{"id":37053,"date":"2022-05-09T21:07:24","date_gmt":"2022-05-09T19:07:24","guid":{"rendered":"https:\/\/sharpshooter-pics.de\/?p=37053"},"modified":"2022-05-10T20:59:55","modified_gmt":"2022-05-10T18:59:55","slug":"ive-still-got-black-sand-in-my-shoes-zauberhaftes-plage-noire-festival-2022-tag-1","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/sharpshooter-pics.de\/2022\/05\/09\/ive-still-got-black-sand-in-my-shoes-zauberhaftes-plage-noire-festival-2022-tag-1\/","title":{"rendered":"“I’ve still got black sand in my shoes…” – Zauberhaftes PLAGE NOIRE-Festival 2022 – Tag 1"},"content":{"rendered":"
“I’ve still got sand in my shoes
\nAnd I can’t shake the thought of you
\nI should get on, forget you
\nBut why would I want to
\nI know we said goodbye
\nAnything else would’ve been confused but I wanna see you again…”<\/p>\n
Die schwelgerischen Worte der Pops\u00e4ngerin DIDO w\u00fcrde wohl erst einmal niemand mit einem alternativen Festival wie dem Plage Noire in Verbindung bringen. Und doch stimmt es. Das mit dem Sand (entweder metaphorisch oder tats\u00e4chlich) und auch das mit der Sehnsucht und dem Zur\u00fcckwollen. Unsere kleine, samtschwarze Seifenblase in Weissenh\u00e4user Strand war wie alle Gebilde aus Seifenwasser fl\u00fcchtig und verg\u00e4nglich. Wir mussten das sch\u00fctzende, warme Fruchtwasser letztendlich Richtung kalte Welt da drau\u00dfen wieder verlassen. Lasst uns trotzdem dem Traum noch ein paar Momente mehr abtrotzen und uns erz\u00e4hlen, was dort im Norden an der K\u00fcste geschah. Plage Noire…<\/p>\n
In normalen Zeiten ist das Fr\u00fchjahr ab April gepr\u00e4gt von Tourneen unserer Bands, die uns das Warten auf die sommerliche Outdoor-Festivalsaison verk\u00fcrzen. Doch was ist schon normal hier und wer ist hier krank? Ist die Pandemie vorbei? Mitnichten! Und doch gab es ein kollektives Aufatmen und eine \u00dcbereinkunft, dem stachligen Mistviech endlich die Z\u00fcgel anzulegen und wieder ein ad\u00e4quates Leben zu gestalten. Zu den pandemiebedingten Kapriolen geh\u00f6rte auch, dass wir nur sieben Monate nach dem Plage Noire 2021 wieder anreisen durften (Die Vorjahresversion war in den Herbst verschoben worden). Wir Sharpshooter, die wir schon lange regelm\u00e4\u00dfig nach Wacken, zum M’era Luna, Hurricane usw. pilgern, war es 2019 bereits klar, dass wir das junge Plage Noire dauerhaft in unsere dunklen Herzen schlie\u00dfen w\u00fcrden. “Luxusfestival”, wie manche spotten? Was ist denn Luxus? Nicht bis zum Hals im Schlamm zu stecken? Ja, dann findet in Wangels-Weissenh\u00e4user Strand tats\u00e4chlich Luxus statt. In der Pandemie wurden andere “Luxuswerte” schmerzlich vermisst: Gemeinschaft, Lebensfreude, geeinte W\u00fcnsche, Tr\u00e4ume und Hoffnungen. Diesem “Luxus” gab FKP Scorpio im hohen Norden ein neues Zuhause. Festival – Das geht auch mit Restaurants, Schwimmbad, Hotelzimmern und Bungalows. Die kurzen Wege zwischen den fantasievoll benannten B\u00fchnen wie z.B. “Le Chapiteau”, “Salle de F\u00eate”, “La Rotonde” erlauben auch weniger lauffreudigen oder -f\u00e4higen einen Ortswechsel zwischen den Gigs. Durch die Mischung aus Hauptzelt drau\u00dfen und Indoor-Locations drinnen, kann man auch immer wieder Luft schnappen und bleibt insgesamt wacher und vitaler. Den Hygiene-Empfehlungen wurde \u00fcbrigens an prominenter Stelle an den Eing\u00e4ngen sowie im Programmbuch namens “Handreichung” Rechnung getragen. Von politischer Seite gab es keine Einschr\u00e4nkungen mehr. Im Rahmen der Eigenverantwortung stand es aber jedem frei, weiterhin Maske zu tragen, wovon auch einige Gebrauch machten. Zu Diskussionen oder Lagerbildung kam es unseren Informationen nach nicht. Der Grufti von heute ist erwachsen