Interview – DIE KRUPPS zum neuen Album “VISION 2020 VISION”

Ein Interview mit Jürgen Engler, Nils Finkeisen und Liz van den Akker.

An einem sonnigen Tag um die Mittagszeit finde ich mich vor dem goldenen Handschuh in Hamburg, auch „Honka Stube“ genannt, wieder. Spätestens, seit der Film von Fatih Akin Premiere auf der Berlinale gefeiert hat, weiß ganz Deutschland etwas mit dem Namen Fritz Honka anzufangen – und mit seiner Stammkneipe auf dem Kiez. Jürgen Engler hatte vor kurzem den Film gesehen und wollte sich nun einmal die Location selbst anschauen und diese Hautnah erleben.

Die Location und deren Devise „Ob jung, ob alt, ob arm, ob reich, in dieser Kneipe sind wir alle gleich. Das ist nun seit 1953 unsere oberste Devise, sowie der Hunger auf Erlebnis, was Verrücktes und dazu unbändiger Durst“ passt zu DIE KRUPPS wie die Faust aufs Auge. In der Bar gibt es Real oft mal was „auf die Fresse“ und der ein oder andere Gast landet mit einem Arschtritt vor dem Lokal. „Wir ballern unseren Fans nun mit den neuen Albumsongs ‘voll in die Fresse’ und die neuen Songs sind wie Tritte in den Allerwertesten“, so sagt Jürgen Engler, der charismatische und zugleich sehr bodenständige Frontman, von DIE KRUPPS.

DIE KRUPPS – Industrial Pioniere, die schon diese Art von „Schubladen Musik“ machten, als es dafür noch gar keine Schubladen gab. Gründer Jürgen Engler und Ralf Dörper packten treibende Sequenzen mit schwerem Gitarrensound zusammen und erschufen Musik mit Tanzflächenexplosionsgarantie. Das spiegelt auch die Ankündigung des neuen Albums wider. Brennende Sonnenbrillengläser auf dem Tourankündigungsplakat sprechen für sich. Die Jungs von DIE KRUPPS Jürgen Engler, Ralf Dörper, Marcel Zürcher, Nils Finkeisen und Paul Keller brennen für Ihre Band, das neue Album und die anstehende Tour. Am 15.11.2019 wird das neue Album dann endlich erhältlich sein.

 

Dianara: Danke erst einmal für Eure Zeit, die ja gerade aufgrund der neuen Albumproduktion ziemlich ausgelastet ist.

Jürgen: Zeit ist eines unserer Hauptprobleme, immer alles unter einen Hut zu bekommen. Schön, dass es aber hier und mit der Location geklappt hat.

Nils: Ja, das stimmt. Vor Allem Jürgen, Paul und Marcel befinden sich derzeit in den Entzügen der Album Fertigstellung und die Studiozeit ist ja immer knapp und vor allem teuer.

Dianara: Ihr habt Euch vier Jahre Zeit gelassen mit einem neuen Album. Was wird die Fans nun erwarten?

Jürgen: Es wird eine Rock-Electro-LP. Es wird einfach geil, weil wir wie immer genau das gemacht haben, was wir wollten. Wir lassen uns nicht von Schubladendenken bestimmen, sondern machen das, worauf wir Bock haben. Wir produzieren die Musik ohne Hintergedanken an bestimmte Genres. Wir haben aufgrund der langen Zeit, in der wir Musik machen, einen gut gefüllten Schrank und davon haben wir für das neue Album einfach die ein oder andere Schublade aufgemacht, uns bedient und daraus etwas vollkommen Neues kreiert. Und das ist der Grund, warum es uns immer noch gibt und was die Fans wohl an uns schätzen.

Nils: Das neue Album wird eine Weiterentwicklung. Es wird viele kleine Überraschungsmomente geben und trotzdem ein typisches DIE KRUPPS Album sein. Der Titel ist ja jetzt schon bekannt – guck mal auf das Tour Plakat – und der Artwork Prozess ist fast abgeschlossen. Wir hatten hierzu gerade ein Band Fotoshooting in Hamburg. Die Artwork Idee gefällt mir subjektiv sehr und das Booklet zur CD wird sicherlich für Spaß bei der einen oder anderen Autogrammstunde sorgen.

Dianara: Ihr habt das Album diesmal zusammen in Hamburg aufgenommen. Wie war diese Erfahrung für die Band?

