HALESTORM und BLOODYWOOD bringen rockiges Spektakel in den Norden

Was macht man, wenn’s draußen kalt ist und regnet? Richtig, man verkriecht sich in eine der zahlreichen Konzerthallen der Stadt und trotzt dem norddeutschen Schietwedder mit ein wenig guter Musik. Heute für uns auf dem Programm: die amerikanischen Rocker von HALESTORM sowie ihre aus Indien stammende Vorband BLOODYWOOD. Gegen 18:30 Uhr trafen wir in Wilhelmsburg an der Inselpark-Arena ein, wo uns als erstes die für die Uhrzeit ungewöhnlich kurze Schlange ins Auge fiel. Auch im Innenraum der Halle hielt sich der Andrang noch in Grenzen (mit allzu viel Ansturm schien man auch nicht mehr zu rechnen, die Ränge mit den Sitzplätzen waren komplett gesperrt und an der Abendkasse gab’s noch reichlich Tickets zu erwerben).

Angesetzter Beginn des Showprogramms war eigentlich 20:00 Uhr, jedoch verdunkelte sich überraschend bereits 30 Minuten vorher der Saal und das Intro der Vorband BLOODYWOOD erklang aus den Boxen. Die aus dem indischen Neu-Delhi stammende Truppe besteht aktuell aus sechs Mitgliedern, welche sich größtenteils auf die altbekannten Instrumente (sowie Mikros) verteilen – herausstechen tut hier vor allem Sarthak Pahwa, welcher mit der Dhol genannten Doppelfelltrommel ein Instrument aus der traditionellen indischen Volksmusik auf die Bühne bringt. Die Jungs fackelten nicht lange und stiegen mit „Gaddaar“ in ihr Set ein. Während Raoul Kerr für die Band die Rap-Passagen übernahm, widmete sich Jayant Bhadula dem Klargesang sowie den Growls. Die restlichen Bandmitglieder wuselten um die zwei herum und alle ließen gemeinsam im Takt die Haare fliegen. Auch im Publikum ließen sich viele von der dargebotenen Energie der Inder anstecken, mich eingeschlossen. Kennen und hören tue ich die Band tatsächlich schon eine ganze Weile, bloß hatte ich es bisher nie geschafft, sie mir live anzusehen. Was ich hier geboten bekam, konnte meinen (zugegebenermaßen recht hohen) Erwartungen vollkommen gerecht werden, spielten BLOODYWOOD ihre Songs doch nicht einfach nur so runter, sondern performten mit unglaublich viel Kraft und Dynamik ein Hammer-Set. Dass sie mit Songs wie „Nu Delhi“ und „Dana Dan“ zudem auch noch sehr viele meiner persönlichen Favoriten spielten, war natürlich ein zusätzlicher Bonus. Viel zu schnell war es dann allerdings auch schon wieder an der Zeit für die Jungs, die Bühne zu räumen und Platz für den Hauptact zu machen.

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Fotos: Sandra Gentz

Während der nachfolgenden Umbaupause wurde die Bühne mit einem weißen Vorhang verhüllt. Als gegen 20:30 Uhr die Lichter ein weiteres Mal erloschen und dieser angestrahlt wurde, ergab sich für den Zuschauer im Innenraum ein Schattenspiel, bei welchem man die Band erahnen konnte, welche inzwischen Stellung bezogen und damit begonnen hatte, den Track „Fallen Star“ vom neuen Album „Everest“ zu spielen. Schließlich fiel der Vorhang und enthüllte uns Frontfrau Lzzy Hale, welche mit knallroter Gitarre bewaffnet am Mikrofon stand und uns eine erste Probe ihrer Gesangskünste darbot, sowie ihre Kollegen. Ich gestehe ganz ehrlich, dass ich im Vorfeld ein wenig Bedenken hatte, ob HALESTORM es schaffen würden, mich live abzuholen, da ihre Musik (mit Ausnahme einiger weniger Songs) beim Hören daheim bis dato nie einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hatte. Glücklicherweise fegten die Amerikaner meine Vorbehalte mühelos beiseite und hatten mich bereits während der ersten paar Songs am Haken. Lzzy überzeugte sowohl mit ihrer Bühnenpräsenz als auch durch schiere Stimmgewalt – ich kann an dieser Stelle nicht anders, als meinen Hut zu ziehen, sowohl vor ihr wie auch vor dem Rest der Band. Im hinteren Teil der Bühne thronte Lzzys Bruder und Drummer Arejay über dem Geschehen und gab gekonnt den Takt vor, während Bassist Josh sowie Gitarrist Joe den Klangteppich verdichteten und so das Fundament für Lzzys imposante Stimme erschufen. Die Band klang an diesem Abend wirklich großartig, egal ob bei ihren neueren Songs oder den älteren Klassikern der Band-Diskografie, und war mit sichtlicher Spielfreude bei der Sache. Neben voranpreschenden und rockigen Nummern hatten HALESTORM auch ruhigere und emotionalere Momente für uns im Gepäck – so bekam Lzzy zum Beispiel ein Keyboard auf die Bühne gerollt, hinter welchem sie für die Balladen „Like A Woman Can“ und „Darkness Always Wins“ Platz nahm. Ein wenig später räumte sie ihren Posten im Mittelpunkt des Geschehens, um ihrem Bruder Arejay das Rampenlicht zu überlassen. Dieser unterhielt uns mit einem ausgiebigen Drumsolo und sorgte für reichlich Lacher im Publikum, als er zwei völlig überdimensionierte Drumsticks hinter seinem Rücken hervorzauberte und damit auf sein Schlagzeug eindrosch. Nachdem er die Drumsticks wieder gegen Exemplare regulärer Größe ausgetauscht hatte und der Rest der Band sich zu ihm zurück auf die Bühne gesellt hatte, wurde es dann Zeit für den wohl von vielen am sehnlichsten erwarteten Moment des Abends: wer bisher noch nicht mitsingen konnte, hatte nun seine Chance, denn die beiden Titel „I Miss The Misery“ und „Love Bites (So Do I)“ dürften wohl so ziemlich jedem im Saal geläufig gewesen sein. Ehe man sich versah, fand die energiegeladene zweite Hälfte des Sets ihr Ende und zur Zugabe hin wurde es dann noch einmal ein wenig besinnlicher. Die Amerikaner beschlossen ihre Show mit den Stücken „How Will You Remember Me?“, „Here’s to Us“ und „I Am the Fire“ und verabschiedeten sich anschließend vom Hamburger Publikum.

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Fotos: Sandra Gentz

Trotz der eher geringen Auslastung der Halle (selbst im Laufe des HALESTORM-Sets fühlte sich die Menge noch sehr locker an), kann ich den Konzert-Abend nur als vollen Erfolg verbuchen. Beide Bands präsentierten sich in absoluter Topform und lieferten eine grandiose Performance ab, die von Anfang bis Ende Spaß machte. Werde ich mir jetzt alle HALESTORM-Alben kaufen? Wahrscheinlich eher nicht. Habe ich nun aber Lust darauf, sie noch einmal live zu sehen? Auf jeden Fall!

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