DARK MALTA-Festival – Eine Insel trägt schwarz – Teil 2

(english version below)
Hinweis: Wir haben zu jeder Band zwei Fotogalerien, die jeweils andere findet ihr weiter unten in der englischsprachigen Version)

Die erste Nacht auf Malta verlief ruhig und angenehm. Wir schlummerten sanft in unserer Ferienwohnung in St. Paul’s Bay und träumten von den Auftritten des Vortages. Das war ein vielversprechender Auftakt gewesen. Wieder weckte mich eine Möwe am nächsten Morgen. Ich habe langsam den Verdacht, dass es immer die gleiche Möwe war. Nachdenklich betrachtete sie mich von der Fensterbank meines Zimmers aus und schrie von Zeit zu Zeit klagend. Ich taufte sie Giulia und diagnostizierte bei ihr eine generelle Unzufriedenheit aufgrund eines Mangels an guter Musik. Daher erzählte ich ihr von den Vögeln, die in den Boxen des Gianpula Main Rooms nisteten und empfahl ihr einen Besuch an diesem wunderbaren Ort. Giulia legte den Kopf schief und flog dann über die Bucht davon. Vielleicht zieht sie einen Umzug nun ernsthaft in Erwägung.

Für uns wurde es nach einem ausgiebigen Frühstück auch Zeit, uns wieder an den schwärzesten Ort auf Malta zu begeben, um uns wieder von dem Flair des Dark Malta gefangen nehmen zu lassen. Im Gegensatz zum Vortag gab es an den beiden anderen Tagen auch die Möglichkeit, bereits ab mittags an einer Rooftop Pool Party teilzunehmen. Natürlich ließen wir uns das nicht zweimal sagen, denn so einen smoothen Einstieg in ein Festival bekommt man sonst nur auf dem 70000 tons of Metal-Festival geboten, außerdem war es viel wärmer als am Vortag. Im angenehm kühlen Pool konnte man Thenia Af. am DJ-Pult lauschen und die Stimmung war auch zu dieser frühen Stunde bereits sehr ausgelassen. Etwa dreieinhalb Stunden Zeit hatte man, sich zu sonnen und den Pool zu genießen, dann ging es runter zum ersten Act. Passenderweise schlüpfte man vom Pool in den INSTANT LAKE. Anders als der Name vermuten lässt handelt es sich hier nicht um eine schnelle Suppe mit zu viel Wasser und ohne Geschmack, sondern um die erste Band des Tages. Einzelne Zuschauer tanzten bereits, andere mussten sich dafür noch ein bisschen warmtrinken. Der Sänger des Openers trat zunächst geheimnisvoll verhüllt auf, bis die Maske dann letztlich doch fiel. Wir bekamen recht atmosphärischen Electro zu hören, als Einstieg war das ideal. Gespielt wurden vor allem Songs des 2020er Albums “Dystodream”.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Ach ja, die JUGGERNAUTS, die kennen wir natürlich aus Deutschland. Der kühle, minimalistische Sound erinnert an COVENANT, viele nehmen dieses Konzert als Anlass, endlich die ersten Tanzschritte zu machen. Das Venue füllt sich indes langsam, obwohl es auch immer noch Konkurrenz durch die Pool-Party auf dem Dach gibt, die nebenher weiterläuft. Aber die Live-Musik spielt im wahrsten Sinne des Wortes natürlich hier unten.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Huch. Daniel Myer? Bei Vasi Vallis ist ja mittlerweile bekannt, dass er mehrere dutzend Bands unterhält, bei Daniel kommt es einem aber auch langsam so vor, dass er einfach überall ist. Legende, der Mann! Nun stand er mit DSTR auf der Dark Malta-Bühne, vor der es anfangs noch recht leer war. Es brauchte einen Moment, um durch die Klänge der Band mehr Leute anzulocken. Dann ging es aber ganz schnell und die Besucher strömten vor die Bühne. Mitten im Song hielt Daniel einen Moment inne, als von der Pool-Party VNV NATION-Sound herunterwehte, um kurz die Melodie mitzusingen. Bei einer Ansage auf Englisch verhaspelte er sich und wechselte schließlich ins Deutsche, nachdem er gefragt hatte: “Hier sprechen alle Deutsch, oder?”