Jürgen: Das ist wirklich das erste Mal in der Bandhistorie, dass wir zusammen alle in einem Raum vor Ort zusammen gearbeitet haben. Durch die moderne Technik ist es ja heutzutage kein Problem, auch zusammenzuarbeiten und trotzdem an unterschiedlichen Orten zu sein. Mein Lebensmittelpunkt ist ja in Austin, USA. Sonst habe ich mit Marcel Zürcher oder Ralph Dörper immer E-Mail hin und her gesendet oder wir haben telefoniert. Für die Zeit des neuen Albums habe ich kurzerhand meinen Lebensmittelpunkt einfach mal nach Hamburg verlegt und bleibe bis zur Fertigstellung hier. Eine tolle Erfahrung. Hamburg ist eine großartige Stadt mit so vielen verschiedenen Möglichkeiten. Heute sitzen wir hier in dieser Kiezkaschemme und später besuchen wir die Elbphilharmonie. Ich mag diese Art der Unabhängigkeit und Vielfalt.

Nils: Ja, stimmt. Es ist das erste Mal, dass wir ein Album wirklich zusammen, also alle zeitgleich in einem Studio, aufnehmen konnten. Hier hatten wir die Möglichkeit mehr im direkten Miteinander zu arbeiten. Die Prozesswege waren kürzer und wir konnten intensiver über die Songs miteinander diskutieren und neue Ideen gleich ausprobieren und umzusetzen. Wir haben das große Glück, dass wir in Hamburg in einem modernen Studio arbeiten können, wo unter anderem auch Peter Maffays letztes Album produziert wurde, dass gerade in den Charts voll durchgestartet ist. Die Zusammenarbeit mit den Chefrock Studios ist für uns im Hinblick auf die Technik besonders wertvoll. Das uns hier zur Verfügung gestellte Equipment trägt einen guten Teil dazu bei, dass wir eine besonders hochwertige Endproduktion abliefern können.

Dianara: Das hört sich ja toll an. Aufgrund der engen Zusammenarbeit im Studio, kann man dann von einem „richtigen Band Album“ sprechen?

Jürgen: Was ist denn ein falsches Bandalbum? (guckt mich schief an und lacht). Nein, ich verstehe worauf Du hinauswillst und ja, das kann man so sagen, weil wir so in dieser Form noch nie ein Album produziert haben.

Nils: Ja, es wird ein Band Album, weil wir diesmal wirklich viel Zeit zusammen verbringen konnten. Wir werden am Ende einen ganzen Schwung Songs haben und bisher sieht es danach aus, dass es eine EBM-Rock-Scheibe wird. Kein typischer Gothik-Rock, kein typischer Metal, sondern eine reichlich spezielle Mixtur aus EBM und handgemachter Musik. Das ist ja etwas, was uns als Band in den letzten Jahren ausgemacht hat und auch live viel Energie im Publikum sowie auf der Bühne freigesetzt hat. DIE KRUPPS erfinden sich wieder neu – aber nur ein kleines Stück – am Ende klingt es tatsächlich sehr nach dem, was gerade auch auf der Bühne passiert. Mit Jürgen Engler und Marcel Zürcher haben wir zwei tolle Songschreiber, die schon auf den letzten Alben gezeigt haben, wie Variantenreich man EBM und Metal miteinander verknüpfen kann. Mit Paul Keller haben wir nun einen exzellenten Trommler an Board, der auf dem Album wirklich sehr authentische Drums eingespielt hat – das groovt schon etwas anders, und ich vermute, das werden auch langjährige Fans der Band bemerken werden.

Dianara: Es wird ja nicht nur das neue Album geben, sondern auch eine Tour. Wenn man sich den Tour Plan ansieht, habt Ihr Euch ganz schön was vorgenommen.

Jürgen: Ja, wir freuen uns schon sehr auf die Tour. Mit Sonic Seducer haben wir einen tollen Partner an unserer Seite und unsere beiden Supports MANNTRA und VIRAL sind großartige Musikerkollegen. Das wird einfach eine sehr, sehr geile Zeit.

Nils: Ja, das Album wird Anfang November erscheinen und dann geht es auch gleich los auf Tour. Stimmt. Diesmal haben wir recht viele Gigs, in kurzer Zeitabfolge. Wir freuen uns sehr darauf. Für mich ist es wichtig, dass wir dem Publikum eine tolle Show liefern und wir die Konzerte zusammen mit den Fans feiern können. Daher ist es mir wichtig, immer möglichst stressfrei auf die Bühne zu kommen und mit guten Gedanken eine coole Show zu spielen. Das ist sozusagen meine Vorbereitung neben der Kontrolle der Technik, damit während des Gigs alles reibungslos funktioniert und wir alle zusammen einen richtig geilen Abend hatten.