und entscheidet gem\u00e4\u00df seinem gesunden Menschenverstand. Weitere “Erziehung” ist somit unn\u00f6tig. Soviel zu den Rahmenbedingungen. Die Sharpshooter-Redaktion verbrachte den Vormittag teilweise im “Subtropischen Badeparadies”, das sich mit auf dem Festivalgel\u00e4nde befindet und daher leicht und sogar kostenlos bis erm\u00e4\u00dfigt zug\u00e4nglich gemacht wurde. Wer damals beim Wave Gotik Treffen 2016 die Er\u00f6ffnungsfeier im Freizeitpark “Belantis” mitgemacht hat, wei\u00df ja l\u00e4ngst, dass auch Gruftis bisweilen dem kurzweyligen Freizeitvergn\u00fcgen fr\u00f6nen und auch ein Bed\u00fcrfnis nach herk\u00f6mmlichem Spa\u00df haben (Gr\u00fc\u00dfe an Christian von Aster und seine Mitternachtsh\u00fcpfburg – FUN for the Finster). Aber eigentlich war der Besuch in den feuchtfr\u00f6hlichen Gefilden eher einem Missverst\u00e4ndnis geschuldet. Unsere Redakteure und Fotografen sind ausgesprochene Dark Wave-Fans und im Freizeitbad sollte es angeblich genug Wave geben. Letztendlich k\u00e4mpfen wir aber nur in einem Wellenbad ums \u00dcberleben, WE ARE WAVES spielten dort gar nicht, sondern waren auf Tour mit LEICHTMATROSE in K\u00f6ln. Schade! Daf\u00fcr gab es im Bistro hervorragende Burger (sowohl vegan als auch mit Fleisch), das Badeparadies ist also durchaus ein guter Tipp f\u00fcr Fr\u00fchangereiste, die nochmal ihre Muskeln lockern wollen, bevor wieder geh\u00fcpft und die Arme gereckt wird. am Werfen wir nun einen Blick ins mannigfaltige Programm:<\/p>\n\n\n\t
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Die ersten musikalischen Programmpunkte starteten am Freitag erst um 17 Uhr. Aber so hatte man ausreichend Zeit, das Rahmenprogramm in Augenschein zu nehmen. Wir raten auch unbedingt dazu, denn Gothic-Festivals sind mehr als Musik. Unsere Subkultur vereint so viele Facetten in sich, dass es mit Audio allein l\u00e4ngst nicht getan ist. Der Shoppingbereich “Le Bazar” \u00f6ffnete seine Pforten bereits um 14 Uhr und dieser Ort war nun so wichtig, wie seit Langem nicht mehr. Schlie\u00dflich war nicht jedem Kleidungsst\u00fcck oder Accessoire der lange Winterschlaf gut bekommen. Wenn das Schwarz allzu sehr ins Gr\u00e4uliche verblasst war, musste dringend Ersatz her. Der “Bazar” bot eine wunderbare Mischung aus feinem Zwirn, Stiefeln und vor allem auch handgefertigtem Schmuck. Dem Hang zum Individualismus, der in der Schwarzen Szene praktisch ein Axiom darstellt, ist es geschuldet, dass besonders Unikate oder zumindest nicht industriell hergestellte Kleinodien begehrt sind. Wer den Ort betrat, der Kreditkarten das F\u00fcrchten lehrt, verlie\u00df ihn zumeist nicht ohne Beute.<\/p>\n
Weiter ging es – noch immer abseits der B\u00fchnen – gegen 16 Uhr in puncto Make up und Kunst. Der MONSTERMACHER pr\u00e4sentierte erneut live und zum Zuschauen, wie ein Bodypainting-Kunstwerk entsteht. Die lebenden Leinw\u00e4nde trugen seine erstaunliche Kunst dann hinaus in das schwarze Treiben. Auch der “Salon de beaut\u00e8” hielt neue Entdeckungen bereit. Wie formulierte es das festival-Team so sch\u00f6n in der “Handreichung”: “Sch\u00f6nheit kommt von innen – und doch k\u00f6nnen gutes Make-up und Styling helfen, euer Innerstes nach au\u00dfen zu tragen”. Schwarzes Make-up besteht ja nicht nur aus dem allseits bekannten Kajal. Die phantastischen F\u00e4higkeiten und geschulten Augen und H\u00e4nde von Dae Joon, Elisanth, Jael Miro und Ilka Freiin von Fostner halfen manch unsicherem Wesen, ein Styling zu entdecken, das zu ihm passt oder boten eine wertvolle Anlaufstelle f\u00fcr Leute, die mal etwas Neues ausprobieren wollten. Hier konnte man hernach der Welt trotzig ein neu neues oder neu gest\u00e4rktes Gesicht zeigen.