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Fotos: Cynthia Theisinger

Jetzt wurde es richtig hart! Nach den sanften Klängen von vorher ein interessanter Bruch im Line-up. V2A zogen das Tempo und die Härte deutlich an und brachten richtig Leben in den Gianpula Main Room. Das Publikum konnte sich diesem Sog keineswegs entziehen und nahm die Energie direkt auf, um sie in wilde Tanzeinlagen umzuwandeln. Optisch erinnerte die Truppe an Endzeit-Electro-Punks, die auch ungewöhnliche Requisiten einsetzen, zum Beispiel Farbspraydosen. Interessante Abwechslung im Line-up und sicherlich ein Fest für alle Freunde der härteren Gangarten!

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Fotos: Cynthia Theisinger

Es war mittlerweile Abend geworden in Ħaż-Żebbuġ. Die Tagesschau war vorüber, als FROZEN PLASMA die Bühne enterten und mit ihrer Präsenz vollständig in Besitz nahmen. Die beiden sportlichen Jungs mittleren Alters nahmen nicht viel Platz weg, aber ihr massiver Electrosound füllte einfach gefühlt den ganzen Raum aus und elektrisierte die Menge durch und durch. Auch wenn das langjährig erfolgreiche Duo mittlerweile an vielen Orten in der Welt aufgetreten ist, so war es für sie sicherlich auch etwas Besonderes, hier in Malta zu sein. Felix schein noch ein bisschen flummihafter als sonst zu sein und zog ein besonders schweißtreibendes Workout auf der Bühne durch, was schon bald die Reduzierung der Oberbekleidung erforderte. Das Set begann mit “Warm-ongers”, daher war es ja klar, dass es Felix schnell… warm wurde. Bei so vielen Hits ist es natürlich schwer, sich in nur 45 Minuten Spielzeit zu entscheiden, aber die Mischung war gut gewählt. Für die beliebten “Moths” war es auf Malta eher nicht das richtige Klima, aber “Foolish Dreams” haben sicherlich auch Malteser. Wer noch nie in eine “Muderous Trap” getappt oder sich bezüglich “Safe.Dead.Harm” Gedanken gemacht hat, werfe das erste Malteser-Aquavit-Glas! Die Jungs aus Deutschland konnten jedenfalls in der Fremde der mediterranen See voll überzeugen. Selbst Festivals ohne Poolangebot sind schon durch Auftritte von FROZEN PLASMA gerettet worden, so sagt man.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Nach so viel Party, Goldglitzer und nackter Haut geht es zurück zu sanftem, eindringlichem Schwarz. Empathy Test, die ja eher für die melancholischen Töne bekannt sind, lassen sich aber nicht abhängen und das Publikum nicht abkühlen und starten mit “Monster” gleich mit 100% ins Set. Auch hier sind nur 45 Minuten Zeit angesagt, die genutzt werden wollen und das lässt sich Front-Beau Isaac nicht zweimal sagen. Mit eindringlicher Mimik und großen Gesten liefert er das ab, wofür die Band bekannst ist: Tiefgehende Texte, eindringliche Melodien und Gänsehautmomente at its best. Zwar mit neuer Begleitung an Keyboard und Schlagzeug aber Songs wie “Empty Handed”, “Holy Rivers” und “Losing Touch” schafft er es, das Publikum mitzureißen und garantiert den eine oder anderen neuen Fan zu generieren. Und trotz Zeilen wie “It’s a low, lonely time to be alive..” wissen alle, dass es in diesen 45 Minuten definitiv nicht so ist. Nur manche Momente sind einfach viel zu kurz.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Was braucht es eigentlich noch, um ein Festival wunderbar abzurunden, damit man auf die Aftershowparty verschwinden kann, ohne noch lästige Rest-Energie gespeichert zu haben? Nur eines! Andy LaPLegua. Der Tausendsassa aus Norwegen, besonders bekannt von COMBICHRIST war heute mit seinem Future Pop-Projekt ICON OF COIL vor Ort, um das Publikum ordentlich auszuwringen. Mit Hits wie “Regret” und “Existence in Progress” forderte er das Publikum noch einmal zum Tanzen auf und einem Andy LaPlegua widerspricht man natürlich nicht. Die Menge gab noch einmal alles und wurde vom Fronter auch ordentlich aufgepeitscht. “Regrets” gab es ganz sicher keine, höchstens der Wunsch nach mehr Alkohol oder mehr Kraftreserven. Eine Stunde fünfzehn standen für ICON OF COIL auf der Uhr und die Boxenvögel rieben sich verwundert die Augen, als sie der Verrenkungen der wabernden Menge angesichtig wurden, zu denen die Band sie trieb. Ein würdiger Abschluss für diesen zweiten Tag des Dark Malta-Festivals. Einer der Vögel zwitscherte mir später noch zu, er habe auch später am Abend noch einen merkwürdigen Auftritt am gleichen Ort gesehen, als Betroffener kenne er sich mit schrägen Vögeln ja aus. Aber wir waren herzlich müde und schenkten solchem Gezwitscher weder Glauben noch Aufmerksamkeit. Es gab draußen Interessanteres zu sehen. Zum Beispiel Sternbilder. Als wir gegen 01:45 Uhr zurückkamen, war die Aftershowparty schon in vollem Gange und wir tanzten noch eine Weile hölzern und unbeholfen, wie es unserem fortgeschrittenen Alter entsprach, bevor wir den lauter werdenden Rufen unserer Betten in St. Paul’s Bay endlich Folge leisteten.
Meine Möwenfreundin Giulia schlief natürlich längst, aber ich rechnete fest mit ihrer Anwesenheit am nächsten Morgen.

