.
Auf der einen Seite war es mal wieder super genial, auf der anderen allerdings war es leider zum letzten Mal genial, denn das MPS wird es hier so in dieser Form wohl leider nicht mehr geben.
Ähnlich zwiegespalten schien das Wetter am Samstag zu sein und wechselte zwischen Sonne und einigen flauschigen Wolken hin und her, die sich aber Gott sei Dank zum größten Teil nicht über dem Gelände abregneten.

Man muss sagen, dass die Tickets an der Abendkasse mit 40 Euro etwas teuer anmuten. Speziell eingedenk der Tatsache, dass es an den Fressbuden und Theken dann auch nicht deutlich günstiger wird. Wer das MPS jedoch kennt und die gelungene musikalische Mischung aus Folk-, Piraten- und Mittelaltermucke zu schätzen weiß, der weiß auch, dass die Kosten sich durchaus lohnen, zumal man die Karten mit einer deutlichen Vergünstigung auch vorbestellen kann.

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Bilder: Andreas Theisinger

Wie üblich waren neben der hohen Anzahl normal gekleideter Besucher auch viele Menschen in Gewandung unterwegs und boten somit einen deutlichen Mehrwert für das Auge. Dabei wurde natürlich oft mehr auf Fantasie und weniger auf akkurate mittelalterliche Darstellung geachtet. Ich persönlich bin aber ein großer Freund von Einhörnern, leuchtenden Blütenfeen und der ein oder anderen etwas nachlässig gerüsteten Schildmaid, (wobei das Wetter allerdings auch die holde Männlichkeit vielfach dazu einlud, sich im Lendenschurz oder Schottenrock zu präsentieren… Ich will ja im Namen politischer Korrektheit hier nicht nur über modische Fraue-Klischees sprechen ;-)).

Daneben waren die MPS-typischen Charaktere und Schausteller natürlich wie üblich sehr präsent und immer publikumsnah unterwegs. 
Die offiziellen Glücksbringer und Hunde Rainy, Stormy, Sunny und Cloudy hat man eigentlich immer mal wieder in der Menge auftauchen sehen. 
Dann wieder sah man Walking-Acts wie den „Hässlichen Hans“, der an diesem Sonntag wohl auch Geburtstag hatte, oder die Schaustellertruppe der „Feuervögel“ ständig irgendwo in der Menge auftauchen und sympathisch mit den Besuchern interagieren. 

Obwohl man den Eindruck hätte haben können, dass der Tag pickepacke voll gestaffelt mit zu vielen tollen Aktionen ist, muss man beim MPS eigentlich nie Sorge haben wirklich etwas zu verpassen, denn die meisten Aktionen und Bands sind gleich täglich zu sehen.

Gleich mehrfach spielten die bekannteren Bands des Genres vor passender Kulisse auf.
An der Besetzung hat sich dabei seit Jahren ja eigentlich nicht viel geändert, sodass man das altbewährte Rezept ohne extreme Überraschungsmomente eigentlich auf jeden MPS geboten bekommt. Persönlich finde ich das manchmal etwas schade, aber wie heißt es so schön: Ändere nie ein rennendes System! (… Oder halt so ähnlich. :-P) 

Erwähnen kann ich hier für den Samstag die Auftritte der Bands:

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Bilder: Andreas Theisinger

CULTUS FEROX, die unplugged wie üblich VOR der Bühne und nicht auf ihr gespielt haben, was ich sehr sympathisch finde, obwohl ich zu weit vorne auch ein bisschen Angst hatte spontan von einem Dudelsack erschlagen zu werden. – Und das konnte man am Samstag gleich fünf Mal in Bestform erleben. 

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Bilder: Andreas Theisinger

VERSENGOLD spielte ebenfalls zwei Mal und obwohl ich den Auftritten dieser Band echt gerne beiwohne, haben wir sie verpasst. Mir wurde allerdings zugetragen, dass die Stimmung vor der Bühne bei ihrem Auftritt um 18:30 Uhr wohl bombastisch gewesen sein muss, es viel Tanz und sogar eine Polonaise gegeben hat.