\nDer Mittelaltermarkt “Le petit March\u00e9 M\u00e9d\u00e9val” war ebenfalls schon vorher zug\u00e4nglich und erlaubte auch dieser Spielart der Schwarzen Szene zur Entfaltung zu kommen. Der Markt ist nicht nur auf dem M’era Luna ein beliebter Treffpunkt, sondern bietet auch auf dem Plage Noire eine M\u00f6glichkeit f\u00fcr diejenigen, die nicht in den Restaurants speisen m\u00f6chten oder denen normales Bier zu langweilig ist.<\/p>\n\n\n\t
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Nun aber stieg mit den MERCIFUL NUNS auch der erste Ballon der akustischen Art auf, getragen von der Freude und den Erwartungen der darbenden Gemeinde. Wer das erste Mal auf dem Plage Noire weilte, konnte nun gleich die zweite B\u00fchne, den Salle de F\u00eate kennenlernen. Der Raum am Ende einer Treppe im Obergeschoss leidet zwar an wenig an Aufhitzung und niedrigen Decken, bot aber vielen tollen Bands die M\u00f6glichkeit, in etwas intimerer Atmosph\u00e4re als im Hauptzelt eine Verbindung zum Publikum herzustellen. Nun also traten hier die deutschen MERCYFUL NUNS auf und er\u00f6ffneten den Reigen. Seinerzeit hervorgegangen aus der Asche der Vorformation GARDEN OF DELIGHT gab es zwischenzeitlich bereits Aufl\u00f6sungsger\u00fcchte. Wir sind sehr dankbar, dass es dazu nicht gekommen ist, denn MERCYFUL NUNS haben sich ihren Platz in der Gothic-Rock-Szene l\u00e4ngst verdient und w\u00fcrden definitiv fehlen. Die Truppe um Artaud Seth hatte sogar neues Material mit dabei, schlie\u00dflich war erst wenige Wochen zu vor das neue Album “Kvltan” erschienen. Und so startete das Set auch folgerichtig mit dem Albumopener “Kvltan – The Origin” und endete mit “The Kvltanians”. Das neue Opus umspannte das Set also als Rahmen, aber abgesehen von “Down Dark Hallways” fand sich ansonsten kein weiterer neuer Song im Set, sondern eine d\u00fcstere Mischung aus mehr als zehn Jahren Bandgeschichte. Anders als es in Song Nummer 5 “Broken Column” besungen wird, ist die “S\u00e4ule” MERCIFUL NUNS erfreulich intakt – verwittert und nachgedunkelt zwar, aber im besten Sinne.<\/p>\n\n\n\t
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Szenenwechsel! Jetzt galt es, die Hauptb\u00fchne zu entern. Das solide zirkus\u00e4hnliche Zelt auf dem Vorplatz bot nicht nur eine sehr hohe Kapazit\u00e4t, sondern auch einfache Bel\u00fcftung und durch die hohe Decke sicherlich auch Klangvorteile. Die HELDMASCHINE hatte sich nun angek\u00fcndigt, den jungfr\u00e4ulichen Boden geh\u00f6rig zu entweihen. Ein Opener, der keineswegs daf\u00fcr bekannt ist, es sanft angehen zu lassen. Nein, hier steht brachiale Wucht auf der Speisekarte und warum auch nicht? Leise war es genug. Stille lag wie ein Leichentuch zwei Jahre \u00fcber dem Land. Dieses Tuch musste einfach nach allen Regeln der Kunst in Fetzen gerissen werden und die perfekte \u00c4nderungsschneiderei f\u00fcr diesen Job waren die M\u00e4nner aus Rheinland-Pfalz. Nach dem obligatorischen Nebel fuhr das Quintett auf Rollboards und mit blau leuchtenden Westen auf die B\u00fchne und l\u00f6sten einen Begeisterungssturm aus, wie ihn selten ein Auftaktact erwarten kann. Man hatte durchaus das Gef\u00fchl, dass sich hier einiges an aufgestauter Emotion entlud – und das galt sowohl auf als auch vor der B\u00fchne. Kein Rumgelunger an den Seiten, keine lauten Gespr\u00e4che, die Menge war sehr konzentriert und engagiert und feierte den Er\u00f6ffnungssong “Luxus” mit allen Sinnen und ebenso das etwas nachdenklichere “Kein Zur\u00fcck”.
\nS\u00e4nger Ren\u00e9 Anlauff konstatierte “Ihr merkt, wir kommen aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Fr\u00fcher waren wir ganz cool auf der B\u00fchne, aber das geht jetzt nicht mehr”. Nein, man sah, dass eine Last abfiel und diese Emotion war auch absolut legitim und hochwillkommen. Im Segment Neue Deutsche H\u00e4rte wird allzu oft vermeintlich b\u00f6se Mine zum b\u00f6sen Spiel gemacht nur um des Effektes willen. Dass eine Band wie HELDMASCHINE hier Gef\u00fchl zeigt, sollte den Jungs hoch angerechnet werden.
\nMit dem neuen Song “Sucht” wurde die Gef\u00fchlsthematik, schmackhaft verpackt in ordentlich Wumms auch gleich fortgef\u00fchrt. Die Band besingt hier nicht etwa Drogenmissbrauch, sondern das Motto lautet “Danke f\u00fcr die Sucht!” und ist an die Fans gerichtet, die mit packenden Live-Erlebnissen den Musikern zu seinem Suchtgef\u00fchl verholfen haben. Es geht also letztendlich um die Symbiose zwischen K\u00fcnstler und Bekunsteten. Eine Bindung, die wohl jeder mit seinen Lieblingsbands empfindet. Danke f\u00fcr dieses musikalische Denkmal in der Tradition von anderen Beispielen wie “Schwarzes Meer” von SUBWAY TO SALLY.
\nZu “Schwerelos” sprach Ren\u00e9 eine rhetorische Frage, gepaart mit einer Herausforderung aus “Springen! Wisst ihr noch wie das fr\u00fcher war?”. Die Leute wussten es nur zu gut und traten gleich den Beweis w\u00e4hrend des Intros an. Nach “Der Sturm, das Meer” kam der hymnische Kracher “Die Maschine spricht” und erf\u00fcllte das Zelt bis in die Spitzen. Gitarrist Tobias durfte sein Solo zwischenzeitlich auf den Schultern des Fronters zum Besten geben und bekam so seinen verdienten H\u00f6hepunkt. Das ist br\u00fcderliche Leidenschaft unter Bandkollegen, Freunde der Nacht! Um die Waagschale, die durch “Sucht” ein bisschen Richtung neues Material gekippt war, wieder auszugleichen, pr\u00e4sentierte die HELDMASCHINE einen fast zehn Jahre alten Song mit “Kreuzzug” und erfreute so nicht nur die J\u00fcnger der ersten Stunden. Die Band selbst hat die Dekade bereits vollgemacht und untermauert stets ihren Ruf als eine verl\u00e4ssliche, konstante S\u00e4ule in der deutschsprachigen Rocklandschaft! Gef\u00fchlt legte die Wucht des Sounds ungef\u00e4hr ab dem Song “Himmelsk\u00f6rper” noch einmal t\u00fcchtig zu, sodass allen Anwesenden alles abverlangt wurde.<\/p>\n\n\n\t
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\u00dcberschneidungen! Ein Wort, das jeden Festivalg\u00e4nger schaudern l\u00e4sst, aber nun mal unvermeidliches Schicksal. Es mussten Entscheidungen getroffen werden. Ob man Alex Pitzinger mit PAINBASTARD im “La Rontonde” (auch “Alm” genannt, B\u00fchne Nummer 3 in einer kleineren Holzkonstruktion) lauschen wollte, die Veteranen DAS ICH im Salle de F\u00eate feiern oder leicht versetzt dem Teufel von TANZWUT auf der Hauptb\u00fchne zujubeln wollte, hatte die Qual der Wahl.