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Fotos: Cynthia Theisinger

(english version)
Please note: We’ve got two photo galleries for each band. Please look for the other galleries in the german text version above.

After a hearty breakfast, it was time for us to return to the darkest place in Malta to be captivated by the atmosphere of Dark Malta again. Unlike the previous day, there was also the opportunity to attend a rooftop pool party from noon on the other two days. Of course, we didn’t need to be told twice, because such a smooth start to a festival is only offered at the 70000 tons of Metal festival, and it was much warmer than the previous day. In the pleasantly cool pool, you could listen to Thenia Af. at the DJ booth, and the atmosphere was already very lively at this early hour. We had about three and a half hours to sunbathe and enjoy the pool before heading down to the first act. Appropriately, we went from the pool to the INSTANT LAKE. Unlike the name suggests, it is not a quick soup with too much water and no flavor, but rather the first band of the day. Some spectators were already dancing, while others needed a little bit of warming up. The singer of the opener initially appeared mysteriously veiled until the mask ultimately fell. We heard some pretty atmospheric electro, which was an ideal introduction. They played mainly songs from the 2020 album “Dystodream”.

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Fotos: Mirco Wenzel

The JUGGERNAUTS, we know them from Germany of course. The cool, minimalist sound is reminiscent of COVENANT, and many take this concert as an opportunity to finally take their first dance steps. The venue is slowly filling up, although there is still competition from the rooftop pool party, which continues on the side. But the live music is playing down here in the truest sense of the word.

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Fotos: Mirco Wenzel

Oh, Daniel Myer? It is already known that Vasi Vallis has dozens of bands, but with Daniel, it also seems like he is just everywhere. What a legend! Now he was on the Dark Malta stage with DSTR, which was initially quite empty. It took a moment for the band’s sound to attract more people. But then it happened quickly, and visitors crowded in front of the stage. In the middle of a song, Daniel paused for a moment as the sound of VNV NATION from the pool party wafted down, singing along to the melody briefly. During a speech in English, he stumbled over his words and eventually switched to German, asking: “Everyone here speaks German, right?”