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Bilder: Andreas Theisinger

Als Besonderheit habe ich „D’ARTAGNAN“ empfunden, die mir bisher neu waren und die mit einem Ohrwurm-erzeugenden Folk-Rock in deutscher Sprache eine wahnsinnig gute Show gegeben haben. Zu meinem Verdruss bekam ich nur die letzten drei Lieder ihres Gigs mit und da sie als eine der wenigen Bands nur ein einziges Mal auf die hölzernen Bretter gingen hatte ich leider auch keine Möglichkeit mehr, sie ein zweites Mal zu hören. Dann definitiv beim nächsten Mal!

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Bilder: Andreas Theisinger

SALTATIO MORTIS ist eine Band, die fast schon untrennbar mit dem MPS verbunden ist und spielte in altbekannter Hochform ihren zweiten Gig leider mal wieder als Kontrastprogramm zu den „Feuervögeln“, die ich unbedingt sehen wollte. Gerade eingedenk der Tatsache, dass ich die Segnung von Bruder Rectus unbedingt mitbekommen wollte, entschieden wir uns dann ihnen nur einen kurzen Besuch abzustatten. Ich war mir sicher, es würde bei der nach den FEUERVÖGELN stattfindenden  LETZTEN SEGNUNG einige Äußerungen zu den Gründen und den Gefühlen der MPS-Veranstalter bezüglich ihres Rückzuges aus Telgte geben. 

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Bilder: Andreas Theisinger

Nach einer wie üblich gelungenen Mischung aus Tanz und Feuertricks, war ich dann überrascht, Bruder Rectus nur für sich selbst sprechen zu hören:

Er betonte, man habe in Telgte viele tolle Menschen getroffen und lieb gewonnen, aber es habe da einige wenige Idioten gegeben, die leider entscheiden durften allen anderen zukünftig den Spaß zu vermiesen. Dies wurde vom Publikum durch lautes Jubeln unterstützt.
Bedauernswert ist diese Entscheidung definitiv und unverständlich für den Außenstehenden obendrein, denn Telgte lädt mit seiner malerischen Altstadt und der Ems wirklich zu solcher Art Veranstaltungen ein. Aber ich möchte lieber die schöne Erinnerung mitnehmen, als mich zu ärgern und bin dann eben im nächsten Jahr in einer anderen Stadt, um meinen Met zu trinken, tolle Musik zu hören und entspannte Menschen kennenzulernen. 

Letzte Instanz:

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Bilder: Andreas Theisinger

Soar Patrol:

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Bilder: Andreas Theisinger

Faun:

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Bilder: Andreas Theisinger

Sonntag

Nach einer mehr oder minder entspannten Nacht, in der ich und meine Begleitung schmerzlich lernten, dass man entweder das Ventil einer selbstaufblasenden Luftmatratze direkt zudrehen sollte, …oder aber sich nicht so sehr dem Metrausch hingeben sollte, dass man die Lösung des Problems im Angesicht eines harten Bodens nicht mehr finden kann, wachten wir auf, zu einem wundervollen und absolut sonnigen Sonntag.  Es war warm, nur leicht bewölkt und mit einem herrlichen Wind, der zwischendurch etwas Abkühlung mitbrachte.

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Bilder: Andreas Theisinger

Die Morgenmesse von Bruder Rectus verpassten wir wie üblich ob eines schnell im Dorf besorgten Frühstückes, um dann zu MR HURLEY UND DIE PULVERAFFEN wieder auf dem Platz aufzuschlagen. Ich war extrem überrascht über so viel Volk und Bewegung vor der Bühne. Zu einer so frühen Stunde sieht man so etwas selten, nicht einmal bei ungleich größeren Festivals. Mitgebracht hatten sie neben ihren alten Klassikern auch einige Songs ihres neuen Albums „Leviathan“, die ich frenetisch gefeiert habe. Aber zugegeben macht es einem die humorvolle Piratencrew auch echt leicht die Hüften zu schwingen und gute Laune zu bekommen.