\nDie etwas kleinere Location “La Rotonde” erinnert entfernt an eine mongolische Jurte, wenngleich der Grundriss eher sechseckig ist. Der besondere Vorteil dieses Venues ist die besondere N\u00e4he zu den K\u00fcnstlern durch die sehr niedrige “B\u00fchne”. Diese Intimit\u00e4t sch\u00e4tzte z.B. auch im Vorjahr schon EMPATHY TEST. Nun also bekam man hier einen der eher seltenen Auftritte von PAINBASTARD zu h\u00f6ren. Wer diesen Gig verpasst hat, bekommt noch ein paar weitere Gelegenheiten, denn Alex P. ist aus dem Winterschlaf erwacht und wird in seiner Heimat Leipzig auf dem WGT zu sehen sein, sowie mit SUICIDE COMMANDO in Bischofswerda.
\nTANZWUT haben eine seltene Gabe: Sie begeistern mitunter auch Leute, die dem Mittelaltergenre eher abgeneigt sind. Selbst in unserer Redaktion konnten sie nun einen neuen Fan gewinnen, der den eing\u00e4ngigen Rhythmen offenbar nichts entgegenzusetzen hatte. Der Song “Seemannsgarn” passte nat\u00fcrlich wunderbar zu diesem Ort, genauso wie einer der bekanntesten Songs der Truppe: “Meer”, Bestandteil so ziemlich jeder Setlist seit Jahrzehnten. “Schreib es mit Blut” wurde vom Publikum genauso begeistert mitgesungen wie das Trinklied “Gib mir noch ein Glas”: “Und drau\u00dfen f\u00e4llt der Nebel sacht in das Laternenlicht. Wir sind schon viel zu lange wach, doch das z\u00e4hlt heute nicht” war ein Motto, das sich viele der Anwesenden offenbar als Motto f\u00fcr den Abend erw\u00e4hlt hatten. Daneben kam nat\u00fcrlich auch das aktuelle Album “Die Tanzwut kehr zur\u00fcck” ordentlich zur Geltung. Kaum zu glauben, aber die erste Scheibe der Berliner, die bei NoCut erschien, feiert schon in wenigen Tagen ihren ersten Geburtstag. “Die Geister, die wir riefen”, sind mittlerweile l\u00e4ngst angekommen. Aber was soll’s. TANZWUT machten jedenfalls tierisch Spa\u00df. Die sch\u00f6nen B\u00fchnenbilder inklusive Maskenbannern und Schiff halfen, eine tolle Atmosph\u00e4re im Zelt zu kreieren und die gut gelaunten bzw. galgenhumorigen Ansagen von S\u00e4nger Teufel trugen auch ihren Teil zur Stimmung bei. “Mit den Knallk\u00f6ppen hier auf der B\u00fchne ist es wie ‘ne Klassenfahrt, wenn wir unterwegs sind”. Ich sch\u00e4tzem wir w\u00fcrden alle gerne mal mit TANZWUT auf so eine Fahrt gehen!<\/p>\n\n\n\t
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Im Salle de F\u00eate unterdessen betraten \u00fcber 30 Jahre geballte Kult-Bandgeschichte die B\u00fchnenbretter und zwar mit einer Energie, die einfach nur Respekt abn\u00f6tigt. Es gibt wohl kaum ein genialeres, altgedientes Duo in der Geschichte der Schwarzen Szene als Bruno Kramm und Stefan Ackermann von DAS ICH. Seit 1989 (!) schreiben die beiden Musiker ihre ganz eigene Geschichte und wir d\u00fcrfen an diesem Siegeszug teilhaben. Die Weggef\u00e4hrten kamen und gingen und auch der Zahn der Zeit und die Verg\u00e4nglichkeit des Leibes setzen besonders S\u00e4nger Stefan hart zu. Und doch standen sie dort, gemeinsam mit Kevin Gro\u00df (seit 2016 dabei) und lachten dem Verfall und dem Tod ins Gesicht. Dieser Auftritt wirkte so frisch und doch vertraut, dass sich jeder in den Allerwertesten bei\u00dfen sollte, der die Sause verpasst hat. Zun\u00e4chst leitete Bruno den ersten Song mit einem eigenen Intro ein, das mit einer Art elektronischem Blasinstrument erzeugt wurde, dessen Name dem Schreiber dieser Zeilen leider nicht bekannt ist. Es klingt jedenfalls wie ein aufkommender Wind im \u00c4ther, ein Rauschen zwischen den Sternen der Ewigkeit. Noch Fragen? Und schon ert\u00f6nte die stampfende Hymne “Die Propheten” und manch ein j\u00fcngerer Zuschauer rieb sich verwundert die Augen, als die anderen Anwesenden in extatischem Chor den Chorus skandierten. “Der Schrei” folgte auf dem Fu\u00dfe. Sorry Edvard Munch, aber du bekommst nur den zweiten Platz. Stefan Ackermann ist nicht daf\u00fcr bekannt, um den hei\u00dfen Brei herumzureden. Etwaige im Vorfeld aufkommende Zweifel daran, ob er aufgrund seiner Krankengeschichte einen Auftritt auf dem Plage Noire w\u00fcrde absolvieren k\u00f6nnen, wischte er mit einem “Ich muss doch auf der B\u00fchne sterben!” beiseite. Schwerbehindert oder nicht – wer diesen Auftritt gesehen hat, wird wohl Pl\u00e4ne f\u00fcr eine Teilnahme an der “40 JAHRE