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Fotos: Mirco Wenzel

Now it got really tough! After the gentle sounds before, an interesting break in the line-up. V2A increased the tempo and hardness significantly and brought real life into the Gianpula Main Room. The audience could not resist this pull and absorbed the energy directly, transforming it into wild dance performances. Visually, the band resembled post-apocalyptic electro punks who also use unusual props such as spray cans. An interesting change in the line-up and certainly a festival for all fans of harder styles!

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Fotos: Mirco Wenzel

It had become evening in Ħaż-Żebbuġ. The news was over when FROZEN PLASMA took the stage and completely possessed it with their presence. The two sporty middle-aged guys didn’t take up much space, but their massive electro sound just felt like it filled up the whole room and electrified the crowd through and through. Even though the long-standing successful duo has performed in many places around the world, it was surely something special for them to be here in Malta. Felix seemed to be even more bouncy than usual and did a particularly sweat-inducing workout on stage, which soon required the reduction of his upper clothing. The set started with “Warm-ongers,” so it was clear that Felix would quickly get… warm. With so many hits, it’s of course difficult to choose in just 45 minutes of playtime, but the mix was well selected. For the popular “Moths,” Malta was probably not the right climate, but “Foolish Dreams” surely also resonated with the Maltese. Whoever has never fallen into a “Murderous Trap” or thought about “Safe.Dead.Harm,” throw the first Maltese Aquavit glass! The guys from Germany were able to fully convince even in the Mediterranean sea’s foreign land. Even festivals without a pool offer have been saved by FROZEN PLASMA performances, they say.

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Fotos: Mirco Wenzel

After all the partying, gold glitter, and nudity, it’s time to return to the gentle, poignant black. Empathy Test, who are known for their melancholic tones, refuse to let the audience cool down and start their set with “Monster” at full throttle. With only 45 minutes on the clock, frontman Isaac doesn’t waste any time delivering what the band is known for: profound lyrics, haunting melodies, and goosebump-inducing moments at their best. Though with a new lineup on keyboard and drums, he manages to captivate the audience with songs like “Empty Handed,” “Holy Rivers,” and “Losing Touch,” and guaranteed to generate a few new fans. And even with lyrics like “It’s a low, lonely time to be alive..,” everyone knows that these 45 minutes are definitely something special.

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Fotos: Mirco Wenzel

What else is needed to round off a festival wonderfully so that you can disappear to the aftershow party without having any annoying leftover energy? Just one thing! Andy LaPlegua. The jack-of-all-trades from Norway, particularly known from COMBICHRIST, was on site today with his future pop project ICON OF COIL to wring out the audience properly. With hits like “Regret” and “Existence in Progress”, he once again demanded the audience to dance, and of course, no one contradicts Andy LaPlegua. The crowd gave it their all and was properly whipped up by the frontman. There were definitely no “Regrets,” only a desire for more alcohol or more reserves of energy. One hour and fifteen minutes were on the clock for ICON OF COIL, and the sound engineers rubbed their eyes in amazement as they witnessed the contortions of the undulating crowd that the band had driven them to. A worthy conclusion to this second day of the Dark Malta Festival. One of the birds from the loudspeaker-nests later tweeted me that he had seen a strange performance in the same place later that evening, as someone who has dealt with strange birds before. But we were warmly tired and paid no attention to such chirping. There was more interesting stuff to see outside, like constellations. When we returned around 1:45 a.m., the aftershow party was already in full swing, and we danced awkwardly and stiffly for a while, as befitting our advanced age, before finally giving in to the increasingly louder calls of our beds in St. Paul’s Bay. My seagull friend Giulia was, of course, already asleep, but I was counting on her presence the next morning.

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Fotos: Mirco Wenzel
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