Im Anschluss ging es ein zweites Mal zu CULTUS FEROX, dieses Mal nicht unplugged, die wie am Vortag mehrmals mit ihren sehr dudelsack-lastigen Melodien zum Tanzen und Trinken trieben.

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Bilder: Andreas Theisinger

Danach ging es die übliche Shoppingtour durch die Verkaufsstände weiter zu HEAVYSAURUS, die mir bisher nichts sagten und auf die ich schon aufgrund des Namens sehr neugierig war. Umso befremdlicher war es für mich plötzlich Menschen in Dinosaurier-Kostümen und mit deutschsprachiger Rockmusik vorzufinden. Mittelalter ja, aber so weit in der Vergangenheit? Meine Verwunderung wich allerdings, als die Band speziell die Kinder des Publikums nach vorne bat. In solchen Momenten wird einem dann schnell wieder klar, dass das MPS nicht nur etwas für uns Erwachsene und Metverrückte ist, sondern auch etwas in dem Familien und junge Menschen ganz selbstverständlich mit dabei sein können und sollen.  Ein großes Daumen hoch, also für eine Band für die ich mich ein paar Jahre zu alt fühle, denn die minderjährigen Zuschauer in der vordersten Reihe waren sichtlich gebannt.

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Bilder: Andreas Theisinger

Danach ging es eine Weile im Schnelldurchlauf zu mehreren gleichzeitigen Veranstaltungen. Zunächst zur FECHTKAMPFGRUPPE FICTUM, die einen schönen Showkampf zum Besten gaben. Mir fiel auf, dass der sehr langgezogene Bühnenbereich vielleicht ein bisschen besser hätte ausgenutzt werden können, da vor allem die Zuschauer mittig vorne – wo wir glücklicherweise saßen – einen sehr guten Block hatten, während diejenigen, die rechts und links Platz genommen hatten mit wenigen Ausnahmen recht weit von den Schaustellern entfernt waren. Außerdem ist mir nicht nur in Telgte, sondern generell beim MPS aufgefallen, dass die Schaukampfbühnen neben ihrer eigenen Musik oftmals die Klänge von mindestens zwei Bühnen voll abbekommen, was ein bisschen anstrengend für die Ohren ist und den Shows nicht gerade zuträglich.

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Bilder: Andreas Theisinger

Weiter ging es zu RAPALJE, die meiner Ansicht nach deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten. Es war leider wohl eine etwas ungünstige Uhrzeit, denn anders kann ich mir den doch recht spärlich besuchten Platz vor der Bühne nicht erklären. Celtic Folk ist eigentlich eine Musikrichtung, zu der sich ganz wunderbar tanzen und träumen lässt und dieser Auftritt stellte da keine Ausnahme dar. Ich wäre gerne länger geblieben, allerdings bin ich ein noch größerer Fan von Irish Folk und ließ mich von den COBBLESTONES gern vor ihre Bühne locken. Diese waren der nachmittäglichen Trägheit der MPS-Besucher leider auch ein bisschen zum Opfer gefallen und nicht so gut besucht, wie ich es zuvor schon gesehen hatte. Außerdem hätte ich auch hier mehr Bewegung erwartet. Ich gestehe allerdings, dass auch wir uns nach dem vorigen sehr anstrengenden Tag erst einmal bei einem leckeren Apfelpfannkuchen mit Vanillesauce in den Schatten zurückzogen, um den irischen Klängen weiterhin nur zu lauschen und ganz unverhohlen die vorbeiziehenden und oft kostümierten Menschen anzusehen und zu bestaunen.

Als Abschluss ließ ich mir eine zweite Runde MR HURLEY UND DIE PULVERAFFEN nicht nehmen, die nicht minder gut besucht waren, als bei ihrem ersten Auftritt. Mr. Hurley geht halt immer!

Danach ging es mit einem sehr wehmütigen Gefühl wieder Richtung Heimat und Normalität. Schade, dass es schon vorbei ist und ich freue mich sehr auf das MPS im nächsten Jahr und leider dann in einer anderen Stadt.

 

Text: Julia Mersmann

 

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