DAS ICH-Jubil\u00e4umstour” einkalkulieren. Bei den eindringlichen Strophen von “Kannibale” konnte Stefan dann auch gleich wieder gl\u00e4nzen. Bruno Kramm, als Labelchef von Danse Macabre und Vollblutmusiker bestens bekannt, pr\u00e4sentierte auch wieder seine legend\u00e4re B\u00fchnenperformance, inklusive Horrorclownstyling, verzerrter Mimik und energischem Umschwenken des Keyboards. Der andere Tastenmagier Kevin indes war ebenso umtriebig, h\u00e4ufige Platzwechsel durch rollbare Instrumente sind hier deutlich von Vorteil. Alle beide unterst\u00fctzten Stefan wie \u00fcblich auch kr\u00e4ftig an den Vocals, nat\u00fcrlich auch bei “Engel” und “Uterus”. Der Song “Lazarus” ist neueren Datums und mittlerweile ebenso fester Bestandteil der Setlist wie die Klassiker. Einer davon ist selbstverst\u00e4ndlich “Gottes Tod” und hier bekam die B\u00fchnenperformance mit der “Selbstkreuzigung” Stefans an seinem ausladenden Mikrofonst\u00e4nder eine passende visuelle Komponente. Frenetischer Jubel des dunkeln Volkes war den Musikern sicher. “Die letzten Jahre waren furchtbar hart. Jetzt sollten wir jeden Moment feiern” kam das Credo von der B\u00fchne und auch wenn man nicht unbedingt den pers\u00f6nlichen Leidensweg eines Stefan Ackermann beschreiten musste, konnten viele Zuh\u00f6rer bedenkenlos zustimmen. “Destillat” brachte noch einmal alle zum Tanzen, dieser Everblack darf einfach nicht fehlen und diesen Text kann jeder zwischen 20 und 120 mitsingen. Was ein grandioses Konzert! Das war eins der Highlights des ganzen Festivals. Danke an die drei Propheten!<\/p>\n\n\n\t
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Das “La Rotonde” bewies in Sachen Abwechslung und neuer Erfahrungen echte Qualit\u00e4ten. Mit BLITZ UNION aus Tschechien gab es ein interessantes Crossover-Projekt zu h\u00f6ren, das Rock mit EDM-Rhythmen koppelt. Einigen, die auf der OOMPH!-Tour 2019 dabei waren, d\u00fcrften die Jungs bekannt vorkommen, dort waren sie Support-Act. Sie pr\u00e4sentierten auf dem Plage Noire vor allem ihr Full Lenght-Debutalbum “Absolution”.
\nZeitgleich gab es im Gluthaus des Salle de F\u00eate mit FROZEN PLASMA eine Institution der Szene zu sehen, die erst vor kurzem mit “Moths” eine gro\u00dfartige neue Single ver\u00f6ffentlicht hatte. Mit Nachtfaltern assoziieren die Szeneg\u00e4nger sich ohnehin immer gern und der Track mit dem sehr eindringlichen Refrain hat sich l\u00e4ngst in unseren Geh\u00f6rg\u00e4ngen festgesetzt. Der Song hat etwas Vertr\u00e4umtes und beinhaltet auch eine gewisse Tragik, denn das Schicksal der Motten war es schon immer, an ihrem Drang zum verzehrenden Licht zugrunde zu gehen. FROZEN PLASMAs anhaltender Erfolg h\u00e4ngt sicherlich auch mit der Tatsache zusammen, dass sie Clubhits genauso gut k\u00f6nnen wie Nachdenkliches. Auch die Plage Noire-Setlist lieferte nat\u00fcrlich beides. Der neue Song wurde als zweites nach “Age After Age” gespielt, aber erst musste der Name an Quizmaster Felix gewandt genannt werden. Man sprach “Mellon”, trat ein und bekam direkt einen Schnaps gereicht. Prost! Ansonsten gaben sich die Hits nat\u00fcrlich wieder die Klinke in die Hand. FROZEN PLASMA ist definitiv eine Mitmachband und man braucht f\u00fcr die Teilnahme noch nicht einmal wei\u00dfen Bastelkleber, sondern nur eine gesunde Kondition, Stimme und Rhythmusgef\u00fchl, um Teil der plasmatischen Party zu werden und die “Ge-F\u00fchls-Ma-Schi-Ne” ordentlich anzutreiben. Mit Songs wie “Home”, “Crossroads” oder dem Everblack “Irony” (englisch f\u00fcr “b\u00fcgeleisisch”. Sorry, war Ironie, Anm. d. Red.) reisten wir auch ganz sch\u00f6n weit in der Zeit zur\u00fcck. “Safe.Dead.Harm” bleibt hartn\u00e4ckiger im K\u00f6rper als jede Virusinfektion und nat\u00fcrlich wird die Schwarze Szene auch nie m\u00fcde, die “Revolution zu tanzen”. Wer Felix Marc kennt, wei\u00df, dass er regelm\u00e4\u00dfig ein Workout auf der B\u00fchne absolviert. Es gab kurz einen Schreckmoment, als es so aussah, als habe er sich kurz vertreten bzw. verletzt, aber er zog das Set jedenfalls voll durch. F\u00fcr’s Publikum gab es zwischendurch nicht nur was zu sehen, zu h\u00f6ren und zu tanzen. Nein, Vasi verteilte auch wieder Kurze an die vorderen Reihen, was dankbar angenommen wurde.