Dianara: Es gibt ja nicht nur ein neues Album, sondern auch musikalische Unterstützung in Form von Sängerin Liz van den Akker

Jürgen: Ja, wir freuen uns sehr, dass wir Liz bei einigen Shows mit auf der Bühne haben werden. Das bringt nochmal extra frischen Wind und ist wieder etwas, was wir lieben. Unsere Fans immer wieder zu überraschen.

Liz: Ja, ich freue mich sehr das ich mit den Jungs zusammen arbeiten kann. Im Februar haben wir uns getroffen und entschieden, dass ich bei einigen Shows mit dabei sein werde. Diese Erfahrung ist wundervoll und ich liebe es mit Ihnen auf der Bühne zu stehen und für die Fans eine grandiose Show abzuliefern. Das ist Energie pur.

Dianara: Jetzt haben wir so viel über das neue Album gesprochen, was macht Ihr, wenn das neue Album fertiggestellt ist?

Jürgen: Ich werde wieder in die USA zurückkehren und dort wieder für Cleopatra Records arbeiten. Als Hausproduzent habe ich gerade die aktuell erscheinende neue David Hasselhoff LP fertiggestellt.

Dianara: David Hasselhoff? Dein Ernst?

Jürgen: Ja, absolut. Das war eine wirklich super Zusammenarbeit und David ist ein verdammt cooler Typ. Das wird etwas richtig Großes. Einfach richtig cooles Zeugs. Das wird, wie Dich gerade, viele überraschen. Und genau das mag ich, Menschen immer wieder zu überraschen, mit Dingen, die sie nie vermutet hätten.

Nils: Ich arbeite, wie schon in den vergangenen 16 Jahren, weiterhin hier in Hamburg in einem Musikalienhandel – No.1 Guitars in Bahrenfeld – und schreibe nebenbei für ein Fachmagazin. Viel schöner kann ich Musik und Beruf kaum verbinden und es bleibt auch immer genügend Zeit für die Band.

Liz: Ich werde, nach meinen Hamburg Besuchen, wieder zu Hause in den Niederlanden sein und dort in meinem Homestudio neue Tracks generieren.

Dianara: Was würdest Du als Deinen größten Erfolg bisher bezeichnen und was ist für Dich absolut wichtig im Leben?

Jürgen: Mein größter Erfolg ist mein internationaler Erfolg. Ich habe damals als Mitglied der Punkband (MALE) angefangen richtig Musik zu machen. Vor einer Handvoll Leute haben wir gespielt. Diese Band hat übrigens bis heute Bestand. Vor kurzem haben wir mit MALE auf einem Festival gespielt. Ich habe kontinuierlich hart gearbeitet und bin dann mit DIE KRUPPS richtig durchgestartet. Besonders stolz bin ich aber darauf, dass ich in den USA erfolgreich leben und arbeiten kann. Das ist mein persönlich größter Erfolg. Was mir im Leben wichtig ist: den Punkgeist zu erhalten, meinen Spirit zu bewahren und immer noch für die Sachen, die ich liebe und mache, zu brennen.

Liz: Mein größter Erfolg ist es, ein eigenes Studio zu Hause zu haben und dass ich mit so professionellen Musikern und Bands wie DIE KRUPPS zusammen arbeiten kann. Mein persönlich größter Erfolg ist, dass ich es geschafft habe, meine Krankheit im Jahr 2011 zu besiegen und das ich eine wunderbare Mutter für meine beiden wundervollen Kinder bin. Meine beiden Kids sind neben der Musik das Wichtigste für mich. Ansonsten ist mir positive Energie sehr wichtig und die Menschen in meinem Umfeld, die auf eine besondere Art und Weise genauso crazy und genauso liebenswert sind, wie ich.

Dianara: Vielen Dank für Eure Zeit und wir freuen uns auf das neue Album und die anstehende Tour.

Jürgen: Danke Dir für dieses Treffen, an einem doch eher ungewöhnlichen Ort. Das hat uns allen viel Spaß gemacht.

Liz und Nils: Wir sehen uns dann sicher auf der Tour und freuen uns. Vielen Dank an Euch, dass Ihr über uns schreibt.

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