Das Ende einer Ära – KNASTERBART & TROBI – Ein letztes Mal in Hannover

Eine Ära geht zu Ende. Nach all den Jahren konnten sich KNASTERBART aus der Gosse retten und sind sesshaft geworden. So hängt die Gossenband ihre Karriere an den Nagel. Natürlich nicht ohne einen letzten Knall in Form einer Tour durch alle Gossen – oder Städte – der Nation. Das vorletzte Konzert der Geschichte findet so in Hannover statt. Begleitet wird KNASTERBART auf der letzten Tour von der Band des Bieres, TROBI.

Die Band des Bieres? Wie möchte man eine Band sonst bezeichnen, in deren Texte es um nichts anderes geht? Ihr erstes und aktuelles Album heißt “Bier & Jetzt” und der Name ist Programm. “Moin Hannover, wir sind TROBI und wir singen über Bier”, begrüßt uns Sänger Tristan, während im Publikum ein aufblasbares Bier langsam gen Himmel ragt. Auch sonst ist das Publikum ausreichend mit dem “guten Stoff” bewaffnet. Jedoch stellt sich das mit dem Nachschub als schwer heraus, sind die Schlangen an den Zapfanlagen doch so lang, dass man den halben Auftritt verpassen würde. Egal, dann gibts eben Bier auf die Ohren. Auf der Bühne befinden sich nur Tobi, welcher Gitarre und Basedrum spielt, und Tristan, welcher singt und immer wieder mit Perkussion unterstützt. Vermutlich leitet sich der Name der Band aus dem Namen der Musiker und Bier zusammen und ist vermutlich bei Letzterem entstanden. In den kurzen Pausen zwischen den Songs leiten die Fans keinen Chor mit dem Namen der Band ein, sondern – wie wollte es auch anders sein – mit “Bier!”. Aber auch für ein politisches Statement bleibt Zeit. “Kein Bier für Nazis!” sagt alles, was gesagt werden muss. “Mein Bier ist leer, wir müssen zum Ende kommen”, sagt Tobi gegen Ende des Sets, dessen Ende anschließend mit “Ohne Bier, Ohne Mich” eingeläutet wird. Darauf ein kühles Blondes.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Wenn während der Umbaupause eine Toilette auf die Bühne getragen wird, kann man sich auf so einiges einstellen. Zum Glück ist diese aber nur mit Getränken befüllt, für die Band der Stunde, die nun auf die Bühne kommt: KNASTERBART. Nach einer kurzen Ansage, die ironischerweise die Wichtigkeit von KNASTERBART betont, geht es mit “Gossenhauer” direkt in die Vollen. Ein Fan im Publikum hat jedoch anderes vor. Er sitzt oberkörperfrei auf den Schultern seines Kollegen und hat auf seine Brust “Fips, befummel mich” geschrieben. Fummelfips kommt kurz aus dem Konzept, meint aber sein Name kommt schließlich nicht von ungefähr, dass man das aber lieber auf nach der Show verschiebe. Später schiebt Hotze hinterher, dass jeder, der noch nicht den Nachnamen KNASTERBART hat, sich nach der Show mit Gitarrist Schramme verheiraten kann, er hätte noch 10 Finger frei.

Einen Neuzugang gibt es jedoch schon. Den Bronkel (eine Mischung aus Bruder und Onkel) von Fummelfips, welcher ihn beim Singen unterstützt, da er laut eigener Aussage zu wenig gesoffen und geraucht hat und so nicht ganz bei Stimme ist. Bei KNASTERBART ist der Stammbaum nunmal ein Kreis. Generell dürfen auf der Abschiedstour viele Songs nicht fehlen, so ist das Set voll mit Klassikern, unter anderem auch “Ich trinke, also bin ich”, auf welches ein Medley aus “Cotton Eye Joe / Centerfold / Go Knaster” folgt. Anschließend findet sich Hotze mitten im Publikum auf einem Wagen wieder. Zu “Heiliger Hotze” wird er durch das Publikum gefahren und segnet alle Beteiligten mit einer Klobürste und Sekret. Manche mehr, manche weniger. Viele bekommen nur ein paar Spritzer ab, wenige aber die volle Ladung über die Glatze oder in Form von Zähneputzen verabreicht.

Ein Blick auf die Schlange vor dem Zapfhahn lässt einem weiterhin einen Schauer über den Rücken laufen. Aber auch nebenan beim Merch ist es nicht besser. “Schlechte Textil-Produkte zu überteuerten Preisen” wirbt Fummelfips für den Ausverkauf auf der Bühne, “alles muss raus!”. Aber aufgepasst, nicht dass ihr zufällig “Horst die Filzlaus“ mit kauft, welche sich zwischenzeitlich auch auf der Bühne zeigt. “Wir kommen zur besten Nachricht des Abends… Wir haben bald Feierabend, das ist unser letzter Song!”, sagt uns Fummelfips, was ihm viele “Buhh!”-Rufe beschert. Als letzten Song gibt es “Lieber widerlich, als wieder nich”, mit einem langen “Bratensauce-Special” von Fidolin.

Anschließend können sich die Fans nicht entscheiden, ob sie “Zugabe” oder “Bratensauce” rufen sollen und es entsteht ein großes Durcheinander. Aber natürlich kommt die Gossenband zurück auf die Bühne und singt, zusammen mit TROBI “Gossenabitur”. Anschließend verlassen Hotze und Fummelfips kurz ihre Rollen, um ihre Dankbarkeit auszudrücken. Vor 10 Jahren ist die Band entstanden und konnte auf viele tolle Momente zurückblicken. In Hannover sollte die Show zunächst im Musikzentrum stattfinden, wurde jedoch hochgestuft, und ist dennoch ausverkauft, wofür sich die beiden erneut bedanken. Hotze sagt weiter, dass sein Charakter damals in Hannover entstanden ist, als er hier gewohnt hat, und er sich deswegen immer wieder freut, hier zu sein. Schließlich schließen die beiden nicht aus, in ein paar Jahren wieder mit KNASTERBART aufzutreten. Das letzte Konzert für die nächste Zeit wird jedoch im Sommer beim MPS Rastede stattfinden.

Zurück in ihren Rollen wird passenderweise mit “Ich werd zu alt” der letzte Song eingeläutet, zu welchem alle sich in Bademäntel kleiden. Anschließend verbeugen sich alle Musiker einzeln und gemeinsam, während “We Are the Champions” im Hintergrund spielt. “Auf Wiedersehen Hannover!”, das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen.

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Fotos: Cynthia Theisinger
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