\nDie “Murderous Trap” lie\u00df uns nur widerwillig wieder frei, aber das Set kam leider mit der \u00fcblichen “Video-Party” zu einem viel zu fr\u00fchen Ende. Aber es gab noch T-Shirts f\u00fcr umme, die von der B\u00fchne ins Publikum geworfen wurden. Ein echter Segen f\u00fcr alle, die mal wieder “nichts anzuziehen” hatten. Dank an Felix und Vasi, dass sie uns immer wieder eine Garantie f\u00fcr schmerzende F\u00fc\u00dfe und widernat\u00fcrlich hochgezogene Mundwinkel liefern.<\/p>\n\n\n\t
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F\u00fcr die Gitarrenj\u00fcnger, die nicht mit den Motten fliegen wollten, bot sich ein Besuch im Le Chapiteau an. LORD OF THE LOST gaben sich dort die Ehre vor einem gro\u00dfen Backdrop (Die B\u00fchnenausstattung der meisten Acts war eher dieses Jahr eigentlich eher sp\u00e4rlich). Diese Band macht einfach nur Spa\u00df, das kann man nicht anders sagen. Und sie sind einfach authentisch. Vielen wird das bescheinigt, aber bei LOTL, wie sie liebevoll genannt werden, gibt es einfach keinen Zweifel daran, dass die Jungs einfach hundertprozentig echt sind. Das Set startete mit “Priest” und “And It Was Night” vom aktuellen “Judas”-Album, das es bis auf Platz 2 der deutschen Albumcharts geschafft hatte. Anschlie\u00dfend versuchte man sich an einem LADY GAGA-Cover mit “Judas”. Wenn man wie die begnadeten Musiker von LORD OF THE LOST ein gewisses Skill-Level erreicht hat, kann man sich getrost als Alchemist bezeichnen: Man kann einfach jedes musikalische Rohmaterial in schwarz verbr\u00e4mtes Gold verwandeln. \u00dcbrigens: Die Pandemie hatte nat\u00fcrlich viele K\u00fcnstler ordentlich ausgebremst, aber auch LORD OF THE LOST hatten eine ordentliche Kr\u00f6te zu schlucken, hatten sie es doch unfassbarerweise geschafft, den Giganten IRON MAIDEN aufzufallen und f\u00fcr deren Tour als Support-Act gebucht zu werden. Was ein Abenteuer! Als das dann verschoben wurde, waren die Herzen der Hamburger sicherlich ordentlich angeknackst. Aber im zweiten Anlauf k\u00f6nnte es knappen mit der genialen Kombination MAIDEN\/LOTL. Auf jeden Fall wird das dann ein weiteres glorreiches Kapitel in der Chronik der Verlorenen. Mit ihrer eigenen Version von “Children Of The Damned” bewiesen die f\u00fcnf auch gleich, dass sie “maidentauglich” sind. Da “Wig In The Box” und “Heartbeat Of The Devil” auch noch gespielt wurden, war die Tracklist der ganz frischen gleichnamigen Ver\u00f6ffentlichung auch komplett. Anekdote: Mastermind Chris Harms bewies sein au\u00dfergew\u00f6hnliches Geh\u00f6r zwischendurch mit einem Hinweis auf den verstimmten Bass von Class Grenayde. Als das stattliche Set aus 17 Songs letztendlich mit dem gut gealterten “Six Feet Underground” und “Doomsday Disco” von “Empyrean” ausklang, h\u00e4tte so mancher Besucher auch vollkommen sattgegessen am reichhaltigen Soundbuffet die Heimreise antreten k\u00f6nnen. Das ist der LOTL-Effekt: Man hat danach einfach keine Fragen mehr, der Kopf ist leer und das Herz \u00fcbervoll. Ende.
\nAber nein, noch hatte das Plage Noire das ein oder andere Ass im \u00c4rmel.<\/p>\n\n\n\t
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Und wieder starten wir den finalen Rundgang im heimeligen “La Rotonde”. Hier gab es heute eine Premiere zu bestaunen und das war sicherlich der Grund f\u00fcr den zwischenzeitlich verh\u00e4ngten Einlassstop. Was viele nicht wissen: Nachdem Vasi Vallis im Alter von elf Jahren erfahren hatte, dass er ein Zauberer ist und seinen Zauberstab aus dem Holz einer Kefalonischen Tanne \u00fcberreicht bekommen hatte, erhielt er vom Zaubereiministerium als einer der wenigen Auserw\u00e4hlten die Genehmigung, einen Zeitumkehrer zu benutzen. Nur so war Vasi Vallis in der Lage, in allen elektronischen Bands gleichzeitig zu spielen. Nun stand mit FUTURE LIED TO US das j\u00fcngste Projekt mit Vasi-Beteiligung im Programm. Mitstreiter Krischan hatte es leider kurz vorher ordentlich erwischt, weshalb er schweren Herzens seine Teilnahme an diesem Gig absagen musste. Gute Besserung an den Wackeren an dieser Stelle! Was die Premiere angeht: Es sollte der erste FLTU-Gig mit Damasius Venys am Mikrofon werden. Nachdem Tom gegen Ende des Vorjahres aus pers\u00f6nlichen Gr\u00fcnden als FLTU-S\u00e4nger zur\u00fcckgetreten war, sprang Damasius in die Bresche und verhinderte eine Sedisvakanz an den Vocals. Der junge S\u00e4nger ist durchaus kein Unbekannter, sondern konnte bereits mit seiner weiterhin bestehenden Band MENTAL EXILE und ehemals in der Formation MONDTR\u00c4UME Akzente setzen. Auf der EP “I, Hope” konnten sich dann auch alle, die Damasius noch nicht kennen, ein Bild von seinen sanglichen Qualit\u00e4ten machen. Aber die Live-Feuertaufe stand noch aus. Im “La Rotonde” war die Spannung praktisch mit H\u00e4nden zu greifen, als das dezimierte Trio nun seine Pl\u00e4tze einnahm. “Blue Lights” vom 2018er-Release “Presence” markierte den Anfang einer gef\u00fchlvollen Reise. FUTURE LIED TO US lebt von der Emotion und von der Message. Es ist einerseits eine entt\u00e4uschende Erfahrung, dass die Zukunft, die man sich ertr\u00e4umt hat, dann pl\u00f6tzlich ganz anders aussieht. Wir haben neben der Welt da drau\u00dfen, die immer k\u00e4lter wird und von der wir mittlerweile nicht mehr allzu viel erwarten noch unsere eigene, innere Welt. Dort haben wir etwas mehr zu sagen, was die Gestaltung der Zukunft angeht, aber oft genug steht man sich auch dort selbst im Weg. Was also tun? Wie der ungewissen Zukunft begegnen? FLTU k\u00f6nnen nicht alle Antworten darauf geben, aber vielleicht ein Rezept vermitteln, wie man resilienter gegen\u00fcber entt\u00e4uschten Erwartungen wird. Damasius hat jedenfalls eine unheimlich einnehmende B\u00fchnenpr\u00e4senz. Er ist kein Gef\u00e4\u00df f\u00fcr die Musik, sondern er IST die Musik. Seine K\u00f6rpersprache unterstreicht die Texte und seine ausladenden Gesten und das gef\u00fchlvolle Minenspiel w\u00fcrden FLTU vermutlich auch f\u00fcr jemanden erlebbar machen, der komplett taub ist. Ein Wechsel am Mikrofon ist nie einfach und immer ein heikler Punkt in der Bandgeschichte. Tom hinterl\u00e4sst eine gro\u00dfe L\u00fccke, aber man kann die Verpflichtung von Damasius nur als Gl\u00fccksgriff bezeichnen. Egal ob die \u00e4lteren St\u00fccke wie “Blaze In The Dark”, “Falling”, “Tellurian” oder dem neuen “I, Hope” – es war ein wahres Paradies, ein kleiner Garten Eden aus Synthis und fein verwobenen Emotionen in die uns FUTURE LIED TO US eingeladen hatten. Der sonst eher ernste Vasi brach an dem Abend den Grinse-Rekord, was daf\u00fcr spricht, dass er auch sehr zufrieden mit dem “Second Live Debut” war.
\nAuf dem Wave Gotik Treffen wird dann die n\u00e4chste Gelegenheit sein, dieses Mal hoffentlich auch wieder mit Krischan an Bord.<\/p>\n\n\n\t
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Die sanften T\u00f6ne liegen aber l\u00e4ngst nicht jedem. In den G\u00e4rten des Anubis gedeihen viele unterschiedliche Gew\u00e4chse und wer auf treibende, harte Kl\u00e4nge und eindeutige Kommandos steht, kam nat\u00fcrlich nicht an NACHTMAHR im Salle vorbei. Thomas Rainer war einmal mehr angetreten um zu beweisen, dass er wirklich JEDEN zum Tanzen bringen kann. Zu Beginn nahm er kurz Bezug darauf, dass die Band f\u00fcr die verhinderten ASSEMBLAGE 23 eingesprungen war. “Nicht Wie Sie” vom 2021er-Album “Stellungskrieg” markierte dann den Anfang eines Dauer-Friendly-Fires ins Publikum und nat\u00fcrlich gab es auch wieder etwas f\u00fcrs Auge, wie es gute Nachtmahr-Tradition ist. Es wurden Fahnen geschwenkt und die “M\u00e4dchen in Uniform” fanden sich auf und vor der B\u00fchne ein. Frontmann Rainer hielt sich mit Ansagen eher zur\u00fcck und lie\u00df die Zuh\u00f6rer ihr ganz eigenes Ventil auch f\u00fcr die negativen Gef\u00fchle finden. Darum sind Bands wie NACHTMAHR auch wichtig: Als Gegenpol zum sanften Future Pop und als M\u00f6glichkeit, sich die Wut, die Verzweiflung und vielleicht auch die Angst von der Seele zu tanzen. Davon gab es in den letzten Jahren reichlich. Der Tisch war gut gedeckt und NACHTMAHR f\u00fchrte die “Katharsis” nicht erst mit dem letzten Song herbei. Auch das relativ frische “Beweg dich!” fand seinen Platz in der Setlist, dazu war 2021 eine EP erschienen. \u00dcberhaupt war das schon immer die Message von NACHTMAHR: Bleib nicht stehen, sondern in Bewegung. Auch wenn die Welt und ich herum manchmal sehr langsam und tr\u00e4ge wirkt. Tanz! und verlieh ihr neuen Schwung!
\nDie Hymne “M\u00e4dchen in Unform” durfte dann nat\u00fcrlich auch nicht fehlen und wurde ebenso zelebriert wie das ikonische “Tanzdiktator”. Mit “I Hate Berlin” fand sich auch ein Cover des legend\u00e4ren Songs von SECOND DECAY im Set wieder, das mit dem eher harmlosen Original nicht viel gemeinsam hat.<\/p>\n\n\n\t
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Headliner-Zeit auf dem Plage Noire 2022! Bevor die Aftershowparty anstand, gab es nat\u00fcrlich noch einen Pflichttermin im Le Chapiteau. SUBWAY TO SALLY sorgten f\u00fcr eine volle Halle. Die Band geh\u00f6rt zu den “Einstiegsdrogen”, durch die viele von uns \u00fcberhaupt erst in diese merkw\u00fcrdige Subkultur abgebogen sind. Somit kann man sagen: Viele der Zuh\u00f6rer w\u00e4ren ohne SUBWAY TO SALLY gar nicht dort gewesen, weil sie vielleicht jetzt stattdessen ein trostloses pastellfarbenes Dasein in irgendeiner langweiligen Vorstadt fristen w\u00fcrden. Es kann ja wohl nicht der Sinn des Lebens sein, sich ANDREAS GABALIER im Radio anzuh\u00f6ren, oder? Von daher: Danke an verdienstvolle Gruppen wie SUBWAY, dass ihr uns an die Hand genommen und in diese Familie hineingef\u00fchrt habt. Der Dank waren sehr stimmgewaltige Zuh\u00f6rer, die auch w\u00e4hrend der Pandemie die geliebten Texte nicht vergessen haben. “Alles was das Herz will” und worauf wir so lange hatten verzichten m\u00fcssen, bekamen wir nun praktisch r\u00fcckwirkend in gro\u00dfz\u00fcgigen Portionen von der subway’schen B\u00fchne heruntergereicht und als h\u00e4tten wir nur auf diese Medizin gewartet, waren die Strapazen des langen Festivaltages schnell vergessen. Die “K\u00f6nigin der K\u00e4fer” ist noch nicht allzu lange aus dem Boden gekrochen, aber bereits Stammgast auf den Plattentellern der Republik, wie man wei\u00df. Bei “Kleid aus Rosen” gab es diesmal keine Rose zu sehen bzw. zu ergattern, aber wir sahen sie alle vor unserem geistigen Auge. Sie wuchs genauso wie die unsterblichen “Eisblumen”. Die sch\u00f6nste Blume auf der B\u00fchne war nat\u00fcrlich wieder einmal die Ausnahme-Violinistin Ally Storch, deren Soloeinlagen beim SUBWAY TO SALLY-Publikum hei\u00df begehrt sind. Beim Lied “Falscher Heiland” wird \u00fcberraschenderweise die erste Strophe nicht gesungen. Die aktuellen Ereignisse in der Welt haben auch emotionalen Einfluss auf unsere Lieblingsmusiker. Frontmann Eric Fish war mit seiner unverwechselbaren Stimme und seiner Performance so pr\u00e4sent wie immer. Bei “Besser du rennst” nahm er auch selbst ordentlich Tempo auf und klatschte die erste Reihe des Publikums ab. Mit “Imperator Rex Graecorum” wurde das Set auch um ein nicht-deutschsprachiges Lied bereichert. Der Song befindet sich ebenfalls auf dem 2019er-Album “HEY!”.
\nNach “Ausgetr\u00e4umt” war aber der Traum keineswegs vorbei. Unsere schwarze Seifenblase wies schon eine deutliche Oberfl\u00e4chenspannung auf, aber noch gab es ein paar verzerrte Bilder zu bestaunen. Die Zugabe begann mit dem wundersch\u00f6nen “Island”, das im Original mit Chris Harmns von LORD OF THE LOST zusammen intoniert wurde. Wieso er es, wenngleich anwesend, nicht f\u00fcr ein Duett auf die B\u00fchne geschafft hat, ist nicht \u00fcberliefert. Danach wurde das Tempo jedenfalls noch einmal ordentlich hochgeschraubt: das Dreigestirn aus “Sieben”, “Veitstanz” und “Julia und die R\u00e4uber” verlangte alles an Sprungkraft und Stimme ab, was im Publikum noch verblieben war. Eric griff zur Fl\u00f6te und Michael durfte nat\u00fcrlich auch noch einmal ans Mikro, bevor unsere Plage Noire-Tag 1-Seifenblase mit einem lauten KNALL platzte und alle mit schaumigem Konfetti \u00fcbergoss, das man sich bei der Aftershowparty dann leicht wieder aus den Haaren sch\u00fctteln durfte. “Blut, Blut, R\u00e4uber saufen Blut….” schallte noch eine ganze Weile durch das Zelt. Was ein Auftakt! Viele tolle Bands und die geballte Gothic-Experience nach langer Abstinenz. Morgen warten neue Wunder auf euch, von denen wir wieder ausf\u00fchrlich berichten werden!<\/p>\n\n